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Streit um Syrien-Politik der USAEklat im Weißen Haus

Das US-Repräsentantenhaus verurteilt Trumps Rückzug der US-Truppen aus Nordsyrien. Zwischen dem Präsidenten und führenden Demokraten geht es hoch her.

Laut Donald Trump eine „sehr kranke Person“: Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi Foto: Carlos Jasso/reuters

Washington/Berlin ap/taz | Er nannte sie eine „drittklassige“ Politikerin. Und sie sagte, er sei einfach ausgeflippt. Bei einem Treffen von US-Präsident Donald Trump und der ranghöchsten Demokratin Nancy Pelosi ging es im Weißen Haus dem Vernehmen nach hoch her, am Ende kam es zum Eklat.

Schimpfkanonaden und Wutanfälle bei Sitzungen zwischen Trump und Kongressanführern – dies gilt inzwischen schon als ein vertrautes Ritual, das am Mittwoch nur um eine neue Anekdote für die politischen Geschichtsbücher ergänzt wurde. Doch diesmal spielte sich die Konfrontation vor der Kulisse fortschreitender Ermittlungen im Repräsentantenhaus zu einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen Trump ab. Mit Pelosi kam also die Top-Politikerin der Demokraten ins Weiße Haus, die Trumps politische Zukunft mitentscheiden könnte.

Die Regierung hatte die Kongressspitzen einbestellt, um über die Lage in Syrien zu beraten. Kurz zuvor hatte das Repräsentantenhaus sich mit 354 zu 60 Stimmen überwältigend klar gegen Trumps Befehl ausgesprochen, die US-Truppen aus dem Norden des Bürgerkriegslands abzuziehen. Dies bedeutete, dass auch viele Republikaner mit den Demokraten stimmten und ihrem Präsidenten so eine seltene Ohrfeige verpassten. Ihnen stößt sauer auf, dass Trump mit der Rückzugsorder eine türkische Militäroffensive gegen syrische Kurdenmilizen möglich gemacht hat, die jahrelang an der Seite der USA gegen die Terrormiliz Islamischer Staat kämpften.

Kurz vor dem Treffen im Weißen Haus waren Vizepräsident Mike Pence, Außenminister Mike Pompeo und Trumps neuer Nationaler Sicherheitsberater Robert C. O'Brien in die Türkei aufgebrochen, um die türkische Regierung zu einem Waffenstillstand zu bewegen. Doch auch das stieß in Washington auf Kritik. Der republikanische Senator Mitt Romney sagte, das sei wie ein Farmer, der all seine Pferde verloren habe und anschließend losgehe, um das Tor der Koppel zu schließen.

Trumps Brief vom 9. Oktober an Erdogan Foto: Bourg/reuters

Zum Auftakt: Trump lobt Trump

Trump hatte zuvor gesagt, wenn Syrien und die Türkei Krieg führen wollten, dann sollten sie das halt tun. „Aber was hat es mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu tun, wenn sie um syrische Gebiete kämpfen?“ Er sei angetreten, um die endlosen Kriege der USA zu beenden. „Wenn Russland sich in Syrien einmischen will, dann ist das ihre Sache.“ Er wünsche viel Glück.

Der republikanische Senator Lindsay Graham aus South Carolina schrieb auf Twitter: „Ich hoffe, Präsident Trump hat recht mit seinem Glauben, dass die türkische Invasion in Syrien uns nichts angeht, dass es nicht auf uns zurückfällt, die Kurden alleingelassen zu haben, dass der Islamische Staat nicht wiedererstarkt und das Iran nicht in das Vakuum stößt, das seine Entscheidung hinterlassen hat.“ Er glaube aber, dass solche Aussagen des Präsidenten zu einem Desaster führten, das schlimmer sei als Präsident Obamas Entscheidung, die Truppen aus dem Irak abzuziehen.

Das Treffen im Weißen Haus habe Trump mit reichlich Selbstlob für seinen „fiesen“ Brief an seinen türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan eröffnet, berichtete ein Demokrat. In dem Schreiben warnte der US-Präsident Erdoğan mit Ausrufezeichen davor, die Kurden „abzuschlachten“.

„Sie werden positiv in die Geschichte eingehen, wenn Sie das richtig und human erledigen. Aber Sie werden für immer ein Teufel sein, wenn keine guten Dinge passieren. Seien Sie kein tough guy! Seien Sie kein Narr!“, hatte Trump an Erdogan geschrieben. Trumps Auftaktmonolog beim Treffen im Weißen Haus bezeichnete der Demokrat als langatmig und bombastisch.

Pelosi: „Mit Ihnen führen alle Straßen zu Putin“

Pelosi erwähnte dann aber das jüngste Votum in der Parlamentskammer. Und Chuck Schumer, demokratischer Minderheitsführer im Senat, fing an, dem Präsidenten gegenüber ein Zitat von Ex-Pentagonchef James Mattis zu zitieren. Es handelte davon, wie notwendig es sei, US-Truppen in Syrien zu belassen, um ein Erstarken des IS zu verhindern.

Trump habe Schumer aber das Wort abgeschnitten und Mattis als den „am meisten überschätzten General der Welt“ tituliert. „Wissen Sie warum? Er war nicht taff genug“, schob Trump hinterher. „Ich habe den IS eingefangen.“

Pelosi erklärte Trump, dass Russland schon immer danach strebe, im Nahen Osten Fuß zu fassen. Nun habe Moskau dies durch den US-Rückzug aus Nordsyrien erreicht, berichtete ein ranghoher Demokrat über die Unterredung. Pelosi fügte demnach hinzu: „Mit Ihnen führen alle Straßen zu Putin.“

Dann ging es los. „Ich hasse den IS mehr, als Sie es tun“, sagte Trump der Frontfrau der Demokraten. Pelosi antwortete: „Sie wissen das nicht.“

Trump: Pelosi ist „eine sehr kranke Person!“

Schumer schaltete sich an einem Punkt mit einer Frage an Trump ein: „Ist es Ihr Plan, sich auf die Syrer und Türken zu verlassen?“ Trump entgegnete: „Unser Plan ist es, das amerikanische Volk sicher zu halten.“ Worauf Pelosi sagte: „Das ist kein Plan. Das ist ein Ziel.“

Trump wandte sich Pelosi zu und beklagte sich über die „rote Linie“, die sein Vorgänger Barack Obama einst im Umgang mit der syrischen Führung zog. Nach Angaben Schumers bezeichnete er Pelosi dann als „eine drittklassige Politikerin“.

Dem für vornehme Manieren bekannten Fraktionschef der Demokraten im Repräsentantenhaus, Steny Hoyer, schwoll nun offenbar der Kamm. „Das ist nicht nützlich“, warf er ein. Hoyer und Pelosi erhoben sich und verließen den Raum. Trump rief ihnen noch einen Abschiedsgruße hinterher: „Auf Wiedersehen, wir sehen uns an den Urnen.“

In der Zufahrt zum Weißen Haus sagte Pelosi vor Reportern, dass Trump drinnen eine Art „Ausraster“ gehabt habe. Sie habe gehen müssen, weil der Präsident nicht in der Lage gewesen sei, die Realität der Situation zu durchblicken. Später legte Pelosi noch Wert darauf, klarzustellen, dass Trump sogar seine Beleidigung rhetorisch vermasselt habe. Statt der wohl von ihm beabsichtigten Zuschreibung „third rate“ (drittklassig) habe er „third-grade“ (dritte Klasse) gesagt.

Trump betonte wiederum später auf Twitter, dass Pelosi sich einen „totalen Ausraster“ geleistet habe. Sie sei „eine sehr kranke Person!“ Er twitterte auch Fotos vom Besprechungszimmer. „Glaubt ihr, dass sie mich mögen!“, schreibt er zu einem Bild, auf dem Pelosi und Schumer angeödet und mürrisch wirken.

In einem anderen Foto stellte er Pelosi als „nervöse Nancy“ dar, die sich nicht unter Kontrolle habe. Das Bild zeigt die Top-Demokratin mit ausgestrecktem Finger vor Trump stehen, um sie herum sitzen andere Kongressspitzen und hohe Militärs. Pelosi stellte es als Hintergrundfoto auf ihre Twitter-Seite.

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6 Kommentare

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  • Was für ein Kindergarten. Da werfen sich Leute, die nur noch den Hass aufeinander kennen, Unfug an den Kopf.

    Und das Schlimmste daran ist, dass es auch noch Schlagzeilen macht.

  • Zombie-Verrückt! Irgendwann hilft auch die Schminke nicht mehr. Was ich in Sachen türkische Militäroffensive „Friedensquelle“ in Syrien nicht verstehe, dass Linke Donald Trump schimpfen, weil er seine Soldaten zurück nach Hause holt und überhaupt US-Militärinterventionen für großen Bullshit hält. War das bisher nicht so, dass insbesondere Linke und Grüne US-Militärinterventionen, egal wann und wo stets verurteilten?

    Trump=Böse weil er keinen Krieg mehr führen will. Sachen gibt`s.

    Okay, Trump mag schon ein schräger Vogel sein, wahrscheinlich ist er auch ein Rassist. Aber ein Kriegstreiber ist er bisher nicht gewesen und das ist gut so. Und gut ist auch, dass Trump die undemokratischen Freihandelsabkommen (TTIP) restlos im Mülleimer entsorgt hat.

    Was wäre heute, wenn Killary Clinton US Präsidentin geworden wäre?



    Krieg in Syrien? Krieg in der Ukraine? Freihandelsabkommen überall?

  • "Er nannte sie eine „drittklassige“ Politikerin."

    LOL...... Mensch Donnie, how dare you?

    "Kurz zuvor hatte das Repräsentantenhaus sich mit 354 zu 60 Stimmen überwältigend klar gegen Trumps Befehl ausgesprochen, die US-Truppen aus dem Norden des Bürgerkriegslands abzuziehen."

    Na, dann erklärt der Türkei den Krieg. Das ist laut Artikel 1 der US Verfassung genau die Aufgabe des Kongresses.

    "Mit Pelosi kam also die Top-Politikerin der Demokraten ins Weiße Haus, die Trumps politische Zukunft mitentscheiden könnte."

    Dazu müsste sie als allererstes über ein Impeachmentverfahren abstimmen lassen. Solange sie das nicht tut ist es nur genauso ein Theater wie dieser sogenannte Eklat.

    "Pelosi fügte demnach hinzu: „Mit Ihnen führen alle Straßen zu Putin.“"

    Vielleicht hat es Pelosi noch nicht mitgekriegt, "Russlandaffäre" ist out, "Ukraineaffäre" ist in.

    "Der republikanische Senator Mitt Romney sagte, ..."

    Wenn es den Begriff RINO (republican in name only) noch nicht geben würde, für Romney müsste man ihn erfinden.

  • Nur zur Erinnerung, über die Beteiligung der Regierungsparteien an der Eskalation (nicht nur) in Syrien und Nahost.

    Vor Jahren wurde in Berlin das Bündnis der islamistischen und (vorgeblich) demokratischen Opposition, zusammen mit Saudi-Arabien und Katar, gegen die syrische Regierung geschmiedet. In weiterer Folge eskalierte der blutige Islamfaschismus in Syrien, auch mithilfe der türkischen Regierung und Munition und Gerät aus NATO-Beständen.

    Die deutsche Bundesregierung war federführend an den Bemühungen den syrischen Staat zu zerschlagen beteiligt. Dabei unter der medialen und öffentlichkeitswirksamen Flagge von ''Freiheit'' und ''Demokratie'', zusammen mit ihren saudischen Geschäftspartnern und feudal-monarchistischen Folterknechten.

    Dementsprechend ist das Wehklagen der GroKo- Bundesregierung und analoger Parlamentsparteien nur die Fortsetzung der ungebrochenen Sophisterei, so wie auch des ehemaligen Außenministers Gabriel (SPD), heute auch im ''Ehrenamt'' der ''Atlantik-Brücke ''.

    PS: Hätten wir eine demokratisch aufgeklärte Bevölkerung, so würde diese das Parlament und die Regierung auseinandertreiben. Aber wir haben immer noch keine Aufklärung und Demokratie. Allenfalls handelt es sich um demagogische Lippenbekenntnisse, die auch über die bürgerlichen Massenmedien weithin (manipulatorische) Verbreitung finden.

    - wie immer, stets ungeschminkt.

    17.10.2019, R.S.

    • @Reinhold Schramm:

      Schön, daß mal wieder jemand an den ominösen 'Verein der Freunde Syriens' erinnert (hiess jedenfalls so oder so ähnlich). Der damalige Aussenminister Steinmeier war ziemlich engagiert dabei.



      Völkerrechtlich war das eine 'Einmischung in die inneren Angelegenheite' Syriens, und medial wurde es von einer konzertierten 'Einheitsberichterstattung' in den allermeisten Medien begleitet. Es gab zumindestens in den allermeisten Medien keine differenzierte Berichterstattung über Syrien, auch in der 'taz' las es sich wie von der NATO-Pressestelle gegen gelesen...

  • Ein Mafioso verliert seine Pferde nicht von einer Koppel. Ein "Pate" weiß, wofür Pferdeköpfe gebraucht werden.