piwik no script img

Science-Fiction-Neuverfilmung „Dune“Die Würze der Zukunft

In der Zukunft, wie „Dune“ sie erzählt, scheint die Ökologie von linkem Denken befreit. Sehenswert ist der Film von Denis Villeneuve dennoch.

Fit für die Wüste: Paul Atreides (Timothée Chalamet) und Lady Jessica (Rebecca Ferguson) Foto: Warner Bros.

Als der Science-Fiction-Film „Dune“ auf den Filmfestspielen von Venedig Premiere feierte, hielten sich Euphorie und Skepsis vorab ein bisschen die Waage. Hat der Stoff, der gleichnamige Romanzyklus des US-amerikanischen Schriftsteller Frank Herbert, doch eine nicht eben glückliche Adaptionsgeschichte.

Mehrere Regisseure, darunter Stanley Kubrick und Alejandro Jodorowsky, scheiterten am Versuch, ihn zu verfilmen, David Lynch gelang 1984 die erste Leinwandfassung. Die bei allen sympathischen psychedelischen Einschlägen, mit derer Lynch die Geschichte, genauer, deren ersten Teil, versah, eher verhalten aufgenommen wurde. Jetzt folgt der kanadische Regisseur Denis Villeneuve mit seiner Neuverfilmung. Und wie deren Ende verspricht, sollen weitere Teile folgen.

Bei dem bisher erfolgreichsten Science-Fiction-Roman aller Zeiten dürfte anhaltendes Interesse zu erwarten sein. Was auch mit dem großen Thema dieser Erzählung zu tun haben könnte. Neben Religion und Politik ist vor allem Ökologie eine Frage, um die das Geschehen auf dem Planeten Arrakis, dem Hauptort der Handlung, kreist.

Arrakis, der Wüstenplanet, ist bei Villeneuve als sorgsam verstaubte Sandödnis ins Bild gesetzt. Assoziationen zur Klimakrise auf der Erde sind vermutlich vom Regisseur erwünscht. Und in der Zukunft hat sich im Hinblick auf die Ökologie im interplanetaren Maßstab nicht allzu viel geändert.

Der Film

„Dune“. Regie: Denis Villeneuve. Mit Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson u. a. USA 2021, 155 Min.

So ist zumindest Arrakis für die Herrscher anderer Planeten – in dieser Zukunft haben Adelshäuser die Demokratien abgelöst – vornehmlich eine gigantische Rohstoffressource. Im Sand gibt es das „Spice“, zu Deutsch Gewürz, einen Stoff, der unter anderem für die interplanetare Raumfahrt genutzt wird, mithin ein umkämpftes Gut.

Recycling von Körperflüssigkeiten

Andererseits gibt es auf Arrakis die „Fremen“. Diese Menschen mit blauen Augen, die sich im Film ethnisch unterscheiden von den vorwiegend weißen Adelshäusern, die als Imperatoren den Abbau von Spice beaufsichtigen, leben zurückgezogen unter der Oberfläche des Planeten. Und wie Villeneuve andeutet, sind sie sehr geschickt im Haushalten und Recycling von Ressourcen. Selbst die eigenen Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen verstehen sie effektiv aufzubereiten.

Demokratisch verfasst sind auch sie nicht, stattdessen warten sie auf eine Art Messias, smart-charmant gegeben von Timothée Chalamet in der Rolle des Paul Atreides.

In der Zukunft, von der „Dune“ erzählt, sind Fragen wie der Klimaschutz mithin gründlich „vom linken Denken befreit“. Das passt zu der wuchtigen, an „Star Wars“ angelehnten Ästhetik, die Villeneuve wählt, mit riesenhaften Wüstenförderanlagen und monolithisch flächigen Raumschiffen, die meisten Szenen unterlegt mit den repetitiven synthetischen Orchesterklängen von Hans Zimmer, die in erster Linie überwältigen wollen.

Wie schon in seinem grandiosen Science-Fiction-Film „Arrival“ versteht sich Villeneuve andererseits auf liebevoll ausgestaltete Welten, am schönsten vielleicht die Ornithopter, Hubschraubern ähnliche Fluggeräte, deren Tragflächen sich wie Flügel ausklappen lassen und die dann im Flatterflug für Auftrieb sorgen. In technischer Hinsicht scheint diese Zukunft jedenfalls gar nicht mal unattraktiv. Das mit der Demokratie bleibt ein zu rettendes Projekt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Da haben Sie was flashc verstanden. Das mit der Demokratie war von Herrn Boehme.



    Ich persönlich habe keinerlei Probleme mit fiktionalen feudalistischen Settings, eher mit pseudodemokratischen Realitäten.

  • Ok.



    .. Das mit der Demokratie bleibt ein zu rettendes Projekt...

    Natürlich komm ich nicht umhin mir den neuen- Dune- im Kino anzuschauen.



    Ich will ja alt mit neu vergleichen!



    .. repetitiven synthetischen Orchesterklängen von Hans Zimmer, die in erster Linie überwältigen wollen...



    Jenau. Schon der Satz überwältigt mich vor Kino!



    Es lebe der Anpressdruck!



    DUNE Official Soundtrack



    www.youtube.com/watch?v=uTmBeR32GRA

  • Demokratie ist zweifellos etwas Schönes und Erstrebenswertes. Frank Herbert's Dune ist aber nunmal ein feudalistisches Setting mit einer messianischen, letztlich übermenschlichen Heldenfigur.



    Demokratie hat da etwa soviel drin verloren wie in LOTR.

    • @Brobdignag:

      Deswegen konnte ich den Klassiker – trotz mehrfacher Bemühungen – auch nie zu Ende lesen. Naja, und wegen der hölzernen Charaktere.

    • @Brobdignag:

      Ja genau. Spannend ist ja auch, das Ökologie nichts mit Demokratie zu tun hat. Aber es hat etwas mit Kapitalismus oder nicht zu tun. Kapitalismus definiert sich selbst immer mit "braucht Wachstum". Und das ist kontra-ökologisch. Solange man den Kapitalismus beiseite lässt, kann man also ökologisch sein. Feudal oder demokratisch.

    • @Brobdignag:

      "...Frank Herbert's Dune ist aber nunmal ein feudalistisches Setting mit einer messianischen, letztlich übermenschlichen Heldenfigur..."



      Und? Mit dieser dünnen Argumenation in Bezug auf geschriebene oder verfilmte Fiktion können Sie z. B. auch Shakespeare in die Tonne treten. Was für ein sinnloser Einwand. Als ob jedes Buch und jeder Film zwingend politisch betrachtet werden muss.

      DUNE ist für mich auf jeden Fall ein Must See in einem großen Kino. Villeneuve ist ein Genie und die Lynch-Fassung von 1984 war eine Beleidigung an die Romanvorlage.

      • @Stefan L.:

        Ach liebes Kino...



        Danke, dass ich bei dir alles sein kann, ob Superheldin, Spionin, Gaunerin, Sängerinn oder Fabelwesen – jede Rolle hast du für mich geschaffen und mir damit die Möglichkeit gegeben, tausend Leben zu leben.

        In ewiger Liebe...



        www.zeitjung.de/li...erung-an-das-kino/



        ;-)