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Stellenabbau bei SiemensTausende werden arbeitslos

Der Elektrokonzern kündigt durch einen Umbau weltweit 13.100 Stellen, in Deutschland 5.100. Die IG Metall kritisiert, dass langfristige Lösungen nötig wären.

Über Siemens kreist kein Pleitegeier, aber entlassen wird trotzdem kräftig. Bild: dpa

MÜNCHEN dpa | Der Elektrokonzern Siemens streicht bei seinem radikalen Konzernumbau und wegen Problemen mit schwächelnden Geschäftsfeldern weltweit insgesamt 13.100 Arbeitsplätze, davon 5100 in Deutschland. Damit will Siemens-Chef Joe Kaeser den Konzern, der schon länger Wettbewerbern wie dem US-Erzrivalen General Electric hinterherhinkt, profitabler machen. Zuletzt beschäftigte Siemens weltweit insgesamt 342 000 Menschen, davon 114.000 in Deutschland.

Am Donnerstag gab der Konzern in München bekannt, dass über den bereits bekanntgegebenen Abbaumaßnahmen weitere 4500 Arbeitsplätze weltweit wegfallen sollen. Hintergrund sind die Probleme im Energiegeschäft sowie die Sanierung ertragsschwacher Geschäfte. Siemens kämpft im Stromerzeugungsgeschäft mit einem schwierigen Marktumfeld mit Preisverfall und einer Nachfrageflaute bei großen Gasturbinen.

Für das Energiegeschäft hatte der Konzern deshalb bereits angekündigt, dass 1200 Jobs gekappt werden. Der ebenfalls bereits bekanntgegebene Stellenbau im Zuge des Konzernumbaus reduziert sich derweil: Statt 7800 Jobs fallen nun 7400 Arbeitsplätze weg, davon 2900 in Deutschland. Ursprünglich sollten 3300 Stellen in Deutschland von dem Umbau betroffen sein, doch habe sich die Zahl nach Gesprächen mit den Arbeitnehmervertreten reduziert, hieß es.

Die IG Metall hat mit deutlicher Kritik auf die neuen Stellenabbau-Pläne bei Siemens reagiert. „Das Management dreht bei akuten oder strukturellen Problemen reflexartig an der Schraube der Personalkosten“, erklärte die Gewerkschaft am Donnerstag. Stattdessen müssten langfristig tragfähige und innovative Lösungsansätze entwickelt werden.

Im abgelaufenen Quartal belastete ein kräftiger Gewinnrückgang in der Energiesparte das Unternehmen. Weil das Ergebnis im zentralen Bereich für Stromgewinnung aus fossilen Brennstoffen (Power & Gas) um ein Drittel absackte, rutschte auch die für den Konzern wichtige Rendite des Kerngeschäfts unter den angepeilten Zielkorridor. Vom stagnierenden Umsatz blieben nur noch neun Prozent als operativer Gewinn übrig – eigentlich wollen die Münchner zehn bis elf Prozent einfahren.

Unter dem Strich verdreifachte sich der Überschuss zwar auf 3,9 Milliarden Euro – das lag aber vor allem am Verkauf der milliardenschweren Anteile an der Hausgerätesparte BSH, die Siemens an den Partner Bosch abgab. Die Ziele für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr bestätigte Konzernchef Joe Kaeser – betonte allerdings, dass die für Siemens wichtigen Märkte weiterhin „komplex“ bleiben.

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7 Kommentare

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  • und areva zudem auch noch 6.000. los, ihr supi gewerkschaften aller laender, ruestet zum kampf gegen diese ungerechte vernichtung von arbeitsplaetzen und plaediert fuer den erhalt aller atomanlagen, und in strukturschwachen gebieten koennen ja gleich noch welche dazu gebaut werden! gegen arbeitsplatzverlust - fuer atomkraft! und geschlossene steinkohlebergwerke koennen da ja gleich mit reaktiviert werden. oeffnet die gruben! gebt neuen generationen von armen jungen arbeitslosen eine perspektive - glueck auf fuer eine neue kumpelgeneration! dampfmaschinenmechaniker! weber! gern auch unter 12 jahren! los, es gibt noch so viel zu tun - und so viel arbeit fuer alle! auf in den kampf!!

    • @the real günni:

      Was hat das mit dem Artikel zu tun ?

      • @naemberch:

        kann ich ihnen gern erklaeren. machen sie mal eine verbindung zwischen arbeitsplaetzen, und was dagegen aufgerechnet wird. in deutschland werden in garzweiler und in der lausitz durch den braunkohletagebau seit jahrzenten schon ganze landschaften abgetragen, wichtige naturraeume zerstoert, doerfer zerstoert, menschen vertrieben, trinkwasser verunreinigt. das ganze unter dem deckmantel einer nazigsetzgebung, bei zwingendem bedarf fuer das gemeinwohl. damals krieg, heute profit von RWE und vattenfall. offiziell natuerlich nicht profit, sondern es heisst, wir brauchen den strom, sonst gehen uns die lichter aus.

        da der strom zu grossen teilen exportiert wird und es schon laenger alternativen zur stromgewinnung gibt, geht es also nicht um das gemeinwohl, sondern um konzernprofit.

        also fragt man sich - wieso dieser wahnsinn? da kommen, nachdem alle anderen argumente nicht mehr greifen, einfach die arbeitsplaetze ins spiel. von 100.000 sprechen die gewerkschaften. das umweltbundesamt rechnet dagegen mit 5.000.

        die groesste bedrohung der menschheit, unserer zivilisation, unseres friedens und unseres wohlstandes geht vom klimawandel aus. eins der groessten verursacher ist die braunkohleverstromung. nun raten sie mal, wie die gewerkschaften auf die barrikaden gehen, weil 5.000 arbeitsplaetze in der lausitz verloren gehen! die uebrigens locker mit arbeitsplaetzen im alternativenergiesektor geschaffen wurden, aber ja auch zerstoert wurden, weil die fossilen energiefirmen dazu in direkter konkurrenz stehen und nun mal mehr gewicht und einfluss haben.

        • @the real günni:

          areva, zweites beispiel aus der energiewirtschaft. kuendigt zufaellig zeitgleich mit siemens den stellenabbau an. siemens, eines der groessten deutschen unternehmen, die auch mal eben aus betriebswirtschaftlichen gruenden 5.100 arbeitsplaetze vernichten. bei einem unternehmen, dem es nicht schlecht geht. die gewerkschaften werden auch sicher hier etwas sagen, aber gegen siemens kommt man ja auch nicht wirklich an, ein kleines protestchen, und dann gehen die dinge eben ihren lauf.

          sehen sie jetzt hier einen kleinen zusammenhang?

  • In 5 Jahren darf dann die Bundesregierung ein Programm zur Reaktivierung älterer Fachkräfte für Siemens auflegen. Bis dahin zahlen erstmal die, die jetzt trotz dieser "Wirtschaft" immer noch Arbeit haben. Hauptsache der Aktionär hat die Börse nicht so leer.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Joe Kaeser, geb. Josef Käser wurde erst durch den Umbau seines Namens zum Global Player.

    Der muss es ja schwer noetig haben...

  • Die tun was gegen Fachkräftemangel !