Schiffe als Luftverschmutzer: Wind weht Hafen sauber

Der Nabu hat während des Hafengeburtstages keine überhöhten Schadstoffwerte in der Atemluft gemessen. Die Belastung hat sich womöglich woanders niedergeschlagen.

Kreuzfahrtschiff hinter dem Landungsbrückengebäude

Kreuzfahrtschiffe, wie dieses schipperten am Hafengeburtstag über die Elbe. Foto: dpa

HAMBURG taz | Gesund ist der Hamburger Hafengeburtstag nicht gerade. An den drei Tagen Hafenparty vom vorigen Freitag bis Sonntag hat der Naturschutzbund (Nabu) wie schon in den Vorjahren erhöhte Schadstoffwerte in der Atemluft an der Hafenkante gemessen. „Wir haben nichts gegen die Schifffahrt“, beteuerte am Donnerstag Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim Nabu, „wir sind aber für die Gesundheit“.

Acht eigene Messstationen hatte der Umweltverband seit April am Nordrand der Elbe zwischen Hafencity und Teufelsbrück installiert, um die städtischen Erhebungen zu ergänzen. Die Ergebnisse indes wurden weitgehend vom Winde verweht.

Bei vorwiegend nordöstlichen Winden während des weltgrößten Hafenfestes wurden die Emissionen der Schiffe nach Süden ins Hafengebiet vertrieben. Deshalb hätten die Sensoren, räumt Siegert ein, „vergleichsweise wenig gemessen“. Das heißt aber nicht, glaubt er, „dass es keine Belastung gab, sondern dass sie andernorts stattgefunden hat, zum Beispiel in Wilhelmsburg“.

Der eher dürftigen Datenlage zum Trotz kann der Nabu zumindest für die Einlauf- und die Auslaufparade erhöhte Konzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub und Schwefeldioxid (SO2) in der Atemluft an der Hafenkante nachweisen, wenn auch „nur punktuell“. Es handele sich um „eine Überblicksauswertung“, sagt Nabu-Hafenreferent Sönke Diesener. Bei den Paraden sei so viel los, dass Emissionen nicht einem einzelnen Schiff zugewiesen werden könnten: „Die Ballung ist das Problem.“

Mangel an Daten

Und daraus folgert Siegert, dass „die Luftqualität zwischen Hafencity und Altona durchgehend eher schlecht“ sei. Und weil Emissionen vom Wind verdriftet werden, „kann von einer großflächigen Beeinträchtigung des Hamburger Stadtgebietes je nach Windrichtung ausgegangen werden“.

Der 830. Hamburger Hafengeburtstag vom 10. bis 12. Mai zog mehr als eine Million BesucherInnen an die Partymeile zwischen der Hafencity und Altona.

Die Kosten werden bei etwa einer Million Euro liegen, neben den Polizeieinsatzkräften zu Lande und zu Wasser waren ständig rund 350 Ordner gleichzeitig im Einsatz.

Allein an der Einlaufparade am Freitag nahmen mehr als 100 Schiffe teil: Segel und Museumsschiffe, Dampfer und Luxusliner.

Beim sogenannten Schlepperballett am Sonnabend fuhren fünf der bis zu 3.500 PS starken Schiffe zu klassischer Musik vor den Landungsbrücken im Kreis auf der Elbe herum und verpesteten die Luft.

Er sieht die Stadt in der Pflicht, „den Mangel an Daten“ zu beheben. „Die Unsicherheit über die tatsächliche Belastung unterstreicht unsere Forderung nach mehr offiziellen Luftmessstellen beiderseits der Norderelbe“, so Siegert. Die vorgesehenen Maßnahmen des Hamburger Luftreinhalteplans seien „unzureichend“ und die Umweltbehörde „wiegelt ab“ so sein Vorwurf: „Die tut so, als ob sie bereits alles Mögliche täte.“

Die hingegen bezweifelt die Messmethoden des Nabu. „Unser Messsystem ist belastbar und rechtssicher“, sagt Behördensprecher Björn Marzahn. An 16 Stellen in der Stadt misst die Behörde zehn Schadstoffe, emittiert von Hafen, Industrie und Verkehr, in der Luft, auf der Seite luft.hamburg.de sind die stündlich aktualisierten Werte jederzeit einsehbar.

Und im Hafen werde konkret das Angebot an alternativen Energien ausgebaut: Landstrom und Flüssiggas (LNG), der Einsatz von Schweröl im Hafen sei bereits verboten. Marzahn findet: „Es geht voran.“

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