piwik no script img

Spaniens Pläne mit Corona-HilfsgeldModernisierung dank EU

Spanien plant mit Mitteln des EU-Fonds große Investitionen. Die Hoffnung: Wirtschaftswachstum und eine ökologische Transformation.

Reinigung von Photovoltaik-Anlagen in Spanien: Das Land will ökologischer werden Foto: Cavan Images/imago

Pedro Sánchez hat Großes vor. Der spanische Regierungschef sieht sein Land „vor der ehrgeizigsten Modernisierung und Transformation seit dem EU-Beitritt“. Dafür will er 2021 bis 2023 Investitionen von 70 Milliarden Euro tätigen. Das Geld stammt von der EU und ist die Hälfte dessen, was Brüssel Spanien an Hilfe aus dem Aufbaufonds zur Verfügung stellt, um die Wirtschaft nach der Coronakrise wieder anzuschieben.

Am Dienstagnachmittag wurde ein entsprechender „Plan für Wiederaufbau, Umbau und Stabilität“ von der sozialistisch-linksalternativen Regierung Sánchez verabschiedet. Spanien wird insgesamt 140 Milliarden Euro der insgesamt 750 Milliarden Euro des EU-Aufbaufonds erhalten – die Hälfte davon als Direkthilfe, den Rest in Form günstiger Kredite. Nur Italien bekommt mit 191 Milliarden Euro mehr.

39,1 Prozent der Gelder werden für den „ökologischen Umbau der Wirtschaft“ zur Verfügung stehen. Die spanische Regierung stellt alleine 13,2 Milliarden Euro für die Förderung der nachhaltigen Mobilität bereit. Unter anderem beteiligt sich der spanische Staat zusammen mit Privatunternehmen an einem Konsortium mit dem Ziel, eine große Fabrik für Batterien für Elektrofahrzeuge zu errichten. Unter anderem sind Seat-Volkswagen und der Energieversorger Iberdrola mit von der Partie.

Ein zweiter großer Betrag geht in die Rehabilitierung von Wohnungen im städtischen Raum, um sie energieeffizienter zu machen – 6,82 Milliarden Euro. Endlich wird auch der Ausbau der erneuerbaren Energien wieder in Angriff genommen: Dafür stehen 3,1 Milliarden Euro bereit. Im Laufe der Eurokrise und der Austeritätspolitik der konservativen Vorgängerregierung war er fast völlig eingestellt worden.

Modernisierung und Digitalisierung nötig

In der Coronakrise und dem Lockdown zeigte sich, dass die spanische Verwaltung Modernisierung und Digitalisierung bedarf. Dafür werden 4,3 Milliarden Euro eingesetzt. Kleine und mittelständische Unternehmen sollen bei der Modernisierung (vier Milliarden Euro) ebenfalls unterstützt werden. Die chronisch unterfinanzierte Forschung in Spanien wird mit 3,88 Milliarden Euro bedacht. Ganz unten auf der Liste stehen das Bildungssystem (1,6 Milliarden Euro) und das Gesundheitssystem (eine Milliarde Euro).

Spaniens Wirtschaftsministerin Nadia Calviño verspricht sich vom Investitionspaket ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von jeweils zwei Prozent in den kommenden drei Jahren und langfristig von 0,4 Prozent pro Jahr. Insgesamt könnten bis zu 840.000 Arbeitsplätze entstehen. Calviño, vor ihrem Ministerposten in der EU-Kommission Nummer 2 des deutschen Kommissars für Haushalt und Personal, Günther Oettinger, zeigt sich überzeugt davon, dass Spanien dank der Unterstützung aus dem Aufbaufonds „einer der Motoren der europäischen Erholung werden könne“.

Doch noch ist der Aufbaufonds in Brüssel nicht endgültig vom Tisch. Am gleichen Tag, an dem die spanische Regierung ihren Plan beschloss, forderten Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien die anderen EU-Partner auf, endlich den nötigen Finanzierungsbeschluss zu fällen, um einen schnellen Start des Corona-Hilfsfonds zu ermöglichen. Dieser sei „eine historische Chance“, um gemeinsam Europas Zukunft zu gestalten, erklärte der deutsche Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch.

Die vier wollen, dass die Hilfsgelder noch „vor Ende des Sommers“ angewiesen werden. Um den Fonds zu füllen, muss die EU-Kommission Schulden im Namen der EU aufnehmen. Bisher haben nur 19 der 27 Mitgliedstaaten dem zugestimmt. Noch fehlen Österreich, Estland, Finnland, Irland, Polen, Rumänien und Ungarn.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    39,1 Prozent der Gelder werden für den „ökologischen Umbau der Wirtschaft“ zur Verfügung stehen.

    Heißt das, die Erdbeerfelder um Almerie, die vor Pestiziden nur so strotzen, sind Geschichte?



    "Die Hoffnung: Wirtschaftswachstum und eine ökologische Transformation". Bei der Hoffnung wird es evtl. bleiben.

    Ein saublöder Plan von Merkel und Macron. Wenn wir für die spanische Wirtschaft zahlen sollen, dann bitte auch ein Mitspracherecht! Bei den Italienern nicht anders.

  • Wie immer ein solider Beitrag, allerdings sind E-Autos keine ökologische Transformation. Batteriefabriken und Elektroautos retten höchstens das Klima, aber keinesfalls die Umwelt.