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Stadtbäume BerlinJetzt die Gießkanne schnappen

In Berlin ist es seit Wochen trocken, darunter leiden vor allem die Stadtbäume. Der BUND fordert den Senat zum Handeln auf.

Wenn sich der Boden trocken anfühlt: gießen Foto: IMAGO / Dirk Sattler

Berlin taz | Vielleicht ist die wunderschöne Kastanienblüte schuld, die derzeit die ganze Aufmerksamkeit auf ihre cremeweißen oder pinken Blüten zieht – und damit von einem Problem ablenkt, das sie selbst und uns alle betrifft: dass der Boden staubtrocken ist. Denn in Berlin hat es seit einigen Wochen nicht ausreichend geregnet. Dabei ist es erst Mitte Mai, der Hochsommer steht noch bevor.

Der BUND, der das Problem erkannt hat, will den Berliner Senat darauf aufmerksam machen. „Grüne Freiflächen müssen geschützt und zusätzlich durch Entsiegelung geschaffen werden“, fordern die Umweltschützer:innen. Zudem dürften gesunde Bäume nicht gefällt werden. Es handele sich um Anpassungen an den Klimawandel.

Denn: Die Klimakrise sorgt für länger anhaltende Wetterperioden, sei es Niederschlag oder Dürre. Städte werden heißer. Kühlere Orte sind darum für alle notwendig – dazu gehören Stadtbäume.

Zuständig für die Bewässerung der Berliner Stadtbäume sind die Bezirke. Doch auch Bür­ge­r:in­nen werden seit Jahren von Naturschutzbündnissen dazu aufgefordert, sich um die Bäume zu kümmern, wenn die Bodenfeuchte sinkt. „Wenn der Boden zu trocken ist, gelangt das Wasser nicht in den Boden und fließt als Oberflächenwasser ab“, erklärt BUND-Referent Dirk Schäuble. Seit Februar gehe die Kurve der Bodenfeuchte steil nach unten. Gerade Jungpflanzen seien betroffen.

Gießen kann je­de:r

Um zu erkennen, dass ein Baum Wasser braucht, müsse man keinen grünen Daumen haben, erklärt Schäuble: „Das sieht man einfach an der Baumkrone.“ Die lichte sich aus. „Weil der Baum sich nicht mehr selbst versorgen kann.“

Auch der trockene Boden weise darauf hin. Doch um den Baum mit Wasser versorgen zu können, sei es ebenfalls wichtig, dass die Grundwasserpumpen in der Nähe zugänglich seien. „Aktuell funktionieren nicht alle“, sagt Schäuble. Klar: Man könne auch Wasser mit der Gießkanne aus der eigenen Wohnung zum Baum tragen, das mache keinen Unterschied. Doch den vierten Stock runter – das ist schon zum Müllrausbringen anstrengend genug. Kol­le­g:in­nen vom BUND machen das mit einer Schubkarre und fahren von Baum zu Baum.

Auch das Land Berlin will mehr Bürgerbeteiligung bei der Stadtbaumpflege – zum Beispiel durch „Gieß den Kiez“ von CityLAB Berlin, einer interaktiven Plattform zur Koordinierung der Bewässerung. Auf der Plattform sind 885.825 Stadtbäume kartiert, auch deren Alter und ihr individueller Wasserbedarf lassen sich einsehen – und mit dem Status „gegossen“ markieren.

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