Seuchen in Simbabwe: Ein Land im Griff der Cholera
Die heftigste Cholera-Epidemie in Simbabwe seit fast fünfzehn Jahren hat bereits Hunderte Tote gefordert. Es gibt auch politische Gründe dafür.
Die Regenzeit hat in Simbabwe eingesetzt und dürfte bis Mai 2024 andauern, was das Ausbreiten von Seuchen begünstigt, die durch in stehenden Gewässern brütende Moskitos übertragen werden. Extremwetter wie Starkregen und Wirbelstürme, aber auch Dürren erschweren die sichere Wasserversorgung der Bevölkerungsmehrheit und schaffen die perfekten Umstände für eine Ausbreitung von Cholera.
Der Zugang zu sauberem Wasser gehöre zu den dringendsten Bedürfnissen, sagte John Roche, IFRC-Delegationsleiter für Malawi, Sambia und Simbabwe, und bat um Nothilfe in Höhe von 3,4 Millionen US-Dollar (3,1 Millionen Euro), um Simbabwes Rotes Kreuz zu unterstützen. „Wir sind in großer Sorge über die sich entwickelnde Lage angesichts der Eskalation des Regens“, sagte er.
Die aktuelle Epidemie ist bis Februar zurückzuverfolgen, als im Ort Chegutu in der Provinz Mashonaland West der erste Krankheitsfall gemeldet wurde. Die schwerste Choleraepidemie in Simbabwes Geschichte gab es 2008/09 mit über 100.000 Erkrankungen und über 4.000 Toten. Damals steckte Simbabwe in einer schweren Wirtschaftskrise, die das Gesundheitssystem stark in Mitleidenschaft zog.
Cholera-Notstand in Harare
Das ist auch heute wieder der Fall. Vergangene Woche verhängte der Bürgermeister von Simbabwes Hauptstadt Harare, Ian Makone, den Cholera-Notstand, nachdem in einem Slumviertel Straßen mit Fäkalien überschwemmt worden waren. Oppositionspolitiker sagten, dies liege daran, dass die Kanalisation der Stadt seit Simbabwes Unabhängigkeit 1980 nicht mehr instandgehalten werde.
Von internationaler Seite wird auch eine verbesserte Wettervorhersage gefördert, damit sich die Bevölkerung besser vorbereiten kann. So wurde vor einer Woche in der Stadt Mutare im Osten Simbabwes nahe der Grenze zu Mosambik eine automatisierte Wetterstation eingeweiht, finanziert vom EU-Zivilschutz im Rahmen des Projekts „Strengthening Disaster Preparedness Structures and Systems in Zimbabwe“.
Der Osten Simbabwes ist den aus dem Indischen Ozean über Mosambik hereinziehenden Wirbelstürmen am schwersten ausgesetzt. Die neue Station soll kontinuierlich Daten zu Niederschlägen, Windgeschwindigkeiten und Windrichtung, Luftdruck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit liefern, sagte Tapiwa Maringo vom Meteorologischen Dienst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge