piwik no script img

Schneechaos und KlimawandelWarme Luft ist feuchtere Luft

Die Alpenregion versinkt im Schnee. Welchen Anteil der Klimawandel daran haben kann, erklärt Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Ungeahnte Folgen: Auch zu starken Schneefällen wie hier in Südbayern soll der Klimawandel beitragen Foto: reuters

Potsdam dpa | Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) schließt einen Zusammenhang zwischen den aktuellen Schneemassen in den Alpen und dem Klimawandel nicht aus. „Die Atmosphäre ist wärmer geworden, deshalb gibt es mehr Feuchtigkeit“, sagte der Klimaforscher Peter Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Seit Tagen schneit es vor allem im Alpenraum immer wieder. Dort galt am Donnerstag die zweithöchste Lawinenwarnstufe.

Nach Angaben von Hoffmann geht es zum einen um die klimatischen Vorbedingungen und zum anderen um den sogenannten Gebirgseffekt: „Wir haben gerade eine massive Nord-Anströmung, die über die Nordsee geht, die noch relativ milde Temperaturen für die Jahreszeit hat – da ist das Potenzial für Feuchtigkeit da“, sagte Hoffmann. „Diese Windströmung läuft genau gegen die Mittelgebirge und gegen die Alpen.“

Der Gebirgseffekt verstärkt solche Ereignisse nach Einschätzung des Wissenschaftlers. „Man hat quasi Stauniederschläge an der Vorderseite der Gebirge“, sagte Hoffmann. „Im Sommer führen diese Niederschläge zu Hochwasser, im Winter zu intensiven Schneefällen. Der Schnee fällt auch nicht bei tief frostigen Temperaturen, dann hat man eher nassen Schnee.“ Dazu komme noch das Wechselspiel zwischen Frost und Tau. „Dann wird die Schneelast noch stärker.“

Im Hinblick auf die klimatischen Vorbedingungen spielt vor allem die Erwärmung der Ozeane eine Rolle: „Wir hatten 2018 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und wir hatten neun Monate von April an, die überdurchschnittlich warm waren. Das hat die Ozeane stärker als normal erwärmen lassen“, sagte Hoffmann. „Wenn sich die Strömung klimabedingt verändert und es häufiger zu Nord-Süd-Wetterlagen kommt, verstärkt das den Gebirgseffekt.“

Aus Sicht des Forschers ist es nicht unwahrscheinlich, dass solche Wetterereignisse künftig häufiger auftreten. „Starkregen oder starker Niederschlag in Form von Schnee werden eher durch Klimawandel begünstigt. Das kann im Hochgebirge genau zu den Folgen wie Lawinengefahr führen“, sagte Hoffmann. Am Ende sei entscheidend, wie sich nicht nur die Temperatur, sondern auch die Winddynamik entwickle.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Das Wetter ist ein Produkt der Erdatmosphäre, verstärkt oder vermindert durch des Menschen Einfluss.



    Wir sind Zeitzeugen der Ergebnisse.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...ich wohne im sog. Alpenvorland. Für Januar ist es momentan einfach zu warm, am Tage meist zwischen +1/+2 °C. Nachts meist nur -1/-2 °C.



    Diese 'Wärme' im Januar ist mit Sicherheit eine Folge des Klimawandels.