Schutz für Global Sumud Flotilla: Rom und Madrid stellen sich an die Seite der Gaza-Flotilla
Beide Länder schicken je eine Fregatte, um weitere Angriffe auf den Hilfstransport nach Gaza zu verhindern. Wird das die Taktik Israels verändern?
Italiens Verteidigungsministerium schickte am Donnerstag sogar ein zweites Kriegsschiff. „Damit sind wir für alle Eventualitäten gewappnet“, erklärte Guido Crosetto, der italienische Verteidigungsminister. Er warnte aber gleichzeitig vor dem Durchbrechen der israelischen Blockade Gazas. „Wir können unsere Bürger nicht schützen, wenn sie die Hoheitsgewässer anderer Länder überschreiten.“
Zwar hat sich niemand zu der Tat auf offener See bekannt, in Jerusalem äußerte man sich nicht zu den Angriffen. Aber niemand an Bord der Sumud-Schiffe zweifelt daran, dass das israelische Militär die Angriffe durchgeführt hat, um die Teilnehmer an der Weiterfahrt zu hindern. Israel hatte den Sumud-Initiatoren Nähe zur Hamas vorgeworfen, die Vorwürfe aber nicht konkretisiert.
„Sie rufen die Botschaften von Ländern an, aus denen wir stammen“, sagt der Brasilianer Thiago Ávila in einem seiner Videotagebücher. „Dann setzen uns diese Botschaften unter Druck, weil ihnen die Israelis klar kommunizieren, uns gewaltsam angreifen zu wollen.“
Wie wird Israel vorgehen?
Italien und Spanien sind nun die ersten beiden EU-Länder, die mit ihrer Unterstützung auf direkten Konfrontationskurs mit der israelischen Regierung gehen. „Die spanische Regierung besteht darauf, dass internationales Recht eingehalten wird und unsere Staatsbürger auf dem Mittelmeer frei und sicher reisen können“, so Regierungschef Pedro Sánchez am Rande der UN-Vollversammlung.
Das könnte Einfluss haben auf das weitere Vorgehen Israels. Auf den Schiffen rechnet man zwar mit einem Sturm der Boote durch israelische Spezialeinheiten. Doch eine Konfrontation israelischer Soldaten mit Marineeinheiten aus zwei EU-Ländern würde selbst bei engen Partnern wie der Bundesregierung einen Sturm der Entrüstung auslösen.
Laut der größten israelischen Nachrichtenwebseite Ynet könnte die israelische Armee daher auf weitere Störangriffe setzen, um ein verzögertes Ankommen der Flotilla in den Gewässern vor Gaza zu erzwingen.
Italiens Premierministerin Meloni hatte die Global Sumud Initiative zuvor „unnötig, gefährlich und unverantwortlich“ genannt, aber am Mittwoch auch die Angriffe in den Gewässern vor Kreta kritisiert. Ein portugiesisches Schiff, das im Rahmen der Frontex-Mission vor Kreta lag, inspizierte am Donnerstagmorgen die angegriffenen Boote und stellte keine strukturellen Schäden fest.
An Bord gibt man sich trotzig
Angesichts des schnellen Einsatzes der Portugiesen stellt sich an Bord der Sumud-Flotilla eine ganz andere Frage. Nato und EU sind derzeit mit fünf Marinemissionen im Mittelmeer im Einsatz. „Warum schützen deren Boote nicht ihre Staatsbürger vor Drohnenangriffen oder die Lieferungen von Lebensmitteln nach Gaza?“, heißt es an Bord. Dort gibt man sich trotzig. „Wir fahren nach Gaza“, sagt Greta Thunberg in einem ihrer täglichen Videochats.
Bei dem ersten Versuch Thunbergs Hilfsgüter nach Gaza zu bringen, war sie zusammen mit ihren elf Mitstreitern an Bord der Yacht „Madleen“ verhaftet, nach Israel gebracht und später ausgewiesen worden.
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