Sicherheit im Sahel und am Tschadsee: Schickt nicht noch mehr Soldaten

Neue Missionen werden die Islamisten nicht stoppen. Bei der Terrorbekämpfung gibt es zu viele Nutznießer*innen in Politik, Armee und Behörden.

Soldaten in Uniform und Kinder

Können sie für Sicherheit sorgen? Französische Soldaten begrüßen Kinder in Timbuktu Foto: Rebecca Blackwell/ap

Die Lage im Sahel wie auch rund um den Tschadsee ist katastrophal. Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Terrorist*innen und mitunter auch vor der Willkür der Sicherheitskräfte. Währenddessen gelingt es Islamist*innen, immer größere Gebiete zum Niemandsland zu machen. Jetzt sollen neue Missionen und Einsätze es richten, etwa die französische Mission Tacouba. Das heißt Säbel – Säbelrasseln würde besser passen.

Auch Russland betont, es müsse gemeinsame Anstrengungen im Kampf gegen den Terror geben. Sicherlich werden bald weitere Akteure Interesse bekunden, obwohl allein in Mali schon rund 25.000 Soldaten in bilateralen und internationalen Missionen im Einsatz sind. Anstatt nun noch mehr zu schicken, müssen vielmehr folgende Fragen geklärt werden.

Nach wie vor bemühen sich die Staaten zu wenig, um im ländlichen Raum eine Grundversorgung zu schaffen und Perspektiven – gerade für die immense Gruppe an jungen Menschen – zu bieten. Natürlich ist ein gewisses Maß an Sicherheit eine Voraussetzung, wenn man Krankenhäuser und Schulen errichten will. Doch am Tschadsee macht es die Boko-Haram-Fraktion ISWAP vor, wie Terrorgruppen dieses Vakuum füllen. Was der Staat nicht anbietet, darum kümmern sie sich und schaffen sich so ein Maß an Loyalität und Akzeptanz.

Die internationalen Akteure wirken bis heute fremd und abgeschottet. In Mali lästert man seit Jahren, dass sie sich vornehmlich selbst schützen, wenn man ihre Camps ansieht. Das macht Vertrauen und Kooperation schwierig.

Die entscheidende Frage lautet jedoch, wie ernsthaft das Interesse an der Terrorismusbekämpfung tatsächlich ist. In Konflikten gibt es zahlreiche Nutznießer*innen in der Politik, in der Armee, in lokalen und überregionalen Behörden. Je mehr Geld fließt, desto höhere Summen können unterschlagen werden. Das geht einher mit der Vorstellung, dass Terrorismus immer die anderen trifft und Vorsichtsmaßnahmen unnötig erscheinen. Solange sich daran nichts ändert, wird auch die Situation im Sahel und rund um den Tschadsee angespannt bleiben.

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Nach dem Abitur im Münsterland bereiste sie zum ersten Mal Südafrika und studierte anschließend in Leipzig, Helsinki und Kopenhagen Journalistik und Afrikanistik. Nach mehreren Jahren im beschaulichen Schleswig-Holstein ging sie 2010 nach Nigeria und Benin. Seitdem berichtet sie aus ganz Westafrika – besonders gerne über gesellschaftliche Entwicklungen und all das, was im weitesten Sinne mit Religion zu tun hat.

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