Stichwahl in den Malediven: Pro-chinesischer Präsident gewählt
Der konservative Bürgermeister der Hauptstadt, Mohamed Muizzu, wird neuer Präsident. Sein Peking-freundlicher Kurs ist ein Rückschlag für Indien.
Der 62-jährige Solih gratulierte Muizzu zum Sieg, der ein in Großbritannien ausgebildeter Bauingenieur ist und später Wohnungsbauminister wurde. Er leitete mehrere von China finanzierte Großprojekte wie den Bau einer 200 Millionen Dollar teuren Brücke. Muizzu versprach jetzt unter anderem Gehaltserhöhungen für Soldat:innen und Polizist:innen. Seinen Wahlerfolg nannte er ein „großartiges Beispiel für Nationalismus“.
Muizzu fordert auch die Freilassung seines politischen Mentors, des autoritären Ex-Präsidenten Abdulla Yameen. Der wurde wegen Korruption zu elf Jahren Haft verurteilt und durfte deshalb jetzt nicht kandidieren. Das war die Chance für Muizzu.
In der strategisch wichtigen Inselgruppe der Malediven, die sich südwestlich von Indien und Sri Lanka mit einer Bevölkerung von einer halben Million Menschen im Indischen Ozean befindet, ringen die beiden Atommächte Indien und China um Einfluss.
Abgewählter Amtsinhaber steht für Nähe zu Indien
Im Wahlkampf hatte Solih für die traditionelle Ausrichtung an Indien geworben. Seine Partei, die sich zwischenzeitlich sogar einmal im sri-lankischen Exil Schutz suchen musste, setzt sich seit Jahren für Menschenrechte und Demokratie ein. Unter Solih trat die islamische Republik 2020 wieder dem Commonwealth bei, dem Zusammenschluss britischer Ex-Kolonien.
Doch Solih hatte sich mit Parlamentspräsident und Ex-Präsident Mohamed Nasheed zerstritten. Der Machtkampf der beiden innerhalb der MDP führte im Mai dazu, dass Nashid sich mit einigen Getreuen abspaltete und eine eigene Partei gründete. Nashid hatte Solih vorgeworfen, gegen demokratische Prinzipien zu verstoßen.
Muizzu setzt jetzt auf eine stärkere Annäherung an die Volksrepublik und tritt damit in die Fußstapfen von Yameen. In dessen Amtszeit fielen der Bau luxuriöser Strandresorts und eine Zunahme chinesischer Großkredite für Bauprojekte.
Yameens Orientierung nach Peking hatte neben Delhi auch Washington alarmiert. Die PPM gilt als Befürworter der chinesischen Infrastrukturinitiative „Neue Seidenstraße“. Bei einem Treffen mit Vertretern der Kommunistischen Partei Chinas 2022 sagte der jetzige Wahlsieger Muizzu, die Rückkehr seiner Partei an die Macht werde „ein weiteres Kapitel der starken Beziehungen zwischen beiden Ländern schreiben.“
2018 hatte die Bevölkerung Yameen wegen seines autokratischen Regierungsstils abgewählt. Auch wurde ihm vorgeworfen, das Land in eine chinesische Schuldenfalle zu treiben. Inzwischen sitzt er seine Haftstrafe auf der Gefängnisinsel Maafushi ab, wo er einst selbst politische Gegner einsperren ließ.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Sport in Zeiten des Nahost-Kriegs
Die unheimliche Reise eines Basketballklubs