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Senegal entwickelt Corona-AnalyseHoffen auf den Schnelltest

Noch wird das Verfahren erprobt. Doch dann soll der neue Test schon innerhalb von zehn Minuten ein Ergebnis liefern und nur einen Euro kosten.

Für den COVID-19 Schnelltest reicht ein wenig Blut Foto: MiS/imago images

COTONOU taz | Ein möglicher neuer Schnelltest macht Hoffnung: Er verspricht, innerhalb von Minuten nachzuweisen, ob jemand mit Sars-CoV-2 infiziert ist oder nicht. Noch befindet sich das Projekt in der Testphase, die im Juni abgeschlossen werden soll.

Daran arbeiten seit Wochen Mologic, ein britisches Unternehmen mit Sitz in Bedford, das schnelle Diagnosetechnologien entwickelt, und das Institut Pasteur in der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Herstellen soll den Schnelltest Diatropix, ein Tochterunternehmen des Instituts. Weitere Stiftungen, Universitäten und Forschungseinrichtungen unterstützen die Initiative.

Mit mehr als 65.000 positiven Testergebnissen verzeichnet Afrika zwar bis heute sehr viel weniger Corona-Fälle als der Rest der Welt. Allerdings setzte auf dem Kontinent die Pandemie erst Wochen später ein als etwa in Europa. Mittlerweile steigen die Fallzahlen rasch an. Vor allem die wirtschaftlichen Einbußen durch Ausgangssperren und geschlossene Grenzen werden verheerende Auswirkungen haben.

Funktionieren soll die Schnellanalyse wie ein Schwangerschaftstest. Die Idee kommt nicht von ungefähr, entwickelte Mologic-Gründer Paul Davis in den 1980er Jahren doch den Schwangerschaftstest Clearblue. Während der Ebola-Epidemie entstanden weitere Testverfahren.

Testen ganz ohne Labor

Für den neuen Corona-Test genügt etwas Blut, und innerhalb von zehn Minuten soll der Streifen das Ergebnis anzeigen. Ein Labor ist für die Auswertung nicht notwendig – davon gibt es auf dem Kontinent ohnehin viel zu wenige. Im Februar konnten gerade einmal in zwei Laboren Proben auf Sars-CoV-2 untersucht werden. Mittlerweile ist das immerhin in 42 Ländern möglich. Expert*innen aus Südafrika und des Pasteur Instituts hatten dafür Weiterbildungen organisiert.

„Es ist ein einfacher Test, der überall durchgeführt werden kann“, sagt Amadou Sall, Direktor des Pasteur Instituts, vor Journalist*innen in Dakar. Der Virologe hat in Frankreich studiert und im Bereich öffentlicher Gesundheitspflege promoviert. Er arbeitete in Kambodscha sowie den USA und gehört verschiedenen Expert*innengruppen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an. Seit 2016 ist Sall der erste afrikanische Direktor des 120 Jahre alten Pasteur-Instituts.

„Der Fokus dieser Initiative ist darauf ausgerichtet, dass die Tests zugänglich sind“, betont Sall. Dazu beitragen soll die Produktion auf dem afrikanischen Kontinent selbst. Zu Beginn der Pandemie mussten Unmengen an Masken, Schutzkleidung und Einmal-Handschuhe eingeflogen werden. Außerdem sollen die Schnelltests bezahlbar sein: „Der Preis pro Einheit soll bei maximal einem Euro liegen“, erklärt Sall.

Finanzielle Unterstützung für das Projekt in Höhe von gut einer Million Euro hatte Anfang März die britische Regierung zugesagt. „Ein schnelles Aufdecken des Virus ist wichtig, um die Ausbreitung zu verhindern“, so Joe Fitchett, medizinischer Leiter von Mologic.

Sall spricht von einer Produktion von zwei bis vier Millionen Tests für den Kontinent. Laut Fitchett soll es in Großbritannien einen weiteren Produktionsstandort geben. Massentests ohne konkreten Verdacht sind im Senegal aber nicht geplant, da sie, so der Virologe, „wenig effizient und nicht umsetzbar“ seien. Stattdessen sollen die Ansteckungen so akribisch wie möglich zurückverfolgt werden.

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1 Kommentar

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  • "Senegal entwickelt...." ist eine sehr irreführende Überschrift. Dem Artikel zufolge entwickeln ein britisches Unternehmen und ein französisches Privatinstitut ("...a private, non-profit foundation." Quelle: HP Institut Pasteur) in der Firmenniederlassung im Senegal.



    Im Minimalfall ist also der geographische Standort der einzige Bezug zwischen den beiden. Ob und inwieweit senegalesische Institute (Universität, staatliche Unterstützung/ Auftrag etc.) überhaupt involviert sind wird nicht einmal angerissen, aber der Senegal wird durch die Überschrift in dieser Art zum Entwickler stilisiert, der dies angestoßen hat und auch maßgeblich leitet, etwa in dem der Senegal diese Entwicklung bei Firma/Institut bestellt.



    Aus verschiedenen Gründen fände ich es sehr gut, kämen derlei Entwicklungen genuin aus afrikanischen Instituten ( "Zukauf/Miete" von Fremdkapazität aufgrund Termindruck etc. findet auch überall sonst auf der Welt statt), aber alleine den Staandort auf diese Art der Schlagzeile aufzupolieren hat keinerlei journalistischen Wert, fällt mir aber bei der TAZ immer öfter unangenehm auf.