Silvester in Berlin: „Greift uns nicht an!“
Für die Feuerwehr sei die Zeit, sich auf Silvester vorzubereiten, viel zu knapp gewesen, sagt Vize-Gewerkschaftschef Manuel Barth. Er appelliert an die Vernunft.
taz: Herr Barth, laut Polizeipräsidentin Barbara Slowik ist die Berliner Polizei „sehr sehr gut“ auf den Silvestereinsatz vorbereitet. Wie ist das bei der Feuerwehr?
Manuel Barth: Ich vermute, die Leitung der Feuerwehr würde das Gleiche sagen. Aber meine Wahrnehmung und was mir meine Kolleginnen und Kollegen zutragen, ergibt ein anderes Bild.
Wie sieht das aus?
Hinsichtlich Verhaltensoptimierung und Einsatztaktik berichten viele Kollegen, dass bei ihnen nichts angekommen ist. Das könnte ein Problem der internen Kommunikation zwischen Behördenleitung …
(52) ist Vizechef der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft Berlin-Brandenburg. Seit 29 Jahren arbeitet er bei der Feuerwehr
… also der Führungsspitze der Feuerwehr …
… und den Feuerwachen sein.
Stimmt es, dass diese erst vor 14 Tagen ein Handout mit Verhaltenstipps bekommen haben?
Genau 16 Tage vor Silvester hat das die Feuerwachen erreicht. Das Handout ist eine gute Hilfe, die Verhaltensweisen anzupassen und die Zusammenarbeit mit der Polizei zu verbessern, aber das Timing von 16 Tagen ist viel zu knapp. Man muss sich das doch einprägen. Wir wissen alle, dass es nicht reicht, sich einmal etwas durchzulesen, um eine Verhaltensanpassung zu erreichen, die dann unter Stress auch noch parat und abrufbar ist. Leider haben wir auch keinen vernünftigen Gehörschutz bekommen.
Die Feuerwehr wird beim Jahreswechsel zum Teil von der Polizei begleitet. Wo wird das sein?
Das werden schon die belasteten Gegenden sein, die man vom letzten Silvester aus den Medien kennt. Da werden sicherlich Neukölln, Kreuzberg und Bereiche im Wedding dabei sein, wo wir einen erhöhten Schutz bekommen werden. Aber genau können und wollen wir das im Vorfeld natürlich nicht sagen.
Werden die Krawalle aktuell nicht auch ein bisschen herbeigeredet?
Das wollen wir natürlich alle nicht. Unser Grundsatz ist: Auf das Schlimmste vorbereitet sein und das Beste hoffen. Aus taktischen Erwägungen müssen die Sicherheitsorgane, Feuerwehr und Rettungskräfte, auf das Schlimmste vorbereitet sei. Wir werden Bilanz ziehen am 1. Januar und sehen, welche Schlüsse man daraus zieht.
Polizei und Feuerwehr haben ein Video fabriziert, das ganz frisch im Netz zu finden ist: Eine Polizistin, ein Polizist und ein Feuerwehrmann sind die Protagonisten. Im Hintergrund sieht man martialische Bilder von Einsatzkräften im Böllerhagel. Was sagen Sie dazu?
Ich finde dieses Video ziemlich gut! Es geht ja nicht nur darum, was wir uns wünschen, sondern auch einmal ganz klar zu formulieren, was wir erwarten, wozu wir da sind. Egal ob es Polizei oder Feuerwehr ist. Und die Bilder, die wir da in den Einspielern sehen, sind Fakten. So war das im letzten Jahr!
Was ist die Message des Films?
Es geht nicht um Abschreckung, es geht einfach nur darum: Wir sind normale Menschen und wollen unsere Arbeit machen. Wir tun das auch für euch, dass ihr Silvester sicher und friedlich verbringen könnt. Von daher behindert uns nicht dabei, greift uns nicht an. Ich denke mal, das ist doch allgemeinverständlich.
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