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Steiners Pädagogik in staatlicher Schule„Ein bisschen Waldorf geht nicht“

In Hamburg soll 2014 eine staatliche Schule mit Waldorfelementen starten. Kritiker warnen vor Esoterik und Anti-Aufklärung.

Anthroposophisches Formenzeichnen bald auch in Hamburg-Wilhelmsburg. Bild: imago / blickwinkel

HAMBURG taz | In Hamburg soll es ab Sommer 2014 eine staatliche Schule geben, die Elemente der Waldorfpädagogik aufnimmt.

SPD-Schulsenator Ties Rabe will auf diese Weise in dem ehemaligen Arbeiterstadtteil Wilhelmsburg die Gründung einer weiteren Privatschule verhindern und das Quartier für bildungsorientierte Eltern attraktiv machen. Denn ursprünglich wollte die „Interkulturelle Waldorfinitiative“ in dem im Umbruch befindlichen Viertel eine Schule gründen.

„Es geht uns nicht um eine staatliche Waldorfschule“, sagt Rabe. Es gehe darum, Kindern mit Lernschwierigkeiten die besten Voraussetzungen zu bieten und einer „sozialen Separierung bewusst entgegenzuwirken“.

Die Kooperation zwischen Staat und Waldorf findet in Form eines auf acht Jahre ausgelegten Schulversuchs an der Grundschule Fährstraße statt. Die Schule hat derzeit 270 Schüler, davon 90 Prozent mit Migrationshintergrund. Die neue Schule soll künftig staatliche Lehrer mit zusätzlicher Waldorfausbildung einstellen.

Außerdem soll es ihr erlaubt sein, größere Klassen zu bilden, um mehr Doppelbesetzung zu ermöglichen. Und sie soll in Epochen unterrichten, das sind sechswöchige Phasen, in denen ein Fach gründlich durchgenommen wird. Eurythmie ist nicht Pflicht, aber als Kurs im Angebot. Auch von Noten werden die Kinder befreit.

Das Projekt ist hochumstritten. Der Bremer Grundschullehrer André Sebastiani lehnt den Schulversuch „aufs Schärfste ab“. Er hat im Namen der „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) in einer Onlinepetition rund 2.300 Unterschriften gegen den Schulversuch gesammelt.

"Esoterisch statt wissenschaftlich"

Er warnt davor, „esoterische und wissenschaftsfeindliche Ideen ins staatliche Schulwesen einzuführen“. Alles in der Waldorfpädagogik, auch der Kunst- und Musikunterricht, fuße auf der anthroposophischen Lehre von Waldorf-Vater Rudolf Steiner.

Auch ein Brief von 22 Wissenschaftlern des GWUP-Wissenschaftsrats sei leider „völlig ignoriert“ worden, so Sebastiani. Darin heißt es, die anthroposophische Lehre enthalte ein Sammelsurium von antiaufklärerischen Ideen. So solle der Waldorf-Klassenlehrer „Künstler, Priester und höchste Autorität“ sein und das angebliche „Karma“ seiner Schüler durch „Hellsicht“ erkennen.

Die grundsätzliche Sorge der Kritiker: Es sei nicht möglich, nur die positiven Aspekte der Waldorfpädagogik herauszupicken. „Ein bisschen Waldorf geht ebenso wenig wie ein bisschen schwanger.“

Das sieht die Hamburger Behördenleitung anders. Man sei bei den gemeinsamen Konzeptionsgesprächen „nicht mit Esoterikgehabe überschwemmt worden“, sagt Landesschulrat Norbert Roosenboom.

Die Schulaufsicht werde eine Auge auf Lehrmaterialien und Inhalte haben, versichert Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Es wird an einer staatlichen Schule künftig nicht entlang des Karmas unterrichtet.“ Dies sei übrigens auch an normalen Waldorfschulen nicht so, ergänzt Christiane Leiste vom Verein Interkulturelle Waldorfpädagogik.

Rabe warnte davor, den Schulversuch für einen „Glaubenskrieg“ zu missbrauchen. Und: „Die Kritik kommt weder aus Hamburg noch aus Wilhelmsburg.“ Zudem gebe es in der Stadt mit der Albert-Schweitzer-Schule seit 62 Jahren eine staatliche Schule mit Waldorfprägung.

Roosenboom bot Sebastiani an, in einem Jahr bei der neuen Schule mit ihm gemeinsam zu hospitieren.

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31 Kommentare

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  • Den ganze Esotherik und Religionsanteil finde ich sehr befremdlich. Am Ende zählt für mich aber das Resultat. Wenn am Ende ganzheitlich gebildete junge Erwachsene heraus kommen soll es mir egal sein. Wird das regelmäßig geprüft, oder gibt es Waldorfschulen aus dem gleichen Grund wie Globuli? Die Schüler anderer Bildungskonzepte sollten nicht noch schlechter aufs Leben vorbereitet sein, als würden sie auf staatlichen Schulen unterichtet. Es gibt viele Sachen jenseits der Magie und Esotherik die man probieren kann. Beispielsweise sollen Mädchen in MINT Fächern erfolgreicher sein wenn sie getrennt von Jungs unterrichtet werden. Das kann man doch gefahrlos experimentieren und aus den Ergebnissen lernen. Warum bewerten Schüler nicht mal öfter ihre Lehrer - Stichwort Qualitätssicherung. Welche Möglichkeiten haben und nutzen Lehrer um Störenfriede zu disziplinieren? Welche Möglichkeiten haben Schüler und Eltern um Mängelbehebung bei der Qualität der Ausbildung einzuklagen?

  • „‘Man kann nicht nur ein bisschen Waldorf sein’

     

    (...)

     

    Wir leben in einer freien Gesellschaft. Also hat jede/r das Recht, jeden Unfug zu glauben. Nur sollten sich Eltern, die ihr Kind einer Waldorfschule anvertrauen, darüber im klaren sein, dass sie dann einer Pädagogik vertrauen, die ein heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze über Drüsen, Zahnentwicklung, astrologischen Einflüsse und ähnliches ist, das von der modernen Kinderpsychologie und der aktuellen Lehr-Lern-Forschung durchweg als durch nichts begründbarer Unsinn abgelehnt wird. Entschiedene Waldorfianer wird das nicht anfechten: Wie alle Sekten sind sie gegen widersprechende Wissenschaft immun.

     

    (...)"

     

    Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, im Interview – mehr hier:

    http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/30117

  • der im taz Artikel vorgestellte Bremer Grundschullehrer André Sebastiani im Interview mit den Ruhrbaronen:

     

    Waldorf-Kritiker: “Hamburg verletzt die Neutralitätspflicht!”

     

    http://www.ruhrbarone.de/sebastiani/

  • L
    lowandorder

    Netikettensäge? oder mailmotten? 2.0

     

    Jetzt also Leserbriefe: Nobelpreisträger als Kriterium und ein Heititeiti-Walleklamotten-Brieflein; gahrp.

     

    Kann man wirklich in einer öffentlichen Schule den unabweisbaren Okkultismus außen vor lassen?

    Who know's; ich würd's nicht zulassen.

     

    Ein gewichtiger Aspekt bleibt aber - warum auch immer - bisher schön außen vor: das asozial-pekuniäre Grounding via Eltern/ Lehrer!

     

    Als Zaungast einer Waldorf-Erzieher-Versammlung (1. und 2. Ordnung) glaubte ich in einem Faktoten-Kabinet gelandet zu sein, in dem der Kratzefuß und Allonge-Perücke die Normalität ausdrücken.

     

    Wie mir Gespräche mit Lehrkräften dieser privaten Einrichtungen immer wieder zeigen, erzeugt der ungebremste Einfluß

    ( durch wen denn bitte auch?) betuchter Eltern, beginnend gerade in der Startphase solcher Einrichtungen einen Langzeitanpassungsdruck, dem sich insbesondere Newcomer nicht entziehen können.

     

    Kurz: eine materiell wie ideologisch fein abgeschottete Sonderwelt; die man mit guten Gründen als sektirerisch

    bezeichnen kann; einer öffentlichen Schule ist solche Konotierung klar abträglich.

  • Ich kann mich nur den überwiegenden Teil der Kommentatoren anschließen: es gibt keinen Grund, sich dem ideologisch anmutenden Bestrebungen einiger so genannter "Skeptiker" zu beugen.

     

    Die polemischen Bestrebungen eines Bremer Grundschullehrers sind also Gott sei Dank erfolglos geblieben. Mal ganz ehrlich: 2300 Unterzeichner einer bundesweiten Petiton, deren Zeichnungsfrist nicht begrenzt war und die allein aus rechtlichen Gründen in Hamburg nie Anwendung gefunden hätte - das ist äusserst "mager".

    Die Skeptiker befinden sich dort, wo sie meines Erachtens derzeit mit ihren ideologischen und polemischen Tendenzen hingehören - nämlich im Abseits.

     

    Ich bin nur gespannt, ob Sebastiani das überaus große Angebot Roosenbooms, ihm beim Hospitieren zu begleiten, annimmt.

     

    Im Gegenzug sollte Sebastiani doch einmal einen Waldorflehrerkollegen seinen eigenen Unterricht an einer Bremer Grundschule zeigen. An einer Veröffentlichung dieses Versuchs wäre ich sehr interessiert. ;-)

    • @Jonathan Fröhlich:

      Es ist sehr schwer Menschen zu animieren eine Petition zu unterzeichnen, die sie nicht persönlich betrifft. Darüber hinaus braucht eine erfolgreiche Petition ein gewisses Marketing und gute Unterstützer-Netzwerke. Oft sind Einzelpetitenten damit überfordert. Petitionen sind ein etwas albernes Instrument der sogenannten repräsentativen Demokratie. Es ist lediglich eine Bitte der Petitenten an ein Parlament sich mit einem Thema zu befassen. Das Parlament ist frei darin wie es in der Sache befindet, und könnte sich das Thema genau so gut selbst auf die Agenda setzen mit weniger Aufwand. Die Quoren für Volksbegehren sind so hoch, das man sie auch ganz abschaffen kann. Sie existieren nur, damit die staatlichen Lehrer den Schülern was von plebiszitären Elementen unserer Demokratie erzählen können. Ist es jemals in der Geschichte Deutschlands gegen den Willen des Parlaments zu einem Volksentscheid gekommen? Nein. Die GEZ wäre vielleicht so ein Thema, die Gegner brauchen aber dafür die Unterstützung der Massenmedien, also genau jener die sie angreifen. Der öffentlich rechtliche Rundfunk wird von Parteifunktionären und offen parteinahen Organisationen geführt. Ohne einen staatsfernen öffentlich rechtlichen Rundfunk wird es keine erfolgreichen unabhängigen Volksbegehren geben.

  • Skandal: Deutscher Schäferhund von Waldorfschüler gebissen!

    • @Wuffka:

      “Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

       

      (…)

       

      Anthroposophen arbeiteten in allen für sie wichtigen Praxisfeldern mit nationalsozialistischen Organisationen zusammen, im Überblick:

       

      – Waldorfschulen: „Das Motto der Waldorfbewegung im »Dritten Reich« lautete: »Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft.«1 Ihrer Selbstdarstellung zufolge lieferte die anthroposophische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des neuen Deutschlands durch »die Pflege des völkischen Gedankens und die Betonung des Wesens und der Aufgaben des deutschen Geistes« und stand damit »im Einklang mit der Grundgesinnung des nationalsozialistischen Staates«.2“3

       

      – Anthroposophische Medizin: „Die Vereinigung anthroposophischer Ärzte stellte eine Hauptstütze der NS-treuen »Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde dar«.“4

       

      – „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft: „1935 wurde der »Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise« korporatives Mitglied der nationalsozialistischen »Deutschen Gesellschaft für Lebensreform« (Motto: »Die Weltanschauung der Deutschen Lebensreformbewegung ist der Nationalsozialismus«).“5

       

      (…)”

       

      zum Artikel, einer Zusammenfassung der Forschungsergebnisse des Historikers Prof. Peter Staudenmaier: http://www.ruhrbarone.de/anthroposophie-und-nationalsozialismus-die-waldorfschulen-erziehen-zur-volksgemeinschaft/

  • D
    D.J.

    SPD - nicht zuletzt gegründet als Speerspitze der Aufklärung. Heute Verständnis (was ja noch in Ordnung wäre) und Förderung allen möglichen Obskurantentums. Beginnt beim massiven Einsatz für mehr Religion an Schulen (und damit mehr Abgrenzung der Schüler untereinander) und endet bei der Förderung vernunftfeindlicher neo-semireligiöser Bewegungen. Was ist nur aus euch geworden?

  • A
    Arne

    Was heißt das denn nun konkret?

    Werden demnächst nicht nur katholische und evangelische Geistliche von Steuergeldern bezahlt, sondern noch weitere Esoteriker, die als Lehrer beamtet werden?

    Meine Nichte hat die Waldorfschule irgendwann verlassen, weil das alles nicht ihr Ding war afaik. Ich denke, man kommt nicht weiter, wenn man pädagogische Angebote allgemein für alle in einem Sschulbezirk verbindlich macht. Für die Kids, denen die pädagogischen Einflüsse was bringen, kann es gerne durchgeführt werden.

    Viel wichtiger als der ganze Schmu wären aber mal Menschen, die so gut ausgebildet sind, dass sie frühzeitig in einer Grundschule erkennen, welches Kind welche Didaktik braucht und was angemessen ist. Macht lieber für solche Sachen Geld frei!

  • E
    Ex-Waldi

    Und täglich grüßt das Murmeltier: Schulformdebatte und Waldorfschulenbashing...

    Gute Schule und guter Unterricht stehen und fallen mit guten Lehrern. Wenn es die an der Waldorfschule gibt, ist die Waldofschule gut. An sich ist die Debatte deshalb albern. Vermutlich werden in einem solchen Modellprojekt sehr engagierte Lehrer arbeiten, was den Schülern doch nur nutzen kann!

     

    Ich war dreizehn Jahre auf einer Waldorfschule mit guten Lehrern, habe ein sehr gutes Abitur gemacht und wurde keiner Gehirnwäsche unterzogen. Und ja: Mit dem Leben in der großen, bösen Ellenbogengesellschaft komme ich auch ohne Notendruck in der Schule klar. Das ist an anderen Waldorfschulen vielleicht anders, wenn es da eben schlechte Lehrer gibt.

     

    Steiner hat unebstreitbar ziemlich viele Sonderbarkeiten von sich gegeben. Man kann Waldorfschulen trotzdem nicht als Sekten bezeichnen. Das sind doch keine religiösen Gemeinschaften, sondern Schulen!

     

    Einige Konzepte halte ich übrigens selbst ganz ohne anthroposophischen Hintergrund für problemlos auf alle Schulen übertragbar: zB Epochenunterricht, frühen Sprachunterricht, mehr Zeit für die individuelle Entwicklung im Bezug aufs Lerntempo (was NICHT nur schwachen Schülern hilft), handwerklicher Unterricht...

  • 1. Es wird *keine* staatliche Waldorfschule, sondern dort arbeiten auch ein paar ausgebildete WaldorflehrerInnen, die einige "Elemente der Waldorfpädagogik" umsetzen.

    2. Das ist nichts wirklich Neues: Auch der Fremdsprachenunterricht ab 1. Klasse, Berichts- statt Notenzeugnisse, Kunst, Musik und praktischer Arbeit sowie der konzentrierte Projektunterricht werden seit Jahrzehnten an WS praktiziert und finden sukzessive Eingang ins staatliche Schulwesen.

    3. Ich verstehe nicht, wieso die taz schon wieder das ideologische Gezeter der GWUP-Leute zitiert, aber nicht davon berichtet, dass die Interkulturelle Waldorfschule in Mannheim im Februar 2013 von der UNESCO für zukunftsfähige Bildung ausgezeichnet wurde. Diese Schule war das Vorbild für die Gründungsinitiative, was man mit wenigen Mausklicks recherchieren kann.

    Warum lasst ihr nicht mal jemand berichten, der/die weiß, wovon er/sie spricht?

    • @fly_by_night:

      Das Gute an Waldorf/Steiner ist all das, was TROTZ Waldorf/Steiner noch Menschliches verbleibt.

       

      Wie unter anderen Menschen, gibt es auch unter den Anthroposophen gute Menschen, die TROTZ Waldorf/Steiner-Schäden gutes Tun.

  • D
    Desillusionist

    "Seitdem die Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben sie nicht etwa an nichts, sondern an alles." - Gilbert Keith Chesterton (1874-1936)

  • passend zum taz-Artikel das Interview mit Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie:

     

    "Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein

     

    (...) Lichte: noch einmal zur Jahrsiebtelehre – von 0–7 Jahre wird der physische Leib entwickelt, von 8–14 Jahre der Ätherleib, von 15–21 Jahre der Astralleib, vom 21 Lebensjahr an endlich das „Ich“ – erst dann ist der Mensch ein Mensch. Was sagen Sie zu Steiners Mensch aus dem Esoterik-Baukasten?

     

    Hopmann: Wir leben in einer freien Gesellschaft. Also hat jede/r das Recht, jeden Unfug zu glauben. Nur sollten sich Eltern, die ihr Kind einer Waldorfschule anvertrauen, darüber im klaren sein, dass sie dann einer Pädagogik vertrauen, die ein heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze über Drüsen, Zahnentwicklung, astrologischen Einflüsse und ähnliches ist, das von der modernen Kinderpsychologie und der aktuellen Lehr-Lern-Forschung durchweg als durch nichts begründbarer Unsinn abgelehnt wird. Entschiedene Waldorfianer wird das nicht anfechten: Wie alle Sekten sind sie gegen widersprechende Wissenschaft immun. (...)"

     

    mehr: http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/

  • SE
    spletoq every

    Ich selbst war nach 5 Jahren Gymnasium auf einer Waldorfschule. Ich kann die Waldorfschule als in sich geschlossenenes Gesamtuniversum und die anthroposophische Medizin als zurechtgezimmertes Modell der Homöophatie in keinster Weise gutheißen.

     

    Wenn man aber wichtige Elemente abseites jeglichem esoterischen Brimborium herausnimmt und sie in den staatlichen Schulalltag integriert, halte ich das für sehr sinnvoll. Vor allem der Epochenunterricht und so grundsätzliche Sachen wie Formenzeichnen und Notenverzicht im Grundschulalter können Kinder ernsthaft unterstützen. Vor allem solche, die lernschwach sind.

  • A
    Anbei

    Viele Ideen der Waldorfschule sind ja auch gut, allein mit Eurythmie habe ich noch keinen Frieden geschlossen. Wenn statt Eurythmie dort Kung-Fu oder Thai-Chi oder Yoga unterrichtet wird, dann ist das eine moderne Schule mit uraltem Brauch/Wissen in perfekter Symbiose...

     

    Die Ablehnung von Eurythmie wird in Waldorfschulen nicht geduldet, weil es ja eine Kritik am Waldorfgott Rudolf Steiner darstellt, die nicht erlaubt ist.

  • PP
    Peter Pan

    Schön das dieses projekt realisiert wird. Jedoch ist es mir unverständlich wie man in einem seriösen Artikel fanatisches gebrabbel wie das des Herrn Sebastiani unterbringt. Schlimm genug, dass Kinder unter dem Einfluss einer solch, gelinde gesagt geistig vollkommen stumpfsinnigen Person stehen, da muss die taz ihm doch nicht noch mehr Bedeutung durch eine Erwähnung in diesem Artikel beimessen. Als nächstes möchte man wohl noch Axel Stoll als versierte Physik, Mathematik und Geologie

    http://www.youtube.com/watch?v=NYiZR6-_37I )Instanz kommentieren lassen.

    Solch Verhalten beweist nur immer wieder aufs neue das Unwissenheit und Unverständnis zu (fanatischem-)Hass führen. Zumindest bei derart verqueren gestalten wie Herrn Sebastiani und Konsorten deren geistiger Horizont inexistent ist.

  • JM
    Jules Mari

    Im Kanton Zürich lernen staatliche und Waldorfschulen (in der Schweiz als Steinerschulen bezeichnet) seit Jahrzehnten – erfolgreich – voneinander.

    Abgesehen davon, dass die meisten "Befürchtungen" schlicht lächerlich sind, sollte man stets einen offenen Blick für andere Konzepte haben, denn nichts und niemand ist perfekt.

    • @Jules Mari:

      Hmm... schon wieder diese Propaganda, als Zürcher muss ich Jules Mari widersprechen. Die allgemeine Toleranz ist zwar gross, doch die Schäden an Steiner-Schülern auch. Klar, es gibt noch schlimmeres, z.B. die noch extremere Guru-Privatunterrichte, um bei Sekten zu bleiben. Alle Sekten halten sich für etwas gutes, besseres, mit denen zu diskutieren bringt nichts.

  • H
    Heinz

    Vor was haben Typen wie der Sebastiani so eine höllische Angst? Mehr als die Halbbildung, die er genossen hat (und wohl praktiziert), kann bei der Walddorf-Variante auch nicht passieren. Im Zusammenhang der aktuellen Bildungsdiskussion von Wissenschaftlichkeit zu sprechen ist total absurd. Und wenn man das unbedingt braucht dann ist die "evidence-based" Forderung ein Instrumentarium zur Manipulation und Regulierung von Output der Lernenden, wie Wissenschaftler ( und eben nicht Grundschullehrer)hinreichend dargestellt haben.

  • I
    Irrlicht

    Ähm..

    Nicht falsch verstehen: ich hab nicht die große Ahnung vom Waldorfkonzept, einfach, weil es für mich nie in Frage gekommen wäre - hätt ich dort hinmüssen, ich hätt mich wohl aus purem Protest richtung Nina Hagen entwickelt...

    Daß Eurythmie NICHT Pflicht ist, ist schon mal super! Niemand sollte zu sowas gezwungen werden, ernsthaft... als Teenager spätestens doch entwürdigend irgendwie.

     

    Und es geht anscheinend hier um Kinder mit Lernschwierigkeiten, und was für mich ein Greuel gewesen wäre - vielleicht ist DEREN Problem gerade, daß der "herkömmliche" Bildungsbetrieb zu "wissenschaftlich" und zu wenig "künstlerisch/spirituell/younameit" für sie ist.

    Klar kann man sagen Spiritualität, Rumhopsen etc. gehört nicht in die Schule, aber das wäre für manche, wie zu sagen, die Wissenschaft gehöre da nicht hin. Die ist auch nicht das Ziel der Schule, das ist in erster Linie Bildung; für Wissenschaft und Forschung sind dann die Unis da. Sportunterricht und Englisch 6. Klasse haben auch nicht viel mit Wissenschaft zu tun. Und vllt. müssen manche erst 2 Jahre esoterische Klötzchen in 3D zeichnen, bevor sie Geometrie kapieren, wasweißich.

    Wenn's nem Kind hilft, nen vernünftigen Abschluß zu kriegen und es halbwegs fürs Leben nach der Schule fit gemacht wird, und sich da auch wohl fühlt, geht das für mich okay.

  • I
    Irrlicht

    Du meine Güte, man kann sich auch anstellen…

    "„Künstler, Priester und höchste Autorität“ sein und das angebliche „Karma“ seiner Schüler durch „Hellsicht“ erkennen. "

    Zugegeben, das ist schon ziemlich psychedelisch ausgedrückt, aber in "Standarddeutsch" übersetzt, ist es doch genau das, was man von JEDEM Lehrer erwartet, oder?

    Künstler (Unterricht muß heute ja superkreativ und spaßig sein, damit die Kleinen sich nicht langweilen), Priester - hehe klingt heavy, aber es läuft doch immer aufs selbe raus: vorne steht wer, und die vor ihm sitzen, müssen ihm das, was er da vorne erzählt, glauben (können). Sonst hat er den falschen Job. Und zumindest im Klassenraum erwarte ich schon, daß es der Lehrer ist, der die höchste Autorität stellt, wer denn sonst? Der Klassensprecher? Bitte nicht.

    Und auch gewisse soziale Kompetenzen erwartet man von einem Lehrer; wenn mein Nachwuchs am Abrutschen ist, erwart ich vom Lehrer auch so viel "Hellsicht", daß er sieht, daß Junior Probleme (oder meinetwegen "schlechtes Karma") hat!

  • P
    Peter

    War das eigentlich ironisch gemeint, daß durch die Aufnahme von Waldorf-Inhalten "das Quartier für bildungsorientierte Eltern attraktiv" gemacht werden soll? Also, ich habe auch zwei Töchter würde sie von jeder Schule fernhalten, die auch nur den Anschein einer Waldorf-Pädagogik hat. Und was heißt schon, "Kindern mit Lernschwierigkeiten die besten Voraussetzungen zu bieten"? Von Noten befreit ihrem Eiapoppeia nachzugehen?

  • HD
    Holla die Waldfee

    Ich war 12 Jahre Waldorfschüler. Glauben Sie mir: Kein Mensch braucht Waldorfpädagogik.

    • @Holla die Waldfee:

      Ja, genau, ein paar Kinder aus engerem Freundeskreis, fernerem Familienkreis leiden bis heute unter der Unterdrückung die sie in Steiner-Schulen erlitten haben.

  • ES
    Erhard Steiner

    Liebe TAZ,

     

    könnt ihr einen solchen Artikel nicht von jemandem schreiben lassen, die/der Ahnung von der Materie hat oder zumindest gründlich recherchiert? Also, die Frau Kutter hat auf jeden Fall keine Ahnung! Als ehemaliger Waldorflehrer arbeite ich seit langem außerhalb dieser "Bewegung" - sehr erfolgreich mit dem, was ich verstanden und selbst entwickelt habe. Wer die Waldorfpädagogik heute wirklich ernst nimmt, kann in vielen Schulen heute z.T. mehr Waldorfelemente praktizieren als an vielen versteinerten Waldorfschulen. Das gilt vor allem für den Bereich der (wirklich) freien Schulen. Und, Frau Kutter: Haben sie einmal den weltanschaulichen Hintergrund oder wegen Nichtexistenz Vordergrund der staatlichen Beamtenschaft hinterfragt? Ihnen würde oft grausen. Und, Frau Kutter: waren sie jemals im Unterricht einer Waldorfschule (Glauben sie bitte nicht,dass sie als eventuell frühere Waldorfschülerin wirklich etwas wissen.)

    • @Erhard Steiner:

      Das Gute an Waldorf/Steiner ist all das, was TROTZ Waldorf/Steiner noch Menschliches verbleibt.