Nach Sprengstoffattacke auf BVB-Bus: Bundesanwaltschaft ermittelt
Nach dem Angriff übernimmt die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen. Die Hintergründe sind noch unklar. Ein islamistischer Hintergrund wird geprüft.
Die Dortmunder Polizei geht nach Angaben von Polizeipräsident Gregor Lange von einem gezielten Anschlag auf die Mannschaft des BVB aus. Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Weitere Informationen will sie am frühen Nachmittag bekanntgeben, wie die Behörde in Karlsruhe am Mittwoch mitteilte.
Die konkreten Hintergründe der Tat sind aber noch völlig unklar. Die Ermittler prüfen nach Angaben der Deutschen Presseagentur (dpa) einen islamistischen Hintergrund. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR, WDR sowie dpa wird in dem Bekennerschreiben, das am Dienstagabend in der Nähe des Tatortes gefunden wurde, auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und den Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Syrien Bezug genommen.
Den Informationen zufolge heißt es in dem Schriftstück, Sportler und andere Prominente „in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen“ stünden auf einer „Todesliste des Islamischen Staates.“ Dies gelte so lange, bis die deutschen Tornados abgezogen würden und die US-Luftwaffenbasis im pfälzischen Ramstein geschlossen werde. Das Schreiben trägt den Berichten zufolge keine Unterschrift.
Inzwischen begannen demnach Behörden des Bundes des Landes Nordrhein-Westfalen eine intensive Analyse des Schreibens. Islam-Wissenschaftler und Forensiker seien daran beteiligt. In Sicherheitskreisen wurde intensiv darauf hingewiesen, dass ein islamistischer Hintergrund weiterhin nicht geklärt und weitere Ermittlungen nötig seien. Das am Tatort gefundene Schreiben trage auch keine Symbole der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Es könne sich nach wie vor auch um gewaltbereite Fußballfans, Erpresser oder andere Täter handeln.
Auf einer Internetseite aus der linken Antifa-Szene stand zwischenzeitlich ein weiterer Bekennerbrief, in dem sich ein anonymer Autor zu dem Anschlag bekennt und den Angriff mit einem angeblich mangelnden Einsatz des Vereins gegen Rechtspopulismus und Rassismus begründet. Die Betreiber der Seite halten das Schreiben für einen Fake: „Weder Inhalt noch Sprache deuten auf einen linken Hintergrund hin, deshalb haben wir es bereits sehr kurz nach der Veröffentlichung gelöscht.“ Ein Sprecher der Dortmunder Polizei sagte, den Ermittlern sei die Internetveröffentlichung bekannt, weiter wollte er sich nicht dazu äußern.
Spiel auf Mittwochabend verschoben
In einem Gespräch mit der Bild-Zeitung sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Der Verein ist ohnehin unfassbar geschlossen. Aber wir müssen die Mannschaft in einen spielfähigen Zustand versetzen. Das ist eine Herkulesaufgabe.“ Auf die Frage nach dem Zustand des an der Hand verletzten Bartra sagte Watzke: „Ich weiß auch nur, dass er gerade operiert wird und dass er erstmal nicht einsatzfähig sein wird.“
Watzke will gemeinsam mit Sportdirektor Michael Zorc am Morgen bei der Mannschaft sein. „Den Rest muss dann Thomas Tuchel lösen“, sagte Watzke. „Wir müssen schnell zur Normalität zurückkehren, dazu gibt es keine Alternative.“
Der BVB erhielt Solidaritätsbekundungen auch aus der Politik. „Meine Gedanken sind bei der Mannschaft“, wurde Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Abend über den Twitter-Account seines Ministeriums zitiert.
Das Viertelfinal-Hinspiel gegen den AS Monaco wurde auf Mittwochabend (18.45 Uhr) verschoben. Die Dortmunder Polizei bereitet sich nach eigenen Angaben auf einen Großeinsatz vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen