Schwimm-Kurzbahn-EM in Israel: Spritztour der Goldfavoriten
Bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Netanja präsentieren sich die Spitzenathleten unaufgeregt in Weltklasseform.
Auch der deutsche Brustschwimmer Marco Koch aus Darmstadt, immerhin schon amtierender Weltmeister über 200 Meter Brust, konnte einer größeren Öffentlichkeit zeigen, dass er einer der Goldfavoriten in Rio sein wird.
In Israel gewann Koch sowohl über 200 als auch über 100 Meter Brust, letzteres in der deutschen Rekordzeit von 56,78 Sekunden und damit vor dem britischen Weltmeister Adam Peaty. Trotzdem war Koch nicht ganz zufrieden: „Auf der ersten Bahn habe ich einen Zug zu wenig gemacht, auf der zweiten Bahn auch“, erklärte er im Anschluss. „Es war kein perfektes Rennen, da ist noch Luft nach oben.“
Zu den Highlights gehören der Weltrekord über 1.500 Meter Freistil der Männer – durch Gregorio Paltrinieri (14:08,06 Minuten) aufgestellt. Er brach die 14 Jahre alte Bestmarke des Australiers Grant Hacket. „Glaubt mir, damit habe ich mich auch selbst überrascht“, sagte Paltrinieri.
Und die als Riesentalent gehandelte 17-jährige Brustschwimmerin Viktoria Günes aus der Türkei konnte mit Bronze über 100 Meter in 1:05,32 Minuten ihre erste Medaille bei einer Erwachsenenmeisterschaft feiern. Gold ging an die Finnin Jenna Laukkanen (1:04,56).
„Iron Lady“ gewinnt
Überragende Athletin der EM war die Ungarin Katinka Hosszú: Die 26-Jährige, der aus irgendeinem Grund der Spitzname „Iron Lady“ angeheftet wurde, gewann alle drei Rücken- und alle drei Lagen-Wettbewerbe, zwei Mal mit Weltrekord.
Die guten, teils sensationellen Leistungen bei den EM überraschen. Schließlich haben nicht nur die deutsche Nationalmannschaft, sondern auch viele andere Aktive diese Titelkämpfe nur als nicht weiter wichtigen Zwischenhöhepunkt auf dem Weg zu den alles überragenden Olympischen Spielen genommen. „Wir sind mit dem Team unheimlich gut unterwegs“, freut sich Chefbundestrainer Henning Lambertz.
Internationale Schwimmmeisterschaften in Israel stellen eine Novität dar. Geschwommen wird im Wingate-Institute, der zentralen sportwissenschaftlichen Einrichtung des Landes. Damit es besser zu vermarkten ist, hatte der europäische Schwimmverband LEN den Termin von November auf Dezember verschoben – damit riskierend, dass mehrere Spitzenstars die EM erst recht nicht ernst nehmen.
Hinzu kamen Sicherheitsdiskussionen – in Anbetracht der Terroranschläge von Paris und der seit Wochen andauernden Gewaltwelle in Israel, der sogenannten „Messer-Intifada“. Der Deutsche Schwimmverband hatte seinen Aktiven freigestellt, nach Israel zu fahren: Ursprünglich wollten 13 nicht, nun sind aber doch die meisten dabei. „Wir fühlen uns alle sehr gut aufgehoben und sehr sicher“, erklärte DSV-Präsidentin Christa Thiel. Und Katinka Hosszú sagte: „Das ist mein erstes Mal in Israel, und alles läuft sehr gut. Es ist wirklich aufregend hier, die Fans sind großartig. Ich habe hier eine gute Zeit.“ Gepaart mit guten Zeiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Ampelkoalition zerbricht
Scholz will Vertrauensfrage stellen
Scheitern der Ampelkoalition
Ampel aus die Maus
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Antisemitismus-Resolution im Bundestag
Kritik an Antisemitismus-Resolution