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Streiks verhindertTarifeinigung bei der Post

Post und Verdi einigen sich auf ein Tarifpaket. Verdi beziffert Erhöhung auf durchschnittlich 11,5 Prozent, die vor allem untere Lohngruppen entlasten.

Der Gewinn von 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2022 wäre ohne die Beschäftigten nicht möglich gewesen Foto: Jens Büttner/dpa

Berlin afp/reuters | In den Tarifverhandlungen bei der Deutschen Post ist am Samstag eine Einigung erzielt worden. Wie die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Post mitteilten, wurden deutliche Erhöhungen der Entgelte sowie der Vergütungen für Auszubildende und Studierende ausgehandelt. Die Einigung bringe den Beschäftigten „nachhaltig bis zu 20,3 Prozent Gehaltsverbesserungen“, teilte die Deutsche Post mit. Langwierige Streiks seien somit vermieden worden.

Der neue Tarifvertrag für die rund 160.000 Beschäftigten soll eine Laufzeit bis Ende 2024 haben. Der Einigung zufolge erhalten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Auszubildende eine Sonderzahlung zum Inflationsausgleich von insgesamt 3000 Euro über 15 Monate. Zusätzlich werden monatliche Grundentgelte der Tarifbeschäftigten, Auszubildenden und dual Studierenden ab April 2024 um 340 Euro erhöht, wie die Deutsche Post weiter mitteilte.

Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis sprach von einem „guten Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder nicht hätte erreicht werden können“. Positiv seien unter anderem die hohe Einmalzahlung im April und die Erhöhung der monatlichen Inflationsausgleichssonderzahlung um 20 Prozent gegenüber dem letzten Angebot der Arbeitgeber.

„Mit diesem Tarifergebnis wird unser wichtigstes Ziel, einen Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen, nach den aktuellen Prognosen der zu erwartenden Preissteigerungsrate erreicht“, erklärte Kocsis. Die Gewerkschaft werde nun eine Urabstimmung der Verdi-Mitglieder des Unternehmens über das Ergebnis einleiten.

Rekordgewinn von rund 8,4 Milliarden Euro

Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie erklärte, das Unternehmen sei „im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserer Kunden über unsere finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen“. Wichtig sei, dass längere Streiks vermieden werden konnten.

Verdi hatte ursprünglich Lohnerhöhungen von 15 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. Die Post hatte die Kosten der Forderung auf rund eine Milliarde Euro beziffert und Verdi vorgeworfen, damit das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland zu gefährden. Dies könnte zudem durch Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums für ein neues Postgesetz, die unter anderem mehr Wettbewerb beim Briefgeschäft vorsehen, weiter unter Druck geraten.

Die rund um den Globus aktive Deutsche Post, die weltweit rund 600.000 Menschen beschäftigt, fährt den Löwenanteil ihrer Gewinne längst außerhalb des traditionellen Briefgeschäfts in der Bundesrepublik ein. Insgesamt hatte der Konzern für 2022 einen operativen Rekord-Gewinn (Ebit) von rund 8,4 Milliarden Euro erzielt – doch diesen fuhr er vor allem abseits seines deutschen Traditionsgeschäfts ein.

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1 Kommentar

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  • Aber der Konzern bringt es nicht fertig, zuverlässig seine Dinstleistungen zu erbringen. Wie oft habe ich meine TAZ nicht oder um Tage zu spät erhalten? Und das war beileibe nicht alles: Briefe kommen nicht selten ebenfalls verspätet, manchmal verschwinden sie völlig. Die Zusteller*innen wechseln alle paar Wochen und das macht hier auf dem Lande sehr viel aus. Deren Bezirke werden immer größer und eine respektable Einarbeitung erhalten die meisten neuen Kolleg*innen nicht.