Russland und Ukraine verhandeln: Gefangenenaustausch erfolgreich
Am Wochenende kommen Kriegsgefangene auf beiden Seiten frei. Für künftige Aktionen soll ein Korridor eingerichtet werden.
„Wir sehen die aufrichtigen Bemühungen der türkischen Seite und von Präsident Recep Tayyip Erdoğan persönlich sowie des Ombudsmanns Şeref Malkoç, ein neues Format zu schaffen, das zur Lösung der humanitären Probleme der ukrainischen Bürger beitragen wird“, zitiert die Nachrichtenagentur ukrinform.ua den ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten Dmytro Lubinets. Lubinets hatte den Deal mit seinem türkischen Kollegen Malkoç und seiner russischen Kollegin Tatjana Moskalkowa bei Begegnungen in der Türkei in den vergangenen Wochen ausgehandelt.
Außerdem, so Lubinets, hätten sich in der Türkei Russland, die Ukraine und die Türkei auf die Einrichtung eines Korridors zu Gefangenenaustauschaktionen geeinigt.
Bei dem Gefangenenaustausch am Samstag wurden der Ukraine nach Angaben des Präsidialamtes in Kyjiw auch die Leichen von zwei bei einem Hilfseinsatz getöteten Briten übergeben. Die Männer im Alter von 28 und 48 Jahren hatten demnach im Osten der Ukraine geholfen, Zivilisten aus Kampfgebieten herauszuholen.
Insgesamt, so Präsident Wolodimir Selenski, seien seit dem 24. Februar 1.762 Personen aus russischer Kriegsgefangenschaft freigekommen. Aljonwa Werbitska, Beauftragte für kämpfende UkrainerInnen, geht davon aus, dass Russland aktuell zwischen 3.000 und 4.000 UkrainerInnen in Kriegsgefangenschaft hält. Mindestens 15.000 UkrainerInnen würden vermisst, zitiert das staatliche Portal suspilne.media Werbitska. Igor Klimenko, amtierender ukrainischer Innenminister, klagt über den Gesundheitszustand der freigelassenen ukrainischen Kämpfer. Dieser sei alles andere als zufriedenstellend.
Russland fordert Klarheit bei Korridoren
Vorwürfe werden aber auch an die ukrainische Seite gerichtet. Man habe von Verwandten von ukrainischen Kriegsgefangenen erfahren, erklärt die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa auf ihrem Telegram-Kanal, dass man freigelassenen ukrainischen Soldaten bei ihrer Rückkehr einen erneuten Fronteinsatz nahelege. Wer sich weigere, dem drohe eine lange Freiheitsstrafe, so Moskalkowa. Aus diesem Grund würden Mütter und Ehefrauen von ukrainischen Kriegsgefangenen sie bitten, ihren angehörigen Männern die Möglichkeit zu geben, in Russland verbleiben zu können. Derartige „Doppelstandards“, so Moskalkowa, seien eine Bremse bei den Verhandlungen zum Gefangenenaustausch.
In der Folge könnten auch Dutzende „von unseren russischen Jungs“ nicht nach Hause. Es sei nicht richtig, so Moskalkowa, ehemalige Kriegsgefangene wieder „in die Zone von Kampfhandlungen zu schicken“, zitiert gazeta.ru Moskalkowa.
Im Januar hatte der türkische Präsident Erdoğan die Idee des türkischen Ombudsmanns Seref Malkoç, humanitäre Korridore einzurichten, um die Verwundeten aus der Kampfzone in der Ukraine und anderen Regionen zu bringen, unterstützt. Auch Erdoğans Sprecher, Ibrahim Kalın, habe angeregt, einen humanitären Korridor „im Gebiet der russischen Militäroperation“ einzurichten, so die russische gazeta.ru.
Nun müsse erst einmal Klarheit über den Begriff der humanitären Korridore bestehen, erklärte die russische Menschenrechtsbeauftragte Moskalkowa. Zudem müsse von der türkischen Seite eine Vorgehensweise hierzu vorgelegt werden.
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