Streit um Währung bei Zahlungen: Poker um russisches Gas wird härter
Russland droht mit dem Ende der Gaslieferungen – Bundesaußenministerin Baerbock und Wirtschaftsminister Habeck ziehen Konsequenzen.
„Unternehmen sollten die veränderten Rahmenbedingungen und die total neue Lage in Rechnung haben, die durch den Wirtschaftskrieg gegen Russland entstanden ist“, sagte Peskow mit Blick auf westliche Sanktionen. Er bekräftigt, ausländische Käufer der fossilen Brennstoffe müssten in Rubel zahlen. Russland werde sein Gas nicht umsonst exportieren.
Eine Zahlung in Rubel hatten die G7-Staaten allerdings als Vertragsbruch abgelehnt. Am Dienstag bekräftigen die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) beim 8. „Berlin Energy Transition Dialog“ die harte Haltung gegenüber Russland: „Wir wollen uns komplett unabhängig machen von fossilen Importen aus Russland“, sagte Baerbock. Eine solche schnelle Energiewende „gibt es nicht umsonst“, und sie müsse ihre Lieferanten etwa bei grünem Wasserstoff genau auswählen, damit nicht „saubere Energien mit schmutzigen Deals eingekauft würden.“
Habeck ergänzte mit Blick auf die deutsche Energie-Abhängigkeit von Russland: „Es war nicht nur dumm, alle Karten auf ein Land, sondern auch noch auf dieses Land zu setzen.“ Der Druck zum Handeln in der Energiewende sei gestiegen, wir „müssen jetzt viel schneller umsetzen, was wir ohnehin machen“.
Außenministerin Annalena Baerbock
Das war auch der Tenor der gesamten Tagung. Das diesjährige Motto „Vom Ehrgeiz zum Handeln“ verstanden viele als Aufforderungen unter dem Eindruck des Ukrainekriegs. „Putin will, dass Europa weiter an der Nadel seines Erdgases hängt“, sagte der ukrainische Vize-Energieminister Jaroslaw Demchenkov.
„Er will den Mythos verlängern, dass die EU abhängig ist von Russland und die grüne Transformation eine Sackgasse ist.“ Europa solle aus dem Import von russischem LNG-Gas aussteigen (das nur einen kleinen Teil der Gasimporte ausmacht), aber nicht die Pipelines zudrehen: „Europa muss das klug machen und nicht seine Energiesicherheit gefährden.“
Die schnelle Abkehr von fossilen Energien forderte auch die internationale Agentur für erneuerbare Energien (Irena): Die Energiewende sei „weit entfernt davon, auf dem richtigen Pfad zu sein, radikales Handeln ist notwendig.“ Dafür müssten Erneuerbare dreimal so schnell ausgebaut werden wie bisher, die Wasserstoffkapazität weltweit von 0,5 auf 350 Gigawatt bis 2030 erhöht werden und der Anteil von E-Autos an Neuwagen von derzeit 8 auf über 50 Prozent bis 2030 steigen.
Kosten: 5,7 Billionen Dollar, das meiste von privaten Investoren. Die öffentlichen Ausgaben für die Energiewende müssten sich jedoch auch verdoppeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?