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Strafantrag gegen evangelikalen PastorMenschenfeindliche Äußerungen

Bremens Christopher-Street-Day-Verein hat Strafantrag gegen den evangelikalen Pastor Olaf Latzel gestellt. Seither bekommt der Verein Hass-Mails.

Olaf Latzel ein Dorn im Auge: Bremens Christopher Street Day Foto: CSD

Bremen taz | Der Bremer Christopher-Street-Day-Verein hat bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag gegen den evangelikalen Prediger Olaf Latzel gestellt. Damit will man laut Vereinssprecher Robert Dadanski dafür sorgen, dass wegen aller in Betracht kommenden Straftatbestände gegen den Pastor der Martini-Gemeinde ermittelt wird – und nicht nur wie bisher in Bezug auf den Verdacht der Volksverhetzung.

Dass der Staatsschutz Olaf Latzel deshalb unter die Lupe nimmt, hatte Radio Bremen vor zehn Tagen bekannt gemacht. Auch die taz berichtete. Infolge des Strafantrags erlebe der Verein eine Flut von Hass-Mails und -kommentaren gläubiger Christ*innen, so Dadanski zur taz. „Manche in unserem Team leiden darunter psychisch.“

Den Strafantrag zu stellen sei „wichtig, da viele Straftatbestände wie beispielsweise Verleumdung ein Antragsdelikt sind“, erklärte der Vereinssprecher auf Nachfrage. Ohne den ausdrücklichen Wunsch des Bremer CSD-Vereins wären der Staatsanwaltschaft diesbezüglich die Hände gebunden.

Homophob aufgefallen war der Pastor der St. Martinigemeinde freilich schon öfter: Von seiner Kanzel predigte er bereits, dass man mit dem „Schwert des Glaubens“ gegen „Genderdreck“ und „Genderideologie“ vorgehen müsse und dass man gegen die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexualität „zurückschlagen müsse“.

Homophob aufgefallen war der Pastor der St. Martinigemeinde schon öfter

Konsequenzen hatte dies bisher keine – alle strafrechtlichen Ermittlungen wurden stets wieder eingestellt. Grund für die erneute Aufnahme der Ermittlungen durch den Staatsschutz war nun das Video eines im Oktober 2019 abgehaltenen „Eheseminars“ der Martini-Gemeinde. Darin ist Latzel zu sehen, wie er den „Genderdreck als Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung“ und Homosexualität „als Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet. Noch expliziter wird er bei einem späteren Teil seiner Rede, als er vor der „teuflischen Homolobby“ warnt und anmerkt, dass nun „überall diese Verbrecher von diesem Christopher Street Day rumlaufen“.

Das besagte Video ist mittlerweile nicht mehr auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde zu finden, liegt aber sowohl der Staatsanwaltschaft als auch dem CSD-Verein vor. „Bei vielen Straftatbeständen wie Verleumdung verjährt die Frist sehr schnell – oft schon nach 3 Monaten nachdem die geschädigte Person auf das angeklagte Verhalten aufmerksam geworden ist“, erläutert Dadanski, warum nun Eile geboten war.

„Wir hoffen auch im Hinblick auf die Bremische Evangelische Kirche, dass sich die Kirchenleitung nicht mehr von Olaf Latzel auf der Nase herumtanzen lässt.“ Aufgrund der kirchenrechtlichen Autonomie ihrer Mitgliedsgemeinden sei die BEK als Landeskirche indes „momentan vollkommen machtlos“.

In der BEK stoßen Aussagen und Bibelexegese des evangelikalen Pastors auf Empörung und Widerstand. „Das macht mich richtig zornig“, erklärt der leitende Bremer Theologe und Schriftführer der BEK, Bernd Kuschnerus, in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst am Sonntag. Olaf Latzel tue so, „als ob Gott unmittelbar durch ihn sprechen würde. Das geht nicht“.

Anachronistisch und absurd sei Latzels Verweis auf das dritte Buch Mose, wo es heißt, dass, wenn jemand bei einem Manne liege wie bei einer Frau „beide des Todes sterben“ müssten: „Im dritten Buch Mose steht auch, dass Meerestiere ohne Flossen und Schuppen ein Gräuel sind und nicht gegessen werden dürfen, ebenso alles, in dem noch Blut ist“, so Kuschnerus. „Aber niemand startet einen Feldzug gegen Muscheln, Scampi, oder Blutwurst.“

Zuvor hatte die Gesamt-Mitarbeiter*in­nenvertretung der BEK ihre Vorsitzenden in einem Brandbrief dazu aufgerufen, die menschenfeindlichen Äußerungen Latzels zurückzuweisen und seine Suspendierung für die Zeit der Ermittlungen in die Wege zu leiten. Es sei nötig, alle disziplinarrechtlichen Möglichkeiten gegen ihn auszuschöpfen, um „irreparable Schäden“ von der BEK abzuwenden. Der CSD geht mit seinen Forderungen allerdings noch weiter: „Ich apelliere an die Bremer Landeskirche, offen über eine Reform der Gemeindeautonomie nachzudenken, wenn es zu solchen Ergebnissen führt“, sagte Robert Dadanski der taz.

„Das eine sind ja die diffamierenden Aussagen gegenüber queeren Personen. Aber noch viel schlimmer ist es doch, dass sich Gewaltbereite durch Olaf Latzels Äußerungen animiert fühlen könnten, auch zur Tat zu schreiten.“ Entsprechend würden sich, seitdem der Strafantrag gestellt wurde, auf der Internetseite des CSD, auf Facebook und in den Mailpostfächern der Angehörigen „die Hasskommentare gläubiger Christ*innen, die uns wahlweise anfeinden oder für uns und unsere Sünden beten“ häufen.

„Diese Kirche hat doch auch eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft“, so Dadanski. Sie müsse „sehen, dass sie Probleme wie,Latzel’ in den Griff bekommt!“

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10 Kommentare

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  • Zitat:Latzel



    "So bezeichnete er Homosexualität als „todeswürdig“. Sie sei „ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch“."

    die Hexenverbrennungen sind noch nicht allzulange her

    und nicht jeder der die Bibel liest versteht diese.

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    Wenn ein Mitmensch der Hilfe bedarf so sollte ihm doch unbedingt geholfen werden - wenn der Betroffene einem Dienstherrn unterstellt ist, so ist doch auch dieser Dienstherr für die Gesundheit seines Mitarbeiters in der Fürsorgepflicht - es wäre doch schön, wenn der Dienstherr da langsam einmal tätig wird - es wird ja scheinbar nicht besser mit dem Herrn O. L. aus HB auf diesem Wege gute Genesung ! Auch im Sinne seiner Gemeinde und allen Mitmenschen auf Erden...denn um Nächstenliebe geht es uns doch allen - Achtung und Respekt für jeden Mitmenschen sollte auch den Theologen dieses Landes eine Selbstverständlichkeit sein.

  • Ziemlich unsympathischer Typ dieser Hr. Latzel. Aber Volksverhetzung und Verleumdung? Im Anbetracht dessen was Satire so darf, sollte die im Text erwähnten Zitat furchtbar aber eher legal sein, oder? Jedenfalls fällt es mir schwer darin eine Volksverhetzung zu erkennen, vieleicht erklärt es mir mal jemand.

    • @Hammer Frank:

      >Im Anbetracht dessen was Satire so darf<

      und genau deshalb sollte man frühzeitig genau lesen und ggfls. konsequent dagegen halten

      denn sonst liegt die Messlatte für Anstand unterhalb der von Gräbern

    • 0G
      02612 (Profil gelöscht)
      @Hammer Frank:

      Also bei uns in der NWZ wird immer öfter über die Verfehlungen des Herrn O. L. aus HB berichtet.



      So geht es auch um diffamierende Äußerungen gegen Muslime, Katholiken, Buddhisten pp.



      Da die evangelische Kirche ja auch zu den missionierenden Kirchen gehört, könnte es sich um Abwerbung anderer Glaubensrichtungen handeln...

  • Man sollt sich immer Folgendes vor Augen halten:



    Wenn dir jemand schreibt, Dein Leben sei Sünde (warum auch immer - ggf. reicht es ja Abonnent der taz zu sein? :-) ) und er/sie würde für Dein Seelenheil beten, möchte Dir eben NICHT etwas Gutes tun.

    Ein echter Christ betet und sagt nichts, denn im Glauben ist zuerst das Beten selbst das Wewrkzeug, nicht das Reden darüber.

    Wer aber solche Emails schreibt tut lediglich Folgendes:



    - Er/sie erhebt sich über den Anderen, ggf. sogar öffentlich und er/sie vergewissert sich, auf der überlegenden Seite zu stehen.



    - Außerdem macht er/sie den Empfänger zum Bedürftigen, der jener kann sich ja gegen die unerwünschte Gabe nicht wehren.

    Es fällt schwer, darin keine beabsichtigte strukturelle Gewalt zu sehen.



    Wie das mit Jesus und der Bergpredigt zusammenpasst, lasse ich mir gerne erklären.

    • 0G
      02612 (Profil gelöscht)
      @Sonntagssegler:

      Mit dem Beten und mit der Nächstenliebe ist es doch gar nicht so schwer - " was du nicht möchtest das man dir antue, das tue auch keinem anderen an " und schon läuft das Rad rund...

    • @Sonntagssegler:

      @Sonntagssegler

      "Wie das mit Jesus und der Bergpredigt zusammenpasst, lasse ich mir gerne erklären."

      Matthäus schreibt:



      " Glücklich seid ihr, wenn man euch meinetwegen beschimpft*,m verfolgtn und alle möglichen boshaften Lügen über euch erzählt"



      --> vielleicht wird hier versucht einen christlichen Weg zum Glück zu zeigen?

      Ansonsten wird die Ablehnung der Homosexualität nicht aus der Bergpredigt abgeleitet, sondern z.B. aus der Genesis -1,27



      "Gott schuf den Menschen als Mann und Frau, damit sie sich zu einem Paar vereinen und Partner füreinander sind "



      und natürlich ganz explizit Römer 1,26-27:



      "Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; 27 ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer treiben mit Männern Unzucht und erhalten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. "

    • @Sonntagssegler:

      Ja, volle Zustimmung meinerseits.

      • 0G
        02612 (Profil gelöscht)
        @Fallmanagerin:

        ...die taz zu lesen - wäre doch immer eine Sünde wert - ein Opfer ist es jedenfalls nicht !