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Smartphones im UnterrichtHandyverbot an Berlins Schulen gefordert

Um Berlins Schü­le­r*in­nen vor Cybermobbing und Gewalt-Videos zu schützen, wollen drei Bezirksstadträte Smartphones an Schulen generell verbieten.

Recherche? Oder nur mal eben Snaps checken? Um die Frage gar nicht aufkommen zu lassen, lassen Schulen die Handys teils weglegen Foto: Jens Kalaene / dpa

Berlin taz | Ein allgemeines Handyverbot an Schulen – das fordern drei SPD-Stadträte für Gesundheit und Jugend in einem offenen Brief. Darin fordern sie die Senatorinnen für Bildung und für Gesundheit dazu auf, solch ein Verbot für alle allgemeinbildenden Schulen verbindlich zu erlassen. Zu dem Brief hatten sich die Bezirkstadträte Gordon Lemm aus Marzahn-Hellersdorf, Carolina Böhm aus Steglitz-Zehlendorf, und Oliver Schworck aus Tempelhof-Schöneberg zusammengetan.

„Aus psychologischer, gesundheitlicher und sozialer Sicht überwiegen die Nachteile einer unkontrollierten Smartphone-Nutzung während der Schulzeit die Vorteile bei weitem“, schreiben die Stadträt*innen. Die drei begründen ihre Forderung mit Studien, laut denen 40 Prozent der Schü­le­r*in­nen bereits Opfer von Cybermobbing geworden sind. Dabei sei die Schule häufig „der zentrale Ort des Geschehens“. Cybermobbing und der Konsum „gewaltverherrlichender sowie pornographischer Inhalte“ sei auf „Schulhöfen alltäglich“, schreiben sie. Schulen würden „Ort der Angst“ und „Tatort“.

„In Berlin ist bereits schulgesetzlich geregelt, dass die Schulen eigenverantwortlich handeln können“, heißt es von der Senatsverwaltung für Bildung dazu. „Es gibt an vielen Schulen bereits ein Handy-Verbot, das die schulischen Gremien beschlossen haben, andere Schulen haben davon abgesehen“, teilt der Sprecher mit.

Die Stadträte finden: „Diese Maßnahmen sind oft unzureichend.“ Es sei „nicht vertretbar, die gravierenden gesundheitlichen und psychischen Auswirkungen weiter in Kauf zu nehmen und lediglich auf Aufklärung zu setzen“. So würden Kinder und Jugendliche weiter „unter der unsachgemäßen Nutzung von Smartphones leiden“.

Landesschüler-Ausschuss gegen Handy-Verbot

Wind kommt immer wieder in die Debatte um Handys an Schulen: Im September hatten die Koalitionsparteien der neu gewählten Brandenbuger Regierung verabredet, ein Handyverbot für Grundschulen anzustreben. Die Grundschule geht in Brandenburg so wie auch in Berlin bis zur 6. Klasse. Brandenburgs Grund­schü­le­r*in­nen sollen demnach ihre privaten digitalen Endgeräte „während des Unterrichts in Taschen oder Schließfächern“ verstauen.

Die Stadträte fordern für Berlin ein „Verbot für die gesamte Schulzeit“, das auch an den Ober- und Berufsbildenden Schulen, gilt. Leh­re­r*in­nen könnten Handys als Ausnahme und wenn sie für den Unterricht relevant sind erlauben.

Die Bildungsverwaltung sieht dagegen keinen Handlungsbedarf. Medienbildung sei zudem ein fächerübergreifendes Querschnittsthema an den Schulen. Der Landesschüler-Ausschuss (LSA) äußert sich ebenfalls kritisch zu einem grundsätzlichen Verbot. Das sei schwer umzusetzen. Handys stellten Schulen vor Herausforderungen – doch Schü­le­r*in­nen bräuchten Unterstützung, um den Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Hier sollte die Politik den Schulen mehr unter die Arme greifen, fordert der LSA.

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1 Kommentar

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  • Halte ich für absolut richtig dieses Verbot.

    "Das sei schwer umzusetzen. Handys stellten Schulen vor Herausforderungen – doch Schü­le­r*in­nen bräuchten Unterstützung, um den Umgang mit digitalen Medien zu lernen. Hier sollte die Politik den Schulen mehr unter die Arme greifen, fordert der LSA."

    Ein scheinheiliges Argument der LSA, da die meisten Schüler mitlerweile Tablets benutzen (müssen) und auch da den Umgang mit digitalen Medien lernen, dazu braucht niemand das Handy! Und dass der übermäßige Handykonsum nicht gesund ist, vor allem für junge Leute, sollte mitlerweile auch bei jedem angekommen sein.