piwik no script img

Sicherheit von GesundheitsdatenTransparenz bei Leaks

Anne Diekhoff
Kommentar von Anne Diekhoff

In Dänemark wurden Gesundheitsdaten geleakt und öffentlich. Die Betroffenen empört aber vor allem, dass sie zu spät informiert wurden.

Gläserne Patienten? Keine IT-Infrastruktur ist vollständig unverwundbar Foto: Dmitry Rukhlenko/imageBROKER/imago

W as meine Arztpraxis über mich weiß, weiß sonst niemand: So sollte es sein. In Dänemark erleben gerade 130.000 Menschen, dass es für die Vertraulichkeit ihrer Krankengeschichte keine Garantie gibt. Die schlimmsten Befürchtungen derer, die vor den Gefahren der allumfassenden Digitalisierung warnen, wurden nach einem Hackerangriff auf einen Praxiskonzern wahr. Wochen nach dem Datendiebstahl, mit dem die Angreifer offenbar Lösegeld erpressen wollten, finden sich sensible Informationen im Netz.

Betroffene fordern jetzt nicht die Rückkehr zur papiernen Patientenakte. Was sie empört ist, wie spät sie informiert wurden – erst knapp einen Monat nach dem Cyberangriff. Und da ging es zunächst „nur“ um Daten wie Namen, Adressen und Personennummern. Dass nun Behandlungsprotokolle geleakt wurden, war der zweite, weitreichendere Schock. Der Konzern erklärte sein Vorgehen mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen.

Aber wer mit derart sensiblen Daten um Lösegeld erpresst wird, sollte zuallererst einsehen, dass er tatsächlich erpressbar ist. Die Verantwortung für die ihm anvertrauten Informationen ist zu groß, um heimlich zu versuchen, irgendwie aus der Sache rauszukommen – und dabei die eigentlich Betroffenen in Unwissen zu lassen. Ob die jemals erfahren werden, inwieweit das Unternehmen sich am jetzigen Leak mitschuldig gemacht hat, dürfte als ungewiss gelten.

Was aber leider klar ist, darauf weisen auch Verbraucherschützer in Deutschland hin: Keine IT-Infrastruktur ist vollständig unverwundbar. Das Risiko eines folgenreichen Cyberangriffs lässt sich trotz der besten Vorkehrungen nicht komplett ausschließen. Es wird die ewige Aufgabe von datensammelnden Institutionen und Unternehmen bleiben, so nah wie möglich an eine hundertprozentige Sicherheit heranzukommen. Und sollte die Datenkatastrophe dennoch passieren, muss die Reaktion – anders als in Dänemark – entschlossen im Sinne der eigentlichen Opfer ausfallen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anne Diekhoff
Nordeuropa-Korrespondentin
Seit 2022 bei der taz. Erst als Themenchefin in Berlin, jetzt als Korrespondentin in Schweden. Früherer Job im Norden: Trolle verkaufen am Fjord. Frühere Redaktionen: Neue OZ, Funke, Watson. Skandinavistin M.A.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!