Schauspielerin Eva-Maria Hagen ist tot: Eva jenseits vom Paradies

Die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Eva-Maria Hagen ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Mit über 70 Jahren stand sie noch einmal auf der Bühne.

Eva-Maria Hagen lächelt in die Kamera

Eva-Maria Hagen während einer Probe zur Neuinszenierung des Stückes „Cabaret“ im Jahr 2006 Foto: Soeren Stache/dpa

BERLIN afp/taz | Sie war witzig, sie war gelassen, sie war einfach cool: Die Schauspielerin und Sängerin Eva-Maria Hagen war den Älteren in der Republik – sowohl in Ost als auch in West – bekannt unter anderem durch Kultfilme wie „Die Legende von Paul und Paula“ und „Vergesst mir meine Traudel nicht“ und durch Platten wie „Ich leb' mein Leben“und „Das mit den Männern und den Frau'n“. Und sie schrieb Bücher, darunter „Eva jenseits vom Paradies“, über ihre frühen Jahre als Flüchtlingskind in Perleberg, Brandenburg, und dem schon damals heftigen Wunsch, Schauspielerin zu werden.

Am Dienstag ist Eva-Maria Hagen im Alter von 87 Jahren gestorben, wie das Management ihrer Tochter Nina Hagen am Freitag der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.

In einer im Namen von Nina Hagen, deren Tochter, der Schauspielerin Cosma Shiva Hagen, und Sohn Otis Hagen verfassten Mitteilung hieß es, Eva-Maria Hagen habe „diese irdische Welt verlassen“ und sei „uns in die ewige Heimat vorausgegangen“. „Wir trauern voller Sehnsucht, in Liebe und Dankbarkeit.“

Hagen wurde in der DDR als Theater- und Filmschauspielerin bekannt, bevor sie wegen ihres Protests gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann mit einem Berufsverbot belegt wurde und in den Westen ging. Ihr Theaterdebüt hatte Hagen 1953 am berühmten Berliner Ensemble unter der Regie von Bertolt Brecht im Stück „Katzgraben“ gegeben. Breite Popularität erlangte sie 1957 dann mit der Titelrolle in der DEFA-Filmkomödie „Vergesst mir meine Traudel nicht“. In den folgenden Jahren wurde sie zu einer der erfolgreichsten Schauspielerinnen der DDR und spielte neben ihren Bühnenengagements Rollen in rund 50 Fernsehfilmen.

Von der Stasi bedroht, wegen Verleumdung angeklagt

Wegen ihrer Lebensgemeinschaft mit dem kritischen Liedermacher Biermann wurden ihre Arbeitsmöglichkeiten durch das DDR-Regime beschnitten. Hagen wurde öffentlich diskriminiert, von der Staatssicherheit bedroht und wegen Staatsverleumdung angeklagt. Als sie 1976 gegen die Ausbürgerung Biermanns öffentlich protestierte, wurde sie fristlos beim Deutschen Fernsehfunk der DDR entlassen und mit Berufsverbot belegt.

1977 folgte Hagen ihrem früheren Lebensgefährten zusammen mit Tochter Nina, die aus der früheren Ehe mit dem Schriftsteller Hans Oliva-Hagen stammt, in die Bundesrepublik. Dort baute sie sich neben dem Film und dem Theater eine zweite Karriere als Chansonsängerin auf und veröffentlichte zwei Langspielplatten.

Nach dem Fall der Berliner Mauer drehte Hagen mit „Herzsprung“ und „Novalis – Die blaue Blume“ wieder Filme im Studio Babelsberg und stand 1994 als „Medea“ auf der Bühne, in Hamburg spielte sie 1995 Brechts „Mutter Courage“. Sie produzierte mehrere CDs und legte 1997 unter dem Titel „Eva und der Wolf“ einen Roman vor, der basierend auf Briefen und Tagebuchaufzeichnungen Einblicke in die gemeinsamen Jahre mit Biermann gibt.

Zwist in der eigenen Familie löste Hagen im Jahr 2000 mit ihrem Buch „Evas schöne neue Welt“ aus. Tochter Nina Hagen erwirkte dagegen eine gerichtliche einstweilige Verfügung, weil sie sich in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt fühlte.

Eva-Maria Hagen wirkte weiterhin in Filmen mit und spielte in der Schneewittchen-Farce „Sieben Zwerge – Männer allein im Wald“ von 2004 an der Seite ihrer Tochter Nina und ihrer Enkelin Cosma Shiva. Mit 72 Jahren stellte sich Hagen noch einmal auf die Bühne und übernahm 2006 in Berlin die Rolle des Fräulein Schneider in „Cabaret – Das Musical“. Hagen schrieb zwei weitere Bücher und malte. Sie lebte in Hamburg und in der Uckermark.

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