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Social MediaVier Alternativen zu X, WhatsApp und Co.

Weniger Tracking, Open-Source und sicherer: Die großen sozialen Netzwerke sind nicht alternativlos. Ein Blick auf besonders spannende Alternativen.

Für viele der großen Plattformen gibt es Ausweich­optionen Foto: Gaertner/photothek/imago

Es muss nicht immer Insta sein – für viele der großen Plattformen gibt es Ausweich­optionen, die die eigenen Daten schützen und ­Nutzer:innen nicht mit Werbung überschütten. Mehr zur Kritik an den großen Plattformen und dem dezentralen Ansatz des Fediverse lesen Sie im Interview mit Leena Simon von Digitalcourage e.V.

Zu diesen vier gängigen Diensten gibt es bereits freie Alternativen:

Kurznachrichtendienste

Das kann man dort machen: Inhalte veröffentlichen und sich mit anderen ­Menschen vernetzen

Alternative zu: X, Facebook

Warum dorthin? Weg von X – aber wohin? Wer nicht zur naheliegendsten Alter­native Bluesky wechseln will, kann einen Blick ins Fediverse werfen. In dem dezentralen Netzwerk, das auf Open-Source-Software basiert, lassen sich mehrere Dienste mit ähnlichen Funktionen finden. Die bekanntes­te Alternative ist dabei Mastodon. Zum Beispiel mit der gleichnamigen App oder der App Tusky lässt sich schnell starten und anderen Accounts folgen. Für die Anmeldung ist, wie bei den meisten Fediverse-Diensten, nur eine E-Mail-Adresse notwendig. ­Darüber hinaus muss man sich für eine Server-Instanz entscheiden – oder einen eigenen aufsetzen. Die Server sortieren sich bei Mastodon nach Weltregion beziehungsweise Sprachen (von der Türkei bis Japan) und nach Interessen (von Leute kennenlernen bis Tech-Talk). Unter­einander sind diese Server vernetzt, man ist also in der Kommunikation nicht auf den gewählten beschränkt. Wer vorher mal im Browser durchsurfen möchte, um zu schauen, wie es hier so zugeht, kann das unter mastodon.social/explore tun. Hier gibt es auch eine Suchfunktion, mit der sich Accounts finden lassen. Weitere Fediverse-Alternativen sind zum Beispiel Friendica (eher vergleichbar mit Facebook), Pleroma oder Diaspora.

Messenger

Das kann man dort machen: Sich mit Freunden und Familie vernetzen

Alternative zu: Whatsapp, Telegram

Warum dorthin? Bei Whatsapp sammelt Meta persönliche Daten. Bei Telegram floriert die Verschwörungsbranche. Wer das nicht will, kann die Open-Source-Apps Signal oder Threema nutzen. Beide Anbieter setzen auf starke Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Signal ist kostenlos, wirbt aber um Spenden, dahinter steckt eine Stiftung. Hinter Threema steht ein Unternehmen, die App kostet für Pri­vat­an­wen­de­r:in­nen einmalig rund 5 Euro. Neben den üblichen Funktionen wie Text- und Sprachnachrichten sowie dem Senden von Bildern und Dateien sind bei beiden Anbietern auch Videoanrufe möglich. Bei Signal lassen sich außerdem Storys teilen – ähnlich wie Reels bei Instagram. Threema punktet mit dem Alleinstellungsmerkmal, dass für die Nutzung keine Telefonnummer angegeben werden muss. Wer komplett anonym bleiben will, kann das Geld außerdem in bar per Brief schicken.

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Foto-Netzwerk

Das kann man dort machen: Bilder sehen und veröffentlichen

Alternative zu: Instagram

Warum dorthin? Seitdem Meta-Chef Mark Zuckerberg angekündigt hat, die Moderation und Faktenchecks bei Facebook und Instagram – zunächst in den USA – deutlich einzuschränken, verzeichnet sie einen erhöhten Zulauf: die App Pixelfed. Sie ist ebenfalls Teil des Fediverse und ermöglicht das Veröffentlichen und Erkunden von Fotos und Videos. Im Januar hat der Entwickler des Dienstes eigene Apps für Android und iOS veröffentlicht. Wer Instagram gewöhnt ist, wird sich hier schnell zurechtfinden: Es gibt Filter, Likes, direkte Nachrichten und eine Kommentarfunktion und es lassen sich Storys posten, die nach 24 Stunden automatisch verschwinden. Auch hier gilt: Nut­ze­r:in­nen entscheiden sich bei der Anmeldung für einen Server oder starten einen eigenen. Vernetzt ist man dennoch auch mit den Nut­ze­r:in­nen der anderen Server. Die inhaltliche Breite von Instagram darf man bei Pixelfed noch nicht erwarten – ebenso wenig allerdings Werbung und Tracking.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Video-Netzwerk

Das kann man dort machen: Videos sehen und veröffentlichen

Alternative zu: Youtube, Vimeo

Warum dorthin? Zugegeben – das Angebot ist überschaubar. Wer Videos sucht, wird hier nur in sehr speziellen Fällen fündig werden. Doch als Weg, um Inhalte zu veröffentlichen, zum Beispiel als Verein oder Schule, ist Peertube eine Alternative zu Youtube mit seinen unüberschaubaren Nutzungsbedingungen. Wie üblich im Fediverse lässt sich ein Server wählen oder ein eigener aufsetzen. Vor zwei Jahren geriet Peertube in die Kritik, weil For­sche­r:in­nen des Institute for Strategic Dialogue, das zu Desinformation und Extremismus forscht, hier auch rechtsextreme und verschwörungsideologische Videos fanden. Die For­sche­r:in­nen führen das vor allem darauf zurück, dass Nutzer:innen, deren Inhalte etwa auf Youtube gesperrt wurden, eigene Server-Instanzen erstellen, um die Videos zumindest im Netz zu haben. Vor problematischen Inhalten ist also auch das Fediverse nicht gefeit. Doch die Betreiber der Server legen normalerweise klare Regeln fest und verbieten zum Beispiel gewalttätige Inhalte, Rassismus und Sexismus. Fällt ein anderer Server mit massenhaft solchen Inhalten oder Spam auf, wird er blockiert oder gesperrt.

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9 Kommentare

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  • Die Abkehr von den großen kommerziellen Netzwerken aus den genannten Gründen halte ich auch für richtig.

    Nicht ganz nachvollziehen kann ich aber die Kritik an Telegram. Sicher tummeln sich dort viele VerschwörungserzählerInnen, aber man bekommt sie nur zu sehen, wenn man aktiv danach sucht und das gilt vermutlich auch für viele andere Netzwerke. Im Gegensatz zu einigen anderen Netzwerken gibt es keine automatisierten Vorschläge, die einen zu bestimmten Inhalten drängeln wollen. Man sieht nur, wofür man sich bewusst entschieden hat. Ich folge beispielsweise Kanälen, die sich redlich bemühen, faktenbasiert und nachvollziehbar über die Lage in der Ukraine zu berichten. Die Diskussionen sind ebenfalls halbwegs ausgewogen mit eher weniger extremen Ansichten.

    Dafür bekommt man aber ein datenschutztechnisch einigermaßen sicheres Netzwerk. Ganz praktisch ist außerdem die Funktion, die Abspielgeschwindigkeit von Videos stufenlos erhöhen zu können, was viel Zeit spart.

  • Sehr gut, dass es diesen Artikel gibt.

    Da nun gesamtgesellschaftlich die Erkenntnis reift, dass sich Deutschland und Europa im eigenen Interesse militiärisch unabhängiger von den USA machen müssen, sollte das auch für den Informationsraum gelten. Es ist hochproblematisch, dass mit X, Meta, Google, TikTok, Amazon (Twitch) alle wichtigen Plattformen, die die öffentliche Meinung prägen, unter der Kontrolle außereuropäischer Akteure sind, die ihre eigenen z.T. offen imperialistische Agenda verfolgen.

    Die Alternativen sind da und aufstrebend (siehe Artikel). Sie müssen nur schnell genug wachsen, um einen spürbaren positiven Einfluss zu haben.

    Dazu können alle etwas beitragen: Kampagnen wie #savesocial, #digitalebrandmauer und #unplugtrump unterstützen, sich mit gleichgesinnten vernetzen, von Multiplikator:innen (Influencer, Journalist*innen, Medien, Firmen) einfordern, dass sie zumindest auch das Fediverse bespielen, usw. Da wird es Gegenrede geben. Aber die gibt es immer und die lässt sich inhaltlich gut kontern (besonders wenn man vernetzt ist und sich über Argumente austauschen kann).

  • Ein sehr interessanter Artikel. Leider interessiert das kaum jemand.



    Für viele ist Facebook, Google, twitter .... immer noch Symbole für Freiheit, sogar für "links". Dass dahinter die Interessen eines brutalen Kapitalismus stehen, wird ignoriert. Das sollte doch ein Thema für die TAZ und ihre Leser sein. (Aber wer zeigt schon seinen Drogendealer an.) Geht zu den Alternativen - und es gibt sie, wie der Artikel zeigt- , solange es noch möglich ist. Auch wenn es wehtut!

  • Hej taz, danke. Super wichtig, dass sich mehr Menschen von den Diensten der Oligarchen befreien!

    Wichtig alternativen in das Bewusstsein der Menschen zu rücken.

    Ich glaube in der taz sind seltener eingebettete externe Inhalte. Aber im allgemeinen sind die eingebetteten externen Inhalte auf Nachrichtenseiten meistens X.

    Vielleicht wäre es eine Strategie das fediverse bekannter zu machen. Wenn hier und da in der taz etwas von Mastodon und co eingebettet wird. Vielleicht, keine Ahnung, könnt ja mal drüber nachdenken. Erst wenn die Alternativen bekannt genug sind, und sich genügend Nutzer*innen darin tummeln, werden diese für einen Großteil der Menschen überhaupt zu brauchbaren Alternativen.

    Naja. Ich nutze gar kein social media. Finde persönlich eingebettete Inhalte meistens störend. Und habe die meisten IP Adressen von facebook, insta, whatsapp und x sowieso auf meinen Geräten einfach gesperrt :)

  • Danke. Ein wirklich guter und informativer Artikel zu diesem wichtigen Thema!

  • Alternativen gibt es schon lange, doch sie bleiben Nischenprodukte. Wie schwer kann es sein, von WhatsApp zu Signal zu wechseln? Sehr schwer – obwohl die Anmeldung an sich kein Problem ist. Doch WhatsApp und Co. sind etabliert. Wer Reichweite will, kommt an den großen Plattformen kaum vorbei.

    Gigantische soziale Märkte lassen sich nur schwer umgehen, es sei denn, man entscheidet sich bewusst für eine Nische. Dadurch – und durch andere Effekte – werden diese Plattformen zu gesellschaftlichen Kerntechnologien und zentralen Marktplätzen. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn sie der Gesellschaft gehören würden.

    Die USA machen mit TikTok gerade etwas Ähnliches. Mehr Mut, Europa!

    • @llorenzo:

      Da muss ich etwas widersprochen.



      Ich bin schon vor 4 oder 5 Jahren zu Signal gewechselt.



      Von meinen ca. 70 Kontakten nutzen ca. 85-90% ebenfalls Signal, teilweise auch nachdem.ixj sie überzeugen konnte.



      Der Rest ist per SMS oder auch viele per dessen Nachfolger RCS-Chat erreichbar.



      Wenn man selbst nie den Anhang macht wird sich nicht von der Umklammerung der großen Datenhändler befreien können!

      • @Schängel:

        Persönlich komme ich auch mit 3ma und Signal klar. Meine Kontakte verstehen das. Aber wenn z.B. Eltern in eine Kita- oder Klassengruppe auf Whatsapp "gezwungen" werden, stelle ich mir eine Umerziehung schwierig vor. Da trifft man ja die ganze Bandbreite, und wie die aussieht, zeigt das Wahlergebnis. Nicht die eigene, linksgrün versiffte Blase ;-)

        • @Stephen Hyde:

          Aktuell gibt es ein "Window of Opportunity": Trump-hörige Konzerne sind gerade ziemlich unbeliebt. Zusammen mit den bisherigen üblichen Argumenten könnte das ein Umdenken bewirken.

          Bisherige gute Gründe:

          - keine Auswertung der eigenen Kommunikation zu Werbe- oder sonstigen Zwecken

          - Gesichtsverpixelung bei Fotos möglich

          - Emoji-Reaktionen

          - guter Web-Client

          - sichere Verschlüsselung

          - OpenSource

          Für alle, die beides nutzen (müssen) ist es ggf eine Option gelegentlich ein Bild in den Status zu stellen mit der Aussage:

          "Aus Sachzwängen nutze ich noch gelegentlich WhatsApp, bevorzuge aber Signal, Matrix, etc. Wenn es für dich möglich ist, kontaktiere mich gerne darüber. Frag mich auch gerne nach den Gründen."