St. Pauli verliert 0:3 gegen Hannover: Auch Elfmeter helfen nicht

Der FC St. Pauli geht in der 2. Männerfußball-Bundesliga gegen Hannover 96 mit 0:3 unter und rutscht aus den Aufstiegsrängen.

Hannovers iklas Hult fliegt über St. Paulis Daniel-Kofi Kyereh

Tief- statt Überflieger: Auch Startelf-Rückkehrer Daniel-Kofi Kyereh half St. Pauli wenig Foto: Marcus Brandt/dpa

HAMBURG taz | Die Tabelle der Zweiten Fußball-Bundesliga schien wie gemalt für die Aufstiegsaspiranten aus dem Norden: Erster St. Pauli, zweiter Werder Bremen, dritter der HSV. Doch nach diesem Spieltag ist Ernüchterung eingetreten: Werder hat gegen den Letzten aus Ingolstadt in letzter Sekunde den Ausgleich kassiert. Der HSV hat sich bei Kellerkind Sandhausen zu einem Unentschieden gequält. Aber so richtig schlimm hat es den FC St. Pauli erwischt. Dort scheint regelrecht etwas kaputtgegangen zu sein.

Der Tabellenführer ließ sich von Hannover 96 beim 0:3 im eigenen Stadion fast vorführen. Die Niedersachsen haben, anders als erhofft, selbst überhaupt nichts mit dem Aufstieg zu tun, hätten an diesem Spieltag im schlimmsten Fall sogar auf den Abstiegs-Relegationsplatz 16 zurückfallen können. Doch gegen Spitzenteams sehen sie häufig gut aus.

Am Millerntor hatten sie in der ersten halben Stunde zunächst mehrfach Glück, dass die Gastgeber im Strafraum nicht konkret genug wurden. Doch von abstiegskampftypischer Nervosität war nichts zu sehen, Hannover spielte kompakt und konzentriert, nutzte in einer Powerplay-Phase eine von drei Großchancen zur Führung. Als St. Pauli in der zweiten Halbzeit auf den Ausgleich drängte, konterte Hannover gefährlich und traf noch zweimal.

Bei St. Pauli wollte dagegen einfach nichts funktionieren. Sogar vom Elfmeterpunkt scheiterten die Hamburger gleich zweimal: Als Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler den Foul­elfmeter von Guido Burgstaller parierte, regte der Videoschiedsrichter eine Wiederholung an, weil sich Zieler zu früh bewegt habe. Doch auch Daniel-Kofi Kyereh knallte den Ball unter die Torlatte, von der sprang er ins Feld zurück. Von den zu diesem Zeitpunkt schon mehrheitlich desillusionierten 8.470 Zu­schaue­r:in­nen waren „Zugabe, Zugabe“-Rufe zu hören – Galgenhumor. Schiedsrichter Bastian Dankert nestelte tatsächlich noch einmal an seinem Kopfhörer herum, ehe er dann doch weiterspielen ließ.

Die Entwicklung von St. Pauli gibt Anlass zur Sorge

St. Pauli ist nun zwar immer noch Vierter, punktgleich mit dem Zweitplatzierten HSV, aber die Entwicklung der vergangenen Wochen gibt durchaus Anlass zur Sorge. Als St. Pauli sechs Spiele in Folge nicht gewonnen hatte, wollte Trainer Timo Schultz von einer Krise nichts wissen, witzelte sogar, er habe in der Kicker-App nachgeschaut und gesehen, dass seinem Team keine Punkte abgezogen worden seien.

Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli

„Wir haben Probleme in der Absicherung, im Risikomanagement. Da waren wir in der Hinrunde einen Riesenschritt weiter“

Nach dem 3:2-Sieg in Regensburg vor einer Woche gab er dann aber erleichtert zu, dass die Durststrecke nicht viel länger hätte dauern dürfen. Das Spiel wirkt im Lichte der dürftigen Vorstellung gegen Hannover nun aber fast wie ein Ausrutscher nach oben.

Auch wenn Schultz versuchte, die Niederlage unter dem Label „sehr gebrauchter Tag“ abzuhaken, räumte er strukturelle Mängel ein: „Wir haben Probleme in der Absicherung, im Risikomanagement. Da waren wir in der Hinrunde einen Riesenschritt weiter.“ Damit hatte er immerhin die Hälfte der Probleme benannt. Die andere ist, dass die Leichtigkeit des Offensivspiels und die traumwandlerische Passsicherheit abhanden gekommen sind. Man wisse, so Schultz, dass noch ein sehr langer Weg zu gehen sei. Wohin dieser Weg führen soll, zum Aufstieg, das sagte er lieber nicht.

Das übernahm für ihn sein früherer Zimmergenosse aus dem Werder-Jugendinternat, Christoph Dabrowski, heute Chefcoach bei Hannover: „Ich bin überzeugt, dass ihr bis zum Schluss oben mitspielen werdet.“ Es klang wie der mäßig taugliche Versuch, einem alten Kumpel Mut zuzusprechen.

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