: Sauber ohne Chemomix
Viele Reinigungsmittel für den Haushalt enthalten gesundheits- und umweltschädliche Inhaltsstoffe. Dabei geht’s auch ohne solche chemischen Zusätze. Tipps zur ökologischen Orientierung
Von Kristina Simons
Powergel für freie Abflüsse, Aktivpulver fürs WC, Power-Fettlöser mit Kraft-Formel für Arbeitsflächen und Backofen – für jeden Dreck gibt’s spezielle Reiniger. Die meisten davon kann und sollte man sich und der Umwelt allerdings ersparen. Um Küche und Bad, Böden, Wäsche und Geschirr sauber zu bekommen, reichen ein paar Putzklassiker: Neutraler Allzweckreiniger löst fettige Verschmutzungen auf Fußböden, Fenstern und anderen glatten Oberflächen. Scheuermilch und -pulver entfernen dank gemahlenem Gesteins- oder Marmormehl hartnäckigen Schmutz und Verkrustungen auf robusten Oberflächen. Häufig reichen dafür sogar schon ein Topfreiniger, (Edel-)Stahlwolle oder ein Kupferschwamm. Essigreiniger und Essigessenz oder Zitronensäure sind wirkungsvoll gegen Kalkablagerungen, zum Beispiel in Wasserkocher oder Kaffeemaschine, sowie Urinstein. Handspülmittel lösen nicht nur auf Geschirr fettige Verschmutzungen, sondern auch auf Oberflächen wie Arbeitsplatten.
Dennoch scheinen die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland Reinigungs- und Spülmittel zu lieben: Laut Umweltbundesamt verwenden sie jedes Jahr mehr als 630.000 Tonnen davon im Haushalt. Darin enthaltene Chemikalien gelangen ins Abwasser. Nicht alle werden in der Kläranlage abgebaut. Sie können dann ins Grundwasser, auf landwirtschaftliche Felder oder in Flüsse, Seen und Meere gelangen. Viele dieser Stoffe, vor allem ätherische Öle wie Zitrusöl, sind giftig für Wasserorganismen. Bei Menschen können sie Allergien auslösen. Andere Mittel, beispielsweise Glaskeramikreiniger, enthalten Mikroplastik.
Tenside sind wegen ihrer fett- und schmutzlösenden Wirkung einer der wichtigsten Wirkstoffe in Reinigungsmitteln. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen müssen sie zwar vollständig biologisch abbaubar sein. Die meisten von ihnen werden jedoch synthetisch auf Erdölbasis hergestellt und sind deshalb umwelt- und klimaschädlich. Zudem können auch sie für Wasserorganismen gefährlich sein und bei Menschen Allergien und Ausschläge hervorrufen.
Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen sind da die bessere Alternative. Sie werden allerdings häufig auf Basis von Palmöl hergestellt, und um das zu gewinnen, werden vor allem in Südostasien große Mengen Regenwald abgeholzt. Es gibt auf dem Markt allerdings einige wenige ökologische Putz- und Waschmittel ohne Palmöl.
Reinigungsmittel sollten möglichst frei von Inhaltsstoffen wie Phosphonaten und synthetische Polymeren sein. Sie sind meist schwer biologisch abbaubar, können sich teilweise in der Umwelt anreichern und Gewässerorganismen schädigen. Phosphor- oder Stickstoffverbindungen tragen außerdem zu einer Überdüngung der Gewässer („Eutrophierung“) bei.
Putzlappen richtig säubern
Auf Duft- und Konservierungsstoffe in Reinigungsmitteln sollte man ebenfalls verzichten. Sie sind beide schlecht für Gesundheit und Umwelt. Duftstoffe haben zudem keinerlei reinigende Wirkung. Um die Produkte haltbarer zu machen, verwenden Hersteller ökologischer Mittel Alkohol, Zitronen- oder Milchsäure.
Bewährte Hausmittel eignen sich auch für starke Verschmutzungen. Dazu gehören zum Beispiel die bereits erwähnte Zitronensäure und Essig.Sie lösen Kalk und Schmutz und neutralisieren unangenehme Gerüche.
Backpulver,Soda oder Natron sind, mit warmem Wasser gemischt, ein wirksamer Allzweckreiniger für Oberflächen, Backöfen, Fugen und sogar Böden. In Kombination mit Essig lösen sie zudem Angebranntes in Töpfen und machen verstopfte Abflüsse wieder frei.
Um Öl-, Blut-, Milch-, Obst- oder Gemüseflecken aus Textilien zu entfernen, hilft Gallseife. Bei Blut und anderem eiweißhaltigen Schmutz sollte der Stoff zunächst mit kaltem Wasser ausgewaschen oder darin eingeweicht werden, um die beste Wirkung zu erzielen.
Mit Kernseife lassen sich ebenfalls Fett und Schmutz aus Textilien und von Oberflächen entfernen, außerdem Glas und Böden reinigen.
Chemische Desinfektionsmittel oder Hygienereiniger sind ebenfalls überflüssig und zugleich haut-, gesundheits- und umweltschädlich. In der Regel reichen Bio-Allzweckreiniger. Um Keime abzutöten, sollte man Putzlappen und Spülschwämme zudem regelmäßig bei 60 Grad Celsius waschen und gut trocknen lassen.
Generell sollte man Putz- und Reinigungsmittel so sparsam wie möglich verwenden. Wenige Tropfen reichen für gewöhnlich aus. Beim Kauf sollte man auf Umweltlabel wie den Blauen Engel, das EU-Ecolabel und für biobasierte Wasch- und Reinigungsmittel das Ecocert-Zeichen und das NCP-Siegel achten. Sie kennzeichnen Produkte, deren Rohstoffe überwiegend aus nachwachsenden Quellen stammen, gentechnikfrei und gut abbaubar sind. Doch auch sie können Limonene oder andere gewässerschädigende Duftstoffe enthalten, auf die man besser verzichtet.
Apropos Zeichen: Chemikalien, die in Putzmitteln stecken, müssen mit bestimmten Gefahrensymbolen gekennzeichnet sein. Sie haben einen weißen Hintergrund und einen roten Rand (früher orange mit schwarzem Rand). Auch Signalwörter wie „Achtung“, „Gefahr“ oder „Verursacht Hautreizungen“ sind wichtige Hinweise.
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