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Solarprojekt in BrandenburgKein Wald für Photovoltaik

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

In Brandenburg sollen Hunderte von Hektar Wald Solarmodulen weichen. Schon im Interesse der Solarenergie sollte dieser Solarpark gestoppt werden.

Platz für Solaranlagen gibt es wirklich genug Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

S olarzellen sind eine faszinierende Technik. Kein Lärm, keine Abgase, nicht einmal bewegliche Teile, die verschleißen können und gewartet werden müssen. Wenn die Module nicht mechanisch beschädigt werden und keine Feuchtigkeit eindringt, können sie eine halbe Ewigkeit halten. Wo sonst gibt es heute Technik, die so lange im Einsatz ist und so wenig Service beansprucht?

Man braucht nur Sonne und schon hat man Strom. Diesen bekommt man heute dank langjähriger Forschung zu beeindruckend niedrigen Kosten, auch weil die Zellen inzwischen eine sehr respektable Effizienz erreichen.

Doch dann kommt das große Aber: Selbst die großartigste Technik ist – man könnte Fatalist werden – nicht davor gefeit, irgendwann pervertiert zu werden. In Brandenburg wollen Investoren Hunderte von Hektar Wald roden, um Solarmodule in die Landschaft zu stellen. Selbst wenn es, wie die Projektierer behaupten, nur ein recht monotoner Nadelwald wäre: Solche Projekte müssen tabu sein.

Wälder sind wichtig für das Lokalklima, für den Wasserhaushalt, für die Artenvielfalt. Sie zu zerstören für riesige Felder von Solarmodulen ist Frevel. Zumal angesichts der Tatsache, dass es auf längst versiegelten Flächen in Deutschland noch enorme Potenziale gibt. Wenn man durch die Städte geht, ist es manchmal zum Haareraufen, wie viele Flächen noch ungenutzt sind. Hier muss die Zukunft der Photovoltaik liegen: auf Dächern, an Fassaden, über Parkplätzen und Verkehrswegen – was nebenbei bemerkt auch architektonisch immer attraktiver wird, weil die Farbpalette der Module an Vielfalt gewinnt.

Unterdessen unterminiert das Solarprojekt Hohensaaten die Akzeptanz, die die Energiewende so dringend benötigt. Wenig überraschend arbeiten sich längst all jene, die die gesamte Energiewende für einen Irrweg halten, leidenschaftlich an dem ge­planten Kahlschlag für die Module ab. Klar, für sie ist das ein gefundenes Fressen: Ein weiterer Grund, solche Auswüchse der Photovoltaik zu unterbinden – neben allen ökologischen Betrachtungen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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9 Kommentare

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  • Ach, Photovoltaik ist doch viel ökologischer als so ein Wald. Mit PV kriegt man doch ca. 20 % des einfallenden Sonnenlichts umgewandelt, mit Photosynthese nur ca. 1 %.



    Habe ich in den hiesigen Kommentarspalten doch schon mal als Argument gegen Bioenergie gelesen :-)

    • @sollndas:

      Na ja, ist ja auch nicht ganz falsch. Ob jetzt das 1% exakt stimmt, weiß ich nicht, aber die Größenordnung dürfte es sein. Wenn es darum geht, Holz als Energiegewinnung zu verwenden, ist es wirklich nicht besonders prickelnd. Damit meine ich: Fichtenplantagen, von denen alle 30 Jahre 1/30 geerntet und verfeuert und nachgeforstet wird. Da dürfte ein Mischwald, der halt nicht so viel Holzertrag bringt +Photovoltaik, für die Natur besser sein.

      • @Strolch:

        "Da dürfte ein Mischwald, der halt nicht so viel Holzertrag bringt +Photovoltaik, für die Natur besser sein."



        Naja, in dem Artikel geht es um Wald ODER Photovoltaik, auf einer bestimmten Fläche. Beides zusammen geht nicht; ich habe zwar schon von Landwirtschaft (eher Gartenbau) unter halbdurchlässigen Solarmodulen gehört, aber noch nichts von Wäldern unter Solarmodulen...



        BTW: "Holzertrag" ist schon mal ganz schlecht. Das Holz (incl. Totholz) muss man doch im Wald lassen. Habe ich doch auch irgendwo gelesen :-)

  • "Ein weiterer Grund, solche Auswüchse der Photovoltaik zu unterbinden – neben allen ökologischen Betrachtungen."

    Auswüchse der Photovoltaik?

    Wohl eher Auswüchse unseres Lieblingswirtschaftssytems.

  • Ist natürlich ein Problem der EE, dass sie Fläche braucht. Aber bevor man Wälder abholzt, würde ich erst mal vorhandene Flächen doppelt nutzen - Parkplätze, Autobahnen, Hausdächer usw. Da ist noch viel Luft.

  • Das ist sehr einfach zu verstehen: Ein Investor möchte Geld verdienen. Einen Wald abholzen bringt Geld und PV wird gut bezahlt. Darum geht es und um nichts anderes.

    Wer meint, dass es um Umweltschutz oder Nachhaltigkeit (im ursprünglichen Sinne) geht, hat das Prinzip unseres Wirtschaftssystems möglicherweise nicht verstanden?

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Bei Leipzig wird ein 650 MW Solarpark gebaut auf Feldern. Das kann ich noch verstehen da man die Fläche darunter ggf. anderweitig nutzen kann ggf. als Brachfläche für Insekten. Aber Wald abholzen für PV? Krass!

  • Im Gegensatz zu Tesla kann ich hier die Einwände verstehen. Es gibt genug große Flächen, die noch ohne PV sind, insb. Fabrikhallen. Danach haben wie Hausdächer und schließlich Parkplätze. Letztere dürften etwas schwieriger sein, da man eine stabile Unterkonstruktion braucht (schätze ich zumindest). An als diese Flächen kommt halt ein Inverstor nicht ohne weiteres ran. Vermutlich daher das Interesse an dem Wald.