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Söders Rede beim Evangelischen KirchentagSöder gegen Säkularisierung

Beim Kirchentag spricht sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gegen eine säkularere Kirche aus. Er befürchtet, dass sie zur NGO reduziert werde.

Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Eröffnung des Kirchentags in Nürnberg Foto: dpa

Nürnberg taz | Beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg sprach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sich für eine stärkere Präsenz der Kirche im öffentlichen Raum aus: „Das Kreuz ist nun mal unser Symbol und ich finde es gut, wenn es auch in der Öffentlichkeit gezeigt werden darf“, erklärte er bei seiner Bibelarbeit.

Der Kirchentag spiele dabei eine wichtige Rolle. Er sei eine „Mission in die Herzen und Seelen der Menschen“, so der evangelisch-lutheranische Parteivorsitzende der CSU. Zuvor sprach er sich in einem Interview gegen eine säkularere Kirche aus: „Es ist sehr wichtig, dass die Kirche auch Kirche bleibt und sich nicht zu einer Art NGO entwickelt.“

Jeden Morgen beginnt das größte christliche Event des Jahres mit Bibelarbeiten, also Vorträgen zu einer Tageslosung aus der Bibel. In der ausgewählten Bibelstelle aus dem 1. Buch Mose heißt es: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.“

Dafür gehört für den gebürtigen Franken auch die kulinarische Tradition: „Nürnberger Bratwürste wären echt 'ne tolle Sache“, kommentierte er die Entscheidung der Organisator*innen, auf dem Messegelände in Nürnberg nur vegetarisches Essen anzubieten.

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8 Kommentare

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  • Söder hin Söder her,Fakt ist, Kirchen Privilegien sind seit Weimarer Republik Restitutionsgesetz 1919. Ablösung links-rheinischer Rechtstitel 1806 nach napoleonischen Enteignungen von Bischofssitzen, Kirchensprengeln, Klöstern, Kirchen solange zu alimentieren, u. a. durch zuvor undenkbar dynamisierte Zuwendungen von mittlerweile an 560 Millionen €/anno, Finanzierung staatliche Gewährung kirchlichen Steuerprivilegs bis sie ein sich selbstragendes Finanzierungssystem aufgebaut haben, was 1964 erreicht war, aus dem christliche Kirchen inzwischen freischwebend nen Ewigkeitsanspruch erheben, Stachel im Fleisch unserer Demokratie. Staatlich von Bischofssitzen, Bischofsgehältern, inklusive Dienstwagenprivileg der S Klasse, samt Fahrdienstbereitschaft rund um die Uhr auch zu privaten Zwecken, Pastorengehälter ab Regierungsratsebene, Erlassen von Grunderwerbssteuer, Kapitalertragssteuern, auch wenn christliche Kirchen nach Bund als größter Grund-, Boden-, Immobilieneigentümer am Ackerland-, Immobilienmarkt unterwegs ist, staatlich zugebilligt bekommt, ungenutztes Spendenaufkommen ungeregelt zwei Jahre lang z. T. riskant als Wagniskapital am Kapitalmarkt investiert zu parken, statt diesen Spendenüberhang in einen zu gründen gemeinsamen Fonds mit NGOs eingebracht zeitnah zur Verfügung zu stellen. Innerkirchliche Folge dieser Kirchenprivilegien ist die Zementierung von Hierarchien, fern demokratischer Entwicklung, Entmündigung der Selbstverwaltung von unterfinanzierten Kirchengemeinden vor Ort , die jeden Finanzbedarf bürokratisch aufwendig beantragen müssen zugunsten Wasserkopfs kirchlicher Zentralverwaltung mit Bischöfen an der Spitze. Kirchen agieren mit ihren Tendenzbetrieben, Leiharbeitsfirnen am Betriebsverfassungs-, betrieblichen Mitbestimmungsrechten vorbei, fern von Arbeitgeber- Gewerkschafts-Tarifgemeinschaften, Satt diesen Missstand ein Ende zu setzen, ziehen es Bundestagsparteien vor, deckungsgleich mit christlichen Kirchen edenso staatlich alimentieren zu lassen

  • Wäre gerne auf dem Kirchentag, aber zur Bibelarbeit ganz bestimmt nicht zu Söder gegangen, sondern zu Ellen Radtke oder anderen.



    Einzig bei seiner Warnung vor einer allzu säkularen Kirche muss ich ihm rechtgeben. Ob wir aber unter einer von der heiligen Geistkraft (das hebräische Wort ist tatsächlich weiblich) geleiteten Kirche dasselbe verstehen, bin ich mir nicht sicher.

  • Wer nimmt den denn noch ernst? Es ist eine weitere Einschleimung mit der Hoffnung auf Stimmen von Wähler*innen, die den Durchblick vermissen lassen. Plump. Durchsichtig. Zum Fremdschämen.

  • Söder sollte deutlich weniger reden. Vor allem sollte er sich an der Realität orientieren. Die Kirchen verlieren rasant an Mitgliedern, und zum allerersten Mal gibt es in Deutschland mehr Nicht-Christ:innen als Christ:innen (organisiert in Kirchen). Es gibt überhaupt kein Anzeichen, dass sich dieser Trend umkehrt. Menschen glauben nicht mehr an den Gott der Kirchen oder leben ihr Christentum außerhalb der organisierten Frömmigkeit. Man kann das gut oder schlecht finden, aber es ist so.Anstatt von Kreuzen im öffentlichen Raum und (völlig sinnbefreit) von Bratwürsten zu schwafeln, sollte Söder sich lieber für die inzwischen völlig unangemessene Bevorzugung der Kirchen in Deutschland engagieren. Vertreter:innen in zentralen Gremien, staatlicher Kirchensteuereinzug und die Zwangsgestaltung deutscher Freizeit (z. B. an stillen Tagen) passen nicht mehr in unsere Zeit und gehören abgeschafft. Religion, Glauben und Spiritualität sind Privatsache.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Prominenz! Prominenz! Prominenz!



    Wird scho.

  • Klar. Nürnberger Bratwürste sind das biblische Essen schlechthin. Kreuze gehören zu Bayern. Prost 🍻 und o'zapft is!

    • 3G
      31841 (Profil gelöscht)
      @Alfonso Albertus:

      Er hat halt versucht das Publikum anzuzapfen. Ihm gehts um die Traditionswurst. Nürnberg wird es locker schaffen, auf schmackhafte vegetarische Würste umzustellen. Jetzt ist die Zeit, denn es geht um die Wurst.

  • Ach wirklich? Was hätte man den vom CSU Chef (!) beim Kirchentag (!) erwartet?

    So etwa: "Hey Leute, lasst doch mal die altmodischen Kreuze weg. Religion ist Privatsache. Ihr trefft mich dann am Falafel Stand. Eur Markus."