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Russische Politologin über Nemzow-Mord„Der Hass liegt in der Luft“

Die Staatsmacht hatte es gar nicht nötig, den Befehl zur Ermordung des Putin-Kritikers Boris Nemzow zu geben, sagt die russische Politologin Schewzowa.

Die Beisetzung des ermordeten Boris Nemzow am Dienstag in Moskau. Bild: ap
Interview von Barbara Oertel

taz: Frau Schewzowa, wie war Ihre erste Reaktion, als Sie von dem Mord an Boris Nemzow erfahren haben?

Lilija Schewzowa: Ich bin hysterisch geworden. Seitdem nehme ich Beruhigungsmittel. Boris war mein Freund.

Haben Sie Derartiges erwartet?

An solche Dinge denkt in Moskau niemand. Auch Nemzow versuchte, an so etwas nicht zu denken. Aber er hat mehrmals gesagt: Sie können mich umbringen. Das sah auch seine Mutter so, die sagte: Der Kreml wird dich umbringen für das, was du gesagt hast. Nemzow war dauernd in Gefahr. Doch er wollte nie Schutz. Boris war ein Mensch, der keine Angst kannte. Er war nicht verrückt oder leichtsinnig. Doch er hoffte wohl, dass sie so weit nicht gehen würden.

Zum Gedenken an Nemzow sind rund 50.000 Menschen in Moskau auf die Straße gegangen. Wie beurteilen Sie das?

Gott sei Dank, dass es so viele waren. Allerdings hätte ich gedacht, dass es noch mehr sein würden. Denn das Verbrechen war wie ein Spucken ins Gesicht derer, die die Macht nicht mögen. Ein dreister symbolischer ritueller Mord in der Nähe der Kremlmauer, einem Ort, der streng überwacht wird. Ich hätte gedacht, dass die Bevölkerung diese Tat noch stärker als eine persönliche Bedrohung empfinden. Trotzdem: Über 50.000 Menschen in einer Situation der Demoralisierung und Angst ist nicht schlecht. Und es waren auch viele junge Leute da.

Ist Russland nach diesem Mord ein anderes Land geworden?

Ich glaube nicht, dass sich ein Land in einer Minute so verändert. Aber dieses hier ist der bedeutendste politische Mord seit 25 Jahren. Das ist der Abschluss eines Kapitels und der Beginn eines neuen. Das heißt, der russische Staat und diejenigen, die ihm dienen, schrecken auch nicht davor zurück, Blut zu vergießen. Wohin die Entwicklung unter Putin geht, wissen wir nicht. Doch die Machthaber haben die Gesellschaft in einem Geist des gegenseitigen Hasses erzogen. Die Staatsmacht hatte es gar nicht nötig, den Befehl zu geben, Nemzow zu ermorden. Denn der Hass liegt schon in der Luft. Dieser Bazillus des Hasses, der Grausamkeit und Feindseligkeit hat sich in der Mentalität der Menschen eingenistet. Selbst wenn der Kreml diesen Bazillus jetzt aufhalten wollte, wäre das sehr schwierig.

Bild: privat
Im Interview: Lilija Schewzowa

ist russische Politikwissenschaftlerin. Sie forscht unter anderem über das Ende des Kommunismus und die russische Innen- und Außenpolitik. Gemeinsam mit Andrew Wood verfasste sie 2011: „Change or Decay: Russias Dilemma and the Wests Response“ (Carnegie).

Was bedeutet der Mord an Nemzow für die russische Opposition?

Das ist ein sehr schwerer Schlag und schwächt die Opposition enorm. Boris war einer der besten Organisatoren von Demonstrationen. Er kümmerte sich um die Finanzierung der Opposition. Er war ihre Seele.

Könnte dieser Mord zum Ausgangspunkt für eine neue Protestbewegung werden?

Ich würde Ihnen so gerne sagen, dass der Tod von Boris Nemzow nicht umsonst war und zum Fanal für die Bildung einer neuen Protestbewegung wird. Doch damit wirklich eine neue Opposition, eine Alternative zum Kreml entsteht, braucht es eine noch ernstere Krise, die das Leben der Menschen unerträglich macht.

Was heißt das genau?

Steigende Preise für Energie, Korruption, Hass auf die Staatsmacht. Das ist eine Krise. Und genau die wird eine neue Opposition hervorbringen. Nur die Unmöglichkeit, unter solchen Bedingungen weiterzuleben, treibt die Menschen auf die Straße und bringt sie dazu, nach neuen Ideen, Führungspersönlichkeiten und Plattformen zu suchen. Das kann in einem, zwei, drei oder in fünf Jahren der Fall sein, ist aber unausweichlich. Denn das System ist nicht lebensfähig, es stirbt qualvoll. Die Krise wird kommen. Das Problem ist nur, ob wir darauf vorbereitet sein werden.

Wäre ein Putsch gegen Putin aus seiner engeren Umgebung für Sie ein denkbares Szenario?

Ein Umsturz war in Russland immer eine Form des Machtwechsels. Das gilt auch für die Oktoberrevolution von 1917, wo eine Protestbewegung, die auf der Straße begonnen hatte, in einen Umsturz mündete. Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass sich dieses Szenario wiederholt. Ein Wechsel des Regimes, Putins sowie seiner Mannschaft zugunsten eines Gleichgesinnten, um die Existenz des autokratischen Systems zu verlängern. Das ist die wahrscheinlichste Variante, wenn keine Alternative auftaucht. Eine Alternative in Form neuer Menschen, so wie Nemzow einer war. Doch abgesehen davon: Die Agonie des Systems hat begonnen. Aber sie kann lange dauern.

Sie halten sich mit Kritik an Putins Systems ebenfalls nicht zurück. Haben Sie manchmal Angst?

Angst würde mir mein Leben unerträglich machen. Jeder dieser Vorfälle, wie mit Boris, ruft bei mir heftige emotionale Reaktionen hervor. Aber ich bin doch keine Politikerin, sondern nur ein kleiner Fisch. Die Politiker sind diejenigen an der Frontlinie, wir tragen ihnen nur die Patronen hin.

Immer härtere Repressionen gegen Andersdenkende in Russland, der Krieg in der Ukraine – reagiert der Westen adäquat auf diese Situation?

Natürlich nicht. Der Westen wurde kalt erwischt, er war bis vor Kurzem wie gelähmt. Was er tun sollte? Er sollte zu der Schlussfolgerung kommen, dass allein Sanktionen das Problem nicht lösen werden. Minsk II, das Abkommen, das Russland die Möglichkeit gibt, außer der Krim auch noch woanders über den Staatsaufbau in der Ukraine mitzubestimmen, ist ebenfalls keine Lösung. Europa wird nach weiteren Mitteln suchen, um Russland aufzuhalten – Sanktionen sind nur eins davon. Und der Westen muss sich gleichzeitig in Geduld üben und darauf warten, dass sich die Russen selbst aus dieser dunklen Grube befreien.

Sollte der Westen die russische Zivilgesellschaft stärker unterstützen?

Ich glaube nicht, dass der Westen die Zivilgesellschaft in Russland noch stärker unterstützen kann, als er das jetzt schon tut. Da sind die Möglichkeiten begrenzt. Die russische Gesellschaft lässt eine direkte Finanzierung russischer Organisationen nicht zu. Wir benötigen die Hilfe des Westens nicht im Inneren, sondern von außen. Dass der Westen sich selbst hilft und das Problem der fünften Kolonne löst. Ich meine Leute, die für dreckiges russisches, ukrainisches oder kasachisches Geld arbeiten – Autoren, Journalisten und Geschäftsleute. Es geht um eine westliche Reinigung, nach dem Motto: Reinigt euch selbst, helft euch selbst, und so helft ihr uns!

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48 Kommentare

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  • Sind wir Boris?

  • ich kann keinen Zusammenhang zu Putin und Mordmotiv erkennen. Bisher haben nur seine Gegner, auch westliche Medien davon profitiert.

     

    Zum Klima müssen Sie halt dann Umfragen lesen, gibt auch amerikanische (Gallup) um sich ein Bild zu machen. Die Russen sind sehr zufrieden mit Putins Politik, so ist es.

     

    Oder mal russische Zeitungen durchstöbern, z.B. http://sputnikipogrom.com/

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Weil Du es nicht sehen willst.

       

      Und die sind so zufrieden weil die nur das hören was Putin die horen lassen will - und was Du offensichtlich auch ungefiltert glaubst.

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Fornax, einfach mal die Augen aufmachen, sonst kann man eben nichts erkennen...

  • Bei allem was die Apologeten des Kremel hier an Nebelkerzen werfen und Ablenkungsmanövern starten.

     

    Ein Verantwortlicher für den Mord an Nemzow steht jetzt schon bereits eindeutig fest: Er heißt Wladimir Puitin.

     

    Er ist für das Klima und die Stimmung in Russland als russicher Präsident politisch verantwortlich.

     

    Ein Klima in dem immer wieder politische Morde verübt werden, während die Justiz die Aufgabe hat zu vertuschen, einen politisch genehmen Schuldigen zu finden und nicht wirklich aufzuklären.

  • Der russische Oppositionspolitiker Nawalny hat im übrigen eine weitere Möglichkeit genannt, wer Nemzow umgebracht haben könnte, nämlich Kreise der Gebietsregierung von Jaroslawl, mit denen Nemzow im Clinch lag.

    Nawalny fordert eine rasche Aufklärung des des Falles und eine Offenlegung aller Ermittlungsergebnisse. Kann man nur zustimmen.

  • Was interessant ist: Nemzows Freundin war bei der Beerdigung nicht anwesend. Einem Lügendedektortest verweigerte sie sich, ins Zeugenschutzprogramm wollte sie nicht aufgenommen werden und trotz der Behauptung sie würde gegen ihren Willen in Russland festgehalten, flog sie bereits nach Kiew. Weitere Widersprüche auf dem Stern http://www.stern.de/politik/ausland/nemzow-ist-seine-freundin-anna-durizkaja-in-die-tat-verstrickt-die-aussagen-der-drei-kronzeugen-2177275.html

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Das wundert Sie?

       

      Aus einer Zeugin, kann in Russalnd schnell eine Angeklagte werden. Dann gibts in Schauprozessen Lagerhaft und ihr Leben in Freiheit wäre Geschichte.

      • @Dhimitry:

        @Dhimitry: In JEDEM Land kann aus einem Zeugen ein Verdächtiger/Angeklagter werden, sobald Indizien dafür vorliegen. Und es ist nun mal so, daß sich diese Dame nicht in allerbestem Licht präsentiert. Warten wir's ab.

        • 6G
          60440 (Profil gelöscht)
          @Der_Peter:

          In manchen Ländern stehen Zeugen und Angeklagte gewisse Rechte zu. In Russland nicht, Der_Peter. Die Freundin von Nemzow tat gut daran, schnell aus Russland zu verschwinden. Aber gut, dass Sie wissen, dass die junge Dame nicht gut beleumundet ist ... Naja ein Model und dann noch 30 Jahre jünger als ihr Geliebter ? Wie ? Sie war gar nicht verheiratet mit Nemzow ? Oh my god, it´s shocking !!!

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Interessanter Link. hatte darüber auch schon auf einer russischen Homepage gelesen. Klingt jetzt zwar abgedroschen, aber irgendwie vertraue ich Nemzows Freundin nicht.

      • @Der_Peter:

        OK - mal wieder ne interessante Wendung in der putinschen Propaganda:

         

        "Bitte den Verdacht auf Nemzows Freundin und sein Umfeld lenken!"

        • @Grisch:

          Übrigens:

          ""Bitte den Verdacht auf Nemzows Freundin und sein Umfeld lenken!"

           

          Jetzt ham Sie mich erwischt, Putin hat angerufen und da musste ich :-) Und beim Stern...das Logo sagt doch alles...

        • @Grisch:

          tja, selbstverständlich lässt sich danach fragen. Wie nach allen Seiten. Oder präferieren Sie eine Lynchjustiz wo die Bildzeitung entscheidet wer schuldig ist?

        • @Grisch:

          Mehrmals habe ich geschrieben, man solle abwarten, was die Ermittlungen bringen. Alles andere ist frei von Ihnen hineininterpretiert. Ihr Herumgetrolle kann manchmal recht ermüdend sein. Lassen Sie es einfach.

          • @Der_Peter:

            Wer ermittelt denn? Putin selbst hat das zur Chefsache erklärt. Sie wollen also abwarten bis Putin sich überlegt hat wer am Besten den Schuldigen abgeben sollte??

             

            Und dann werden Sie hier laut die Propagandatröte anwerfen: "seht her, Putin hatte gar nichts damit zu tun, es war der böse Westen, habs doch gleich gewusst"...

  • Erstmal „danke!“ für das Interview. Stimmen von drinnen, geographisch und sachinvolvierte, sind immer vorzuziehen.

     

    Zwei Stellen beeindruckten (mich) besonders.

    Erstens der Absatz „Steigende Preise für Energie, Korruption, Hass auf die Staatsmacht ... treibt die Menschen auf die Straße und bringt sie dazu, nach neuen Ideen, Führungspersönlichkeiten und Plattformen zu suchen“.

     

    Denn darauf warten/hoffen wir (alle jene die nicht mit am massentödlichen Megakorruptionstisch sitzen) hier, in (aber nicht nur) Brasilien, idem. Wie (auf) Godot... Und FreundInnen, die drinnen sind/waren in Putin’s Reiche, meinten auch bisweilen in meinen Schilderungen von Brasilien (ihr) Russland wiederzuerkennen. (BRIC ist mehr als nur ein Wirtschaftskürzel!)

     

    Die zweite Stelle ist der Abschluss (des I-views):

     

    „Und der Westen muss sich gleichzeitig in Geduld üben und darauf warten, dass sich die Russen selbst aus dieser dunklen Grube befreien.

    Wir benötigen die Hilfe des Westens nicht im Inneren, sondern von außen. Dass der Westen sich selbst hilft und das Problem der fünften Kolonne löst. Ich meine Leute, die für dreckiges russisches, ukrainisches oder kasachisches Geld arbeiten – Autoren, Journalisten und Geschäftsleute. Es geht um eine westliche Reinigung, nach dem Motto: Reinigt euch selbst, helft euch selbst, und so helft ihr uns!“

     

    Au ja! Und für dreckiges brasilianisches idem. Oder ist dort jemand (bei Euch), der glaubt unsre Agrofaschisten-an-der-Macht holzten alles ab, um die Edelholz, Rindfleisch, Soja, Eisenerze (...) bei uns selbstn umzusetzen?! In einem rasant sich deindustrialisierenden Staat, der seine Gegenwarts-Menschen und zukünftige Lebensfähigkeit vernichtet, für eine Handvoll Devisen...

  • Aha den Menschen in Russland geht es noch zu gut, deshalb gehen sie nicht zu Hauf auf die Straße, genau wie bei uns.

  • Gerhard Schröder und Peer Steinbrück; das sind die, die dreckiges Geld nehmen.

    • 1G
      1074 (Profil gelöscht)
      @Lapa:

      Ja, und der Rest nimmt es von der anderen Seite. Auch die Rolle der "Leitmedien" ist hier zu hinterfragen.

       

      Ein Blick auf die Eigentümerstruktur und die Bios der Herausgeber & Cheredakteure kann nie schaden dabei.

  • Nicht nur daß der Mord an Nemzow wie jeder Mord absolut verabscheuungswürdig ist, für mich macht er auch politisch keinen Sinn, denn so richtig beunruhigt konnte der Kreml m.E. wegen ihm nicht sein, und wie es schon desöfteren gesagt wurde, sein Tod schadet Putin mehr als er ihm nützt - wenn wir mal strikt vom "cui bono"-Prinzip ausgehen.

    Wie immer in solchen Fällen ranken sich ja allerlei Hypothesen um den Fall, vom "sakralen Opfer" über Islamisten, Nationalisten, dubiose Geschäftspartner, eifersüchtige Nebenbuhler bis hin zu der steilen These, er wäre gar nicht tot, sondern hätte (mit Unterstützung des Kreml?) seinen Tod nur vorgetäuscht, unter Zuhilfenahme des in dem einen Video sichtbaren Schneeräumfahrzeuges, das die eigentliche Tat verdeckt.

    Und da die Täter und das Motiv derzeit nicht bekannt sich, finde ich es auch voreilig und ein wenig pervers, wie die Opposition und der Westen seinen Tod ausschlachten, immer getreu der Devise "Putin war's". Und wenn nicht direkt, dann halt indirekt, Hauptsache, man kann mit dem Finger auf ihn zeigen. Ich meine, er bietet sicherlich manch anderen Grund dafür, aber im Fall Nemzow sollte man erst einmal abwarten. Und wer den russischen Ermittlungsbehörden nicht traut, geschenkt. Zumindest haben sie nicht noch in der Tatnacht einen erschossenen Täter und einen im Fluchtauto "vergessenen" Ausweis präsentiert...

    • 6G
      60440 (Profil gelöscht)
      @Der_Peter:

      Cui bono, Der_Peter ? Als wenn Hass rational wäre. Als würde ein Diktator jemanden, der ihm ans Bein pinkelt nur deshalb schonen, weil es ihm weniger nützte, weil es weniger "Sinn" machte, als ihn am Leben zu lassen. Putin reicht es schon, dass der Gegner weg ist und alle Welt sich den Kopf zermartert, wer wann wo was gewollt haben könnte. Entscheidend ist, dass die Adressaten die Botschaft evrstanden haben. Und zu denen gehören nicht Sie, sondern die Anhänger der Opposition.

    • @Der_Peter:

      Dafür, dass Du jegliche Morde verabscheuungswürdig findest hast Du aber recht ausdauernd hier den Krieg Russlands in der Ukraine beklatscht. hier die offiziellen Rechtfertigungen u Dementis des Kremls runterzubeten macht es nicht besser, so viele wurden mittel- oder unmittelbar vom Kreml umgebracht, die vermeintlich auch nur kleine Lichter waren. Und jmd wie Nemzow der dem "Galereerensklave" Putin u seinem Tun systematischer hinterherrecherchiert hat als die meisten westl Journalisten u die russ Staatsanwaltschaft, kann so unbedeutend nicht sein, zumal wenn er zuletzt an einem Bericht über die russ Armee in der Ukraine gesessen hat. Wenn dem so ist, das solche Berichte nicht an Putins Macht kratzen, dann nur deshalb, weil er seinen Propagandaapparat so gut eingestellt hat, dass auch noch der beste Bericht mit einem gigantischen Schwall Propaganda, Häme und Lügen zugedeckt werden können. Sie sind mit Sicherheit Teil dieses Apparats oder machen sich willentlich dazu.

      • 6G
        60440 (Profil gelöscht)
        @ingrid werner:

        Das ist doch das Tolle, Frau Werner. Dank Putin kann man heute Pazifist sein und trotzdem Angriffskriege dufte finden, so wie Der_Peter. Dank der wunderbaren Propaganda des Kreml ist das Paradox salonfähig. Um mal Timothy Snyder zu zitieren, der die absolute Unlogik russischer Staatsptropaganda wie folgt auf den Punkt gebracht hat: "Der „dekadente“ Westen wird aufgefordert, zur Kenntnis zu nehmen, dass es keine ukrainische Nation gebe, dass aber alle Ukrainer Nationalisten seien; dass es keinen ukrainischen Staat gebe, aber seine Organe Unterdrückung betrieben; dass es keine ukrainische Sprache gebe, aber Russen gezwungen würden, sie zu sprechen." Herrlich, gell ? Wenn man all dies unproblematisch schluckt, dann stören den "kritischen" Geist weder grüne Männchen, noch gefakte Referenden. Dann ist oben halt unten und grün gelb. Und Soldaten machen Urlaub im Nachbarland, um Krieg zu führen ...

      • @ingrid werner:

        Nun, Frau Werner, im Unterschied zu Ihnen sehe ich den Konflikt im Donbass nicht als einen Krieg Russlands gegen die Ukraine, sondern als einen Krieg der Kiewer Oligarchen gegen Regierungsgegner im Osten des Landes (die von Russland unterstützt werden). Ich beklatsche diesen Krieg nicht, sondern habe wohl oft genug zum Ausdruck gebracht, daß das Töten aufhören muß und endlich Frieden einkehren möge. Auch habe ich in meinem gestrigen Kommentar keine "offiziellen Rechtfertigungen u Dementis des Kremls" "heruntergebetet", sondern nur einige der diskutierten Ermittlungsrichtungen aufgezählt und dazu geraten, die Ermittlungen abzuwarten.

        Aber nun hat der russische Politologe Kagarlitzki eine neue Hypothese zum Mord an Nemzow aufgestellt: "Liberale" Teile des russischen Geheimdienstes seien es gewesen, um Putin zu belasten und zum Rücktritt zu bringen:

        http://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/russischer-politologe-elite-lässt-putin-fallen/

        Ist Herr Kagarlitzki für Sie, Frau Werner, nun ebenfalls ein Putinscher Propagandist?

        • @Der_Peter:

          Genau, in der Ukraine soll endlich Frieden herrschen, findet Putin ja auch. Die Ukraine sollte doch einfach klein beigeben, und Russland den Donbass abtreten und den Rets "Neurusslands" bis zur moldawischen Grenze gleich mit. Dann ist auch endlich wieder Ruhe. Der Klügere gibt nach. ; )

    • @Der_Peter:

      nee, so Ausweise die aus zerbröselten Türmen dem FBI-Agenten vor die Füße fliegen gibt´s nur in Hollywood.

  • Die Drohung:

    "damit...eine Alternative zum Kreml entsteht, braucht es eine noch ernstere Krise, die das Leben der Menschen unerträglich macht."

     

    Die Bitte:

    "Steigende Preise für Energie, Korruption, Hass auf die Staatsmacht. Das ist eine Krise. Und genau die wird eine neue Opposition hervorbringen."

     

    Und solche Menschen sollen für ein besseres Russland stehen?! Aber gut die Überschrift vermittelt ja die Kernbotschaft: Hass.

    • @fornax [alias flex/alias flux]:

      Dieser tragische Mord am oppositionellen Herrn Nemzow ..

      erzählt auch davon, das es der Opposition teilweise sehr an konkreten,

      konstruktiven und guten Ideen für ein "besseres Russland" fehlt !

      Allzuoft erschien die `russische Opposition´ als ein dümmlicher Träger westlicher/antirussischer Propaganda .. wodurch die allgemeine russische Volksmeinung .. ihre (?) Opposition nicht mehr als kritischen Teil ihrer Selbst anerkennen wollte..

      und so kam es zum Hass gegen die Opposition..

      Ist zu hoffen, das die `russische Opposition´ zu irgend vernünftiger/ konstruktiver Rhetorik für ein "besseres Russland", dem Volksgeist verständlich, zurückkehrt .. und aufhört Hass zu schüren!

      • @vergessene Liebe:

        Gut, Oppostitionelle die es nicht ins Parlament schaffen (Newzow) werden dann wohl auch mal giftig. Sitzen ja 4 Parteien im Parlament. Ich sag mal so: so Neoliberale wie Nemzow kommen dem Westen halt schon gelegen. Die ganzen Staatsbetriebe gehen westlichen Geschäftsleuten mehr auf die Nüsse als ein Putin. Da stören sie sich bestimmt nicht dran wenn eine neoliberale "Opposition" Unfrieden stiftet.

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          Märchenonkel Fornax erzählt mal wieder Geschichten von angeblich unabhängigen - tatsächlich aber gleichgeschalteten - Parteien im Russland Putins.

          • @Grisch:

            Belege für die These von Ihnen?

             

            Ansonsten, was los? Lesen Sie nochmal durch! Nichts von dem was Sie schreiben habe ich gesagt. Auf das Thema bin ich gar nicht eingegangen :-)

  • Man soll, heißt es, nicht schlecht über tote reden, und Boris Nemzow hat zweifellos Verdienste. Der Mord an ihm ist eine ausgesprochene Sauerei. Ihn aber als "neue[n] Menschen" zu bezeichnen, scheint mir übertrieben. Der Mann war immerhin Vice-Ministerpräsident unter Jelzin und gleichzeitig Energieminister – juristisch eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Sein "Liberalismus" scheint neoliberaler gewesen zu sein als der der FDP. Mit den führenden russischen Oligarchen hatte er jedenfalls erkennbar keine Schwierigkeiten. Macht war in jedem Fall das Mittel seiner Wahl. Sein Putin-Hass hat womöglich mehr mit eigenen Ambitionen zu tun als mit allgemeiner Menschenliebe. Mag sein, dass "Patronen-Zuträger" wie Lilija Schewzowa Heldenmythen brauchen um ihre Angst zu überwinden. Für Russland insgesamt macht das aber nicht so sehr viel Hoffnung.

    • @mowgli:

      Nun ja Liberalismus, auch die Neo-Variante wäre immer noch wesentlich weiter links und demokratischer als den putinscke Nationalismus kombiniert mit Oligarchen-Kapitalismus

      • @Arcy Shtoink:

        wenn sie mir jetzt noch erklären was am Leitspruch des Liberalismus: "die Freiheit (und Interessen) des Einzelnen stehen über denen der Gemeinschaft" links sein soll? Neoliberalismus meint ja nur die Reaktivierung des Liberalismus in Europa (in der USA eh Leitphilosophie).

        Bald sind wir wieder bei der Adam Smith Schule, wenn es so weitergeht.

        Da der Liberalismus mittlerweile eh von allen Parteien verkörpert wird (unter rot-grün so richtig durchgezogen) ist eine liberale Partei wie die FDP nicht mehr von Nöten. Es gibt ja auch eine liberale philosophische Schule die teils in Richtung anarchische Ideen geht (Bürgerrechte usw.), aber von der rein

        auf Wirtschaft ausgelegten FDP ja nie vertreten wurde. Der Liberalismus, uneingedämmt, schafft nichts weiter als Privatdiktatoren (Unternehmer/Investoren...). Daraufhin bewegen wir uns ja immer stärker...TTIP und Co. Interessen der Gemeinschaft, soziale Errungenschaften, Bürgerrechte stehen den elitären Interessenten dieser Ideologie nur im Weg und werden nach Möglichkeit abgebaut und ausgehöhlt.

        • @fornax [alias flex/alias flux]:

          "Neoliberalismus meint ja nur die Reaktivierung des Liberalismus in Europa"

           

          OMG, da ist es wieder. Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosgkeit

          • @Kaboom:

            Oh mei, des wird sicher kontrovers diskutiert, Entstehung... Er hier meint:

            "Heute versteht man den Neoliberalismus als Rückbesinnung auf den alten Liberalismus (Raubtierkapitalismus)"

            http://www.neo-liberalismus.de/neo-neoliberalismus.html

            Und für mich ist es dann eben die Reaktivierung in Europa. Müssen Sie nicht teilen, aber statt mir "Ahnungslosigkeit" vorzuwerfen, wie das leider meist in Diskussionen mit den "netten Demokraten" so ist, können Sie ja Ihre Definition darbieten.

    • @mowgli:

      "Heldenmythen", "Patronen-Zuträger", wie schön. Klingt nach Troll-aus-Olgino. Genauso "Putin-Hass". Was kann es denn sonst sein, was die russische Opposition gegen so einen großartigen Staatslenker antreibt, etwa dessen Politik? Haha, nein, ausgeschlossen, großes-Mowgli-Ehrenwort.

      Nun ist Putin privat sicher ein umgänglicher Typ, mit dem man zB brustfrei speedbootfahren, bärenjagen oder nach Amphoren tauchen gehen kann.

      ---> Aber seine Politik...

       

      Jetzt mal eine ausgewogene, sachliche Betrachtung;

       

      Nemzow war in den 1990ern Neoliberaler.exe* und hätte daher anständigerweise nach seiner Wahlniederlage Selbstmord begehen müssen: wie alle-alldie- anderen, die in den 90ern in Rußland irgendetwas zu sagen hatten, schnaub!

      Oder wenigstens sein 101%ig geraubtes Einkommen dem russischen Staat zurückgeben und dann mittellos in ein sibirisches Kloster gehen. Leider muß man hier eine völlige Unsensibilität des, äh, Verstorbenen konstatieren.

      Richtig so?

       

      *Wie war die FDP noch mal in den 1990ern: neoliberal..pruust.

      Das spricht dann doch für: Olgino.

    • @mowgli:

      "Der Mann war immerhin Vice-Ministerpräsident unter Jelzin und gleichzeitig Energieminister – juristisch eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. "

       

      Sigmar Gabriel ist Wirtschaftsminister und Vizekanzler zugleich, wo liegt denn das Problem?

      Abgesehen ist natürlich was dran an dem, was Sie sagen - aber welcher Oppositionspolitiker, egal wo, kann denn einen Heiligenstatus für sich reklamieren? Das ist doch eher selten.

  • Um den flächendeckenden Hass in der postkapitalistischen Russischen Föderation kümmern sich schon die imperialistischen NATO-Atommächte und deren analoge BND-Stasi. Damit waren sie bereits bei der Liquidierung und Implosion des unvollkommenen historischen Realsozialismus weltweit erfolgreich. Dabei auch noch ohne (nuklearen) Dritten Weltkrieg. Nur auf diesem Wege kommt man heute noch im Herrschaftsinteresse des westlichen Wirtschafts-, Finanz- und Monopolkapitals an die (un-endlichen) Rohstoffe und nationalen Bodenschätze der Russischen Föderation heran.

    • @Reinhold Schramm:

      Nun hören Sie endlich mit dieser widerlichen Kriegstreiberei auf!

       

      Niemand braucht einen Krieg um an popelige Ressourcen zu kommen, die Russland sowieso verkaufen muss.

       

      Imperialismus ist, wenn präpotente Regionalmächte das Territorium von Nachbarstaaten annektieren.

       

      Darüber sollten Sie mal nachdenken, anstatt uns immer wieder die vergorene Soße der 60er und 70er andrehen zu wollen!

      • @Dhimitry:

        Der bestimmende Grundzug des US-NATO-EU-Imperialismus ist die unumschränkte ökonomische, geo-militärische, bürgerlich-ideologische und gesellschaftspolitische Herrschaft des Monopols zur Gewinnung und Sicherung von Monopolprofit. Ökonomische Hauptmerkmale des US-NATO-EU-Imperialismus sind: 1. Konzentration der Produktion und des Kapitals und Bildung von Monopolen, von denen jeweils wenige ganze Industriezweige beherrschen; 2. Verschmelzung der Monopole in der Industrie und im Bankwesen zum Finanzkapital, Entstehung der nordamerikanischen und EU-deutsch-europäischen Finanzoligarchie; 3. der Kapitalexport gewinnt gegenüber dem Warenexport vorrangige Bedeutung (siehe US$- und EUro-Finanzpolitik); 4. Herausbildung internationaler Monopole und Monopolistenverbände, die die kapitalistische und postkapitalistische Welt unter sich in Einflußsphären und Märkte aufteilen; 5. die territoriale Aufteilung der Welt ist nach der (kommenden) ökonomischen und politischen Übernahme der Russischen Föderation unter die imperialistischen US-NATO-EU-Großmächte abgeschlossen. / Infolge der ungleichmäßigen ökonomischen, militärischen und politischen Entwicklung des Kapitalismus entbrennt zwischen ihnen der Kampf um die Neuaufteilung der Welt. In politischer Hinsicht bedeutet der heutige Imperialismus kapitalfaschistische Reaktion auf der ganzen Linie ...

        • @Reinhold Schramm:

          Wie stehen Sie eigentlich zur monopolistischen Oligarchenwirtschaft in Russland. Ist das die bessere Welt für Sie?

          • @Dhimitry:

            Es bleibt die Aufgabe der russischen Werktätigen diesen kapitalistischen Oligarchenzustand zu überwinden, so wie es auch in Deutschland die Aufgabe der werktätigen Bevölkerungsmehrheit sein müsste!

        • @Reinhold Schramm:

          Chapeau, eine derartig sinnfreie Aneinanderreihung von Platitüden habe ich das letzte Mal vor 25 Jahren an der Uni gelesen

    • @Reinhold Schramm:

      Und nun wird auch noch der putinschke nationalistische Oligarchen Kapatilismus liquidiert! Freuen Sie sich den nicht darüber?