Streik bei der Deutschen Post: Noch geht die Post nicht ab

Über 80 Prozent der Verdi-Mitglieder bei der Post stimmen für einen unbefristeten Streik. Am Freitag gibt es kurzfristig neue Verhandlungen.

Ein Briefträger fährt mit seinem Fahrrad eine Straße entlang

Briefträger noch unterwegs in München – die Verdi -Mitglieder haben sich für einen unbefristeten Streik entschieden Foto: Sven Hoppe/dpa

BERLIN taz | Lässt sich ein harter Arbeitskampf bei der Deutschen Post noch abwenden? Überraschend hat der Vorstand des Bonner Konzerns die Gewerkschaft Verdi für Freitag zu einer Fortsetzung der bislang erfolglosen Tarifverhandlungen eingeladen. Damit reagiert die Post auf das am Donnerstag bekanntgegebene Ergebnis der Urabstimmung unter ihren gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten. Demnach lehnen 85,9 Prozent der Befragten das von der Arbeitgeberseite vorgelegte Angebot ab und sprechen sich für einen unbefristeten Streik aus.

Damit wurde das nötige Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen. „Das Ergebnis der Urabstimmung zeigt die Entschlossenheit unserer Mitglieder, für ein gutes Tarifergebnis zu kämpfen“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Der Postvorstand stehe „jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden“.

Das Gesprächsangebot der Post hat Verdi angenommen. Doch dass es zu einer Einigung kommt, gilt als nicht sehr wahrscheinlich – zu weit scheinen die Forderung der Gewerkschaft und das Arbeitgeberangebot voneinander entfernt.

Verdi fordert für die rund 160.000 Postbeschäftigten eine Lohnsteigerung in diesem Jahr von 15 Prozent. Das Arbeitgeberangebot ist kompliziert. Während Verdi einen Tarifvertrag mit der Laufzeit von einem Jahr anstrebt, soll er nach den Vorstellungen der Post zwei Jahre laufen: In diesem Jahr soll es nur steuerfreie Einmalzahlungen von jeweils 150 Euro pro Monat geben, im kommenden Jahr von monatlich 100 Euro.

Post macht Rekordumsatz

Damit würde die von der Bundesregierung ermöglichte Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 3.000 Euro ausgeschöpft. Erst im Januar 2024 soll es dann darüber hinaus eine Gehaltserhöhung von 150 Euro pro Monat geben, im Dezember 2024 kämen noch einmal 190 Euro hinzu.

Das sei das „finanziell umfangreichste Tarifangebot in der Geschichte unseres Unternehmens“, so Personalvorstand Thomas Ogilvie. Allerdings seien Streiks „weder im Interesse unserer Kunden noch im Interesse unserer Beschäftigten“. Daher habe die Post Verdi aufgefordert, „im Geist der auch schon vorher konstruktiv geführten Verhandlungen kurzfristig doch noch zu einem zustimmungsfähigen und wirtschaftlich tragfähigen Ergebnis zu kommen“. Wie ein neues Angebot aussehen könnte, ließ Ogilvie offen.

Kurz bevor Verdi am Donnerstagmittag das Urabstimmungsergebnis für den Streik verkündete, präsentierte der Postvorstand auf seiner Jahresbilanzpressekonferenz neue Rekordergebnisse. Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr auf 94,4 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern erhöhte sich auf 8,4 Milliarden Euro, wovon 1,3 Milliarden auf das Brief- und Paketgeschäft in Deutschland entfielen. Für dieses Jahr erwartet die Post einen vorsteuerlichen Gewinn zwischen 6 und 7 Milliarden Euro. Die Dividende soll auf 1,85 Euro pro Aktie erhöht werden.

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