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Saisonale Speicher für WasserstoffPionier HPS ist insolvent

Ganzjährig selbst produzierte Energie fürs eigene Heim? Damit wollte die HPS Home Power Solutions einen Markt aufrollen, den es so wohl gar nicht gab.

Stromüberschüsse aus sonnenstarken Zeiten: HPS schien eine Lösung dafür zu haben Foto: Imago classic

Freiburg taz | Der Wasserstoffspeicher für den Heimbereich wurde zum Flop: Die Berliner Herstellerfirma HPS Home Power Solutions AG ist pleite. Anfang April hat das Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren eröffnet, der Geschäftsbetrieb ist inzwischen eingestellt. Laut dem jüngsten vorliegenden Geschäftsbericht von 2023 beschäftigte das Unternehmen zuletzt 251 Mitarbeiter.

Bereits im Jahr 2023 war das Eigenkapital des Unternehmens nach einem Jahresverlust von 45,7 Millionen Euro ins Minus gefallen. Seither gab es mehrfache Wechsel in der Geschäftsführung, doch auch dadurch ließ sich der Niedergang nicht stoppen. Noch im Februar hoffte die Unternehmensleitung, im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens mit einem gerichtlich bestellten Sachwalter einen geordneten Sanierungsprozess zu schaffen – vergeblich.

Gläubiger müssen ihre Forderungen nun bis zum 27. Juni anmelden. Der Insolvenzverwalter hat Berichten zufolge allerdings bereits „Masseunzulänglichkeit“ angezeigt, damit läge nicht genug Insolvenzmasse vor, um alle Verbindlichkeiten zu decken.

Die Firma HPS hatte mit ihrem saisonalen Stromspeicher für Wohn- und Gewerbeimmobilien – Markenname Picea – einen Markt im Auge, den es so im erforderlichen Umfang offenbar nicht gab. Das dürfte auch am Preis des Produkts gelegen haben: Für rund 60.000 Euro in der Mindestausstattung sollte es eine Kombination aus Batterie- und Wasserstoffspeicher ermöglichen, die eigene Immobilie ganzjährig mit eigenem Solarstrom und auch mit Wärme zu versorgen.

Hilfe gegen Dunkelflauten

Die Anlage verfügt über einen kleinen Elektrolyseur, der Stromüberschüsse der eigenen Photovoltaikanlage nutzt, um Wasserstoff zu erzeugen. Dieser wird vor Ort in Flaschen gespeichert, um dann im Winter mittels Brennstoffzelle Strom und Wärme zu erzeugen.

Damit seien Kunden gegen Strompreiserhöhungen und sogar Ausfälle in der Elektrizitätsversorgung „weitestgehend immun“, warb die Firma und stellte in Aussicht, dass sich die Investition im Lauf von 10 bis 15 Jahren amortisieren würde. Doch angesichts der hohen Summe, die dafür aufgebracht werden musste, und der fehlenden Erfahrungen mit dem Produkt blieben die Kunden rar.

Das Geld zur Finanzierung des Firmenaufbaus hatte HPS auch bei Privatanlegern eingeworben. Die Firmengründer und damaligen Geschäftsführer Zeyad Abul-Ella und Henrik Colell rechneten vollmundig vor: „Mit Ihrem Investment finanzieren Sie ein einmaliges Produkt, das mit jeder einzelnen Installation so viel CO₂ einspart, wie 170 ausgewachsene Bäume jedes Jahr in Deutschland binden.“

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12 Kommentare

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  • Eigentlich sind Heimspeicher Unsinn. Zentrale große Speicher, die das Netz stabilisieren sind ja wesentlich günstiger. Dafür haben wir ja ein Stromnetz und eine gemeinschaftlich organisierte Stromerzeugung.



    Dazu kommt der ganze H2-Unsinn. Wasserstoff wird immer sehr teuer und kompliziert zu handhaben sein.

    • @Surfbosi:

      Heimspeicher sind für die Besitzer nur dadurch wirtschaftlich zu kriegen, dass sie sich damit vor Netzkosten (u.a. Stromnebenkosten) drücken können. Die Netzkosten fallen aber trotzdem an und müssen eben von Anderen bezahlt werden.



      Wasserstoff hat schon seine Berechtigung. Allerdings nicht, wie geplant, als Energieträger; dazu ist er zu unhandlich und seine Energiedichte zu klein. Sondern als Zwischenprodukt zur Herstellung lager- und transportfähiger Energieträger.

  • Wasserstoff in solch kleinen Anwendungen kann sich nicht rechnen. Der Strombedarf für die Elektrolyse ist sehr hoch. Und der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen ist sehr gering. Wasserstoff ist schwierig zu lagern.



    Autarkie lohnt sich nicht. Bessere Einspeisebedingungen und mehr Fernwärme wären wesentlich produktiver.

  • Das Produkt kannte ich leider nicht. Hätte ich mir durchaus vorstellen können, als ich vor einem Jahr meine Photovoltaikanlage installieren ließ. Wobei es im Moment natürlich noch recht teuer ist.

    Wenn die 60 K gereicht hätten, um über den Winter zu kommen, wäre ich dabei gewesen. Wobei es rechnerisch nur in 10-15 Jahren amortisiert, wenn man von vorn herein heftige Strompreissteigerungen annimmt. Von daher wäre mir die Versorgungssicherheit wichtiger gewesen als der finanzielle "Gewinn".

    • @Dr. Idiotas:

      "Wenn die 60 K gereicht hätten, um über den Winter zu kommen..."



      Die 60 K€ waren die "Mindestausstattung", siehe oben. Die Variante, mit der eine Chance besteht, über den Winter zu kommen, lag steuerbegünstigt (ohne MwSt) bei 100 K€; Wartungsvertrag jährlich 0,5 K€.



      Das ganze noch ohne PV, die kommt noch oben drauf. Nutzung der Abwärme des Elektolyseurs/der Brennstoffzelle macht Einbau einer Lüftungsanlage erforderlich (nachträglich in Bestandsbauten nur schwer realisierbar).

      • @sollndas:

        Okay. Dann wird es albern.

    • @Dr. Idiotas:

      Also wir haben ohne Speicher 1300 kWh Netzstrom im Jahr. Bei EE soll immer richtig abgegriffen werden, weil, man muss 100% autark sein, sonst ist das doch alles nichts.

  • 170 Bäume für 60000 Euro. Wen wunderts noch

    • @Höhlen!=:

      bei einem Baum in der Stadt kommen mit Kosten für den Baum selber, dem Anpflanzen, der Pflege und je nachdem noch der Standortkosten bis zu 5000€ und mehr Kosten zusammen, mal 170, da komme ich auf 800.000 €....also haben sie mit 60.000 eigentlich ein Schnäppchen gemacht :D

      • @PartyChampignons:

        Wenn ein Baum 5000 Euro kostet, warum bekommt man dann einen kleinen Weihnachtsbaum für 30 Euro? Und auch die großen Bäume im Wald bringen den Forstämtern und Forstbetrieben mehr Geld ein, als sie zum Anpflanzen und zur Pflege gebraucht haben.



        Wenn ich allerdings die Grundstückspreise in der Stadt mitrechne, dann könnten sie rechthaben. Allerdings würde ich auf großstädtische Bauland keine Bäume pflanzen, sondern bauen. Und was ein Quadratmeter Parklandschaft kostet, hängt sehr von der Sichtweise ab. Denn die Parks gehören fast immer den Kommunen bzw. der öffentlichen Hand, und sind eben kein Bauland. Erst bei einer Nutzungsumwandlung würde es sehr teuer.



        PS: Ich habe in meinem Leben schon einige Obstbäume gepflanzt, ein kleiner Hochstamm-Apfelbaum aus der Baumschule (3 Jahre, rund 8-10 cm Stammumfang oder umgerechnet ca. 3 cm im Durchmesser) kostet zwischen 30 und 50 Euro. Wenn sie einen Antrag auf Förderung stellen, bekommen sie das Geld teilweise oder auch ganz zurück (z.B. über Förderprogramme zu Streuobstwiesen).

      • @PartyChampignons:

        Der Baum kann ja jetzt nichts dafür, dass die Stadt für einen Standort auf städtischen Grund nochmal Gekd haben will. Ich habe mal rückwärts gerechnet. 60.000€ durch 170 ist ca. 350€ pro Baum, bei Pflanzung auf eigenem Grundstück mit Fertigstellungs- und Entwicklungspflege bekommt man dann so daumendicke Bäume. Rechnet sich von daher theoretisch. Andererseits kommt drauf an, was man so an Energie gewinnen kann. Bei ca. 250m2 im 2-Familienhaus haben wir so 6-7T€ Energiekosten je nach Ölpreis, wenn die Anlage das hergibt und sich die Wartungskosten in Grenzen halten und die Lebensdauer passt hätte sich das schnell amortisiert.

        • @Axel Schäfer:

          Das könnte passen, aber nur wenn der Verbrauch eben möglichst hoch liegt. 7T€ bei 250m²? Was verheizen Sie denn, und wie sind sie den energetisch unterwegs? Oder haben Sie eine 7-9 köpfige Familie, die in unserem Land aber leider nicht der Durchschnitt ist. Nein das Konzept ist recht nett, aber nicht wirtschaftlich, und weil es leider nicht einmal von der technologieoffenen FDP gefördert wurde daran zu Grunde gegangen. Wärmeseitig liegt das Konzept von Jeni beherrschbar günstiger. Stromseitig mit einer alternativen Stromspeicherung könnte das dann sogar gemeinsam funktionieren. Aber eben auch nicht mit 60T€. Also noch nicht Massentauglich. Bleibt vielleicht noch der Hebel mit DIY. Aber bei Wasserstoff so ǹe Sache - wann haben Sie zuletzt Ihren Gasbrennwertkessel an die selbstverlegte Gasleitung angeschlossen? Mit konventionellen Stromspeichern schon eher auf DIY möglich. Wann haben Sie zuletzt ihren smartphone-akku gewechselt?