Schneller bauen: Die Bezirke sollen‘s richten
Das Ziel sind 5.600 zusätzliche Wohnungen – nun sucht die Stadt nach großen freien Flächen. Die Mitsprache von Anwohnern könnte leiden.
So liegt der taz ein Kartensatz für Wandsbek vor, in dem 29 Gebiete markiert sind, aus denen der Bezirk wählen soll. Sie reichen von einer zehn Hektar großen Fläche an der Rahlstedter Kirche bis zu 125 Hektar am Wohldorfer Wald. Darunter sind aber auch Flächen, deren Bebauung die Anwohner in der Vergangenheit verhindern konnten –auch mit Hilfe der Grünen.
Es gehe darum, die Flüchtlinge so schnell wie möglich aus den Zelten herauszuholen, sagt Dennis Paustian-Döscher, Chef der Grünen-Fraktion im Bezirk Wandsbek, wo ebenfalls Rot-Grün regiert. Die nötigen Planverfahren sollen deshalb rascher durchgezogen werden als üblich, sagt Paustian-Döscher – möglicherweise sogar nach dem Gesetz zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.
Dass es dabei auch weniger Bürgerbeteiligung geben wird als üblich, hält Paustian-Döscher für einen Zielkonflikt, den es auszuhalten gelte. „Wenn man sich die Zahlen anguckt, die untergebracht werden müssen, halten wir das für vertretbar.“
25.000 Plätze für die Erstaufnahme von Flüchtlingen gibt es zurzeit in Hamburg. Bis Jahresende will der Senat weitere 11.500 Plätze schaffen.
2.000 Menschen sind in Zelten untergebracht. Diese müssen teils noch winterfest gemacht werden.
Bis Juli hat Hamburg 18.000 Menschen aufgenommen; 10.000 davon wurden danach auf andere Länder verteilt.
Es handele sich um eine riesige Herausforderung für die Stadt, sagt auch Parteifreund Michael Werner-Boelz aus dem Bezirk Nord: „Wir werden lieb gewordene Positionen nicht mehr einhalten können.“ Es sei aber richtig, dass der Senat den Bezirken hier eine Aufgabe zuweise.
Auch sei klar, „dass es enorm schnell gehen muss“, sagt Werner-Boelz. Weder er noch Paustian-Döscher können jedoch etwas über den Zeitrahmen sagen. Beide erwarten, dass der übliche Drittel-Mix umgekehrt wird, also mindestens zwei Drittel der Wohnungen im Rahmen sozialen Wohnungsbaus entstehen.
Die Stadtentwicklungsbehörde schweigt sich zur Sache aus. Eine solche Liste sei ihm nicht bekannt, sagt Sprecher Magnus Kutz. Grundsätzlich prüfe die Behörde, „welche Möglichkeiten es gibt, Unterkünfte für die Belegung mit Flüchtlingen und Asylbegehrenden bezugsfertig zur Verfügung zu stellen“. Das sei nicht abgeschlossen.
Wandsbek ist da weiter: „Wir werden am Donnerstag in der Bezirksversammlung einen Vorschlag unterbreiten“, kündigt Paustian-Döscher an. Vorgesehen sind Flächen in Hummelsbüttel: an der Glashütter Landstraße und am Rehagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Israelis wandern nach Italien aus
Das Tal, wo Frieden wohnt