Sender reagiert auf taz-Recherche: SWR zieht Lisa Fitz zurück
Die kritisierte „Spätschicht“-Sendung wird vom SWR depubliziert. Aussagen der Kabarettistin zu Toten durch Coronaimpfungen seien falsch.
„Spätschicht“ ist eine Kooperation von SWR und 3Sat, die in der Nacht von Freitag auf Samstag im linearen Fernsehen lief, aber zuvor schon in der Mediathek zum Streaming bereit stand.
taz-Autor Matthias Meisner hatte am Freitag in einem Bericht darauf hingewiesen, dass Fitz in ihrem TV-Auftritt die Warnungen vor der Corona-Variante Omikron als „Panikmache“ anprangere und sich über Ängste der Menschen lustig mache. Zudem hatte sie behauptet, es gebe inzwischen EU-weit 5.000 Corona-Impftote. Das sei Desinformation und Verbreitung von Verschwörungstheorien im öffentlich-rechtlichen Programm.
Fitz hatte sich dabei auf einen Entschließungsantrag der rechtsextremen EU-Parlamentarierin Virginie Joron vom September berufen. Joron wiederum stützte sich auf eine Internetseite, auf der Privatleute vermeintliche Impffolgen melden, ohne dass eine wissenschaftliche Prüfung erfolgt. Die Forderung der Französin nach einem Entschädigungsfonds für „Opfer der Covid-19-Impfstoffe“ wurde nicht umgesetzt. Auch ein Faktencheck der Nachrichtenagentur dpa zeigte, dass die Angaben haltlos sind.
Ein Sprecher des ZDF hatte bereits am Samstag mitgeteilt, dass eine geplante Wiederholung der Sendung auf 3Sat gestrichen worden sei: „3sat hat auf die Diskussion um die Sendung ‚Spätschicht‘ reagiert und das Programm weder ausgestrahlt, noch in die 3sat Mediathek eingestellt.“
„Die Kritik an dieser Ausgabe der ‚Spätschicht‘ trifft uns zu Recht“, sagte am Sonntag Clemens Bratzler, SWR-Programmdirektor Information, Sport, Fiktion, Service und Unterhaltung. „Bei der Konzeption der fraglichen Ausgabe war es das Anliegen der Redaktion, unterschiedlichen und kritischen Meinungen auch zum sensiblen Thema Impfen Raum zu geben, was u.a. durch die sehr klare Moderation von Florian Schroeder eingeordnet wurde. Die Meinungsäußerungsfreiheit gilt jedoch nicht unbegrenzt, sondern endet auch in einer Comedy- oder Satiresendung bei falschen Tatsachenbehauptungen.“ Der SWR bedankte sich ausdrücklich für die kritische Berichterstattung des taz-Autors.
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