Russische Mondsonde Luna 25 abgestürzt: Breaking News
Das Prestigeprojekt der russischen Raumfahrt ist gescheitert. Die Sonde ist vor der geplanten Landung zerschellt. Indien plant Mondlandung in dieser Woche.
Die erste Raumsonde seit 1979 hatte eigentlich an diesem Montag auf dem Südpol des Mondes landen solle. Dieser ist für Wissenschaftler besonders interessant, weil er ständig im Schatten liegt und es dort deshalb möglicherweise gefrorenes Wasser gibt. Das Vorhaben galt als prestigeträchtiges Projekt im Wettbewerb mit anderen Raumfahrtnationen wie den USA, China und Indien.
Russland wollte damit zeigen, dass das Land trotz Krieg gegen die Ukraine und der vom Westen erlassenen Sanktionen zu wissenschaftlichen Höchstleistungen in der Lage ist. Russische Politiker hatten nach dem erfolgreichen Start der Sonde am 11. August betont, dass sich das Land nicht unterkriegen lasse.
Bereits am Samstag hatte Roskosmos einen unerwarteten Zwischenfall gemeldet. In Vorbereitung auf das baldige Aufsetzen auf der Mondoberfläche sollte die Sonde in eine neue Umlaufbahn des Erdtrabanten eintreten. „Während der Operation kam es an Bord der automatischen Station zu einer außerplanmäßigen Situation, die es nicht erlaubte, das Manöver unter den vorgegebenen Parametern auszuführen“, hieß es.
Die schattige Seite des Mondes
„Luna-25“ war Teil des russischen Mondprogramms, das die Errichtung einer eigenen Raumstation auf dem Himmelskörper bis 2040 vorsieht. Die Sonde startete vor mehr als einer Woche ins All und trat am vergangenen Mittwoch in die Umlaufbahn des Mondes ein. Seitdem suchte der 1.800 Kilogramm schwere Flugkörper russischen Angaben zufolge nach einem geeigneten Landeplatz. Am Donnerstag präsentierte Roskosmos ein Foto der Mondoberfläche von der Sonde.
Die Landeeinheit sollte am Montag am Südpol des Mondes aufsetzen. Dieser ist für Wissenschaftler besonders interessant, weil er ständig im Schatten liegt und es dort deshalb möglicherweise gefrorenes Wasser gibt.
Diese sollte mindestens ein Jahr auf dem Mond bleiben, um Bodenproben zu entnehmen und zu analysieren.
Lange verzögerter Start
Mit der Mission wollte Russland an die einstigen Erfolge der Sowjetunion anknüpfen. Eigentlich hätte „Luna 25“ längst unterwegs sein sollen. Der erste geplante Starttermin einer Mondsonde war 2012. Im vergangenen Jahr wurde für Mai erneut ein Start anvisiert, der sich dann verzögerte.
Ursprünglich arbeitete Roskosmos mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa an dem Mondprogramm. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 beendete die Esa jedoch die Zusammenarbeit.
Indien plant Landung im Laufe der Woche
Neben Russland plant auch Indien aktuell die Landung einer Sonde auf dem Mond. “Chandrayaan-3“ war bereits Mitte Juli gestartet. Wenn alles nach Plan läuft, soll das Landemodul am 23. oder 24. August auf der Mondoberfläche aufsetzen. „Chandrayaan“ bedeutet „Mondfahrzeug“ auf Sanskrit.
Das Landemodul der Sonde sei bereits erfolgreich abgetrennt worden, teilte die indische Weltraumbehörde ISRO am Donnerstag auf der Plattform X, die früher Twitter hieß, mit. Die übrige Sonde solle für Studien weiter um den Mond kreisen.
Mit der unbemannten Mission will Indien ebenfalls die kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen. Ein erster Versuch war 2019 misslungen. Bei der Mission krachte das Landemodul wie jetzt offenbar auf die russische Sonde auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Später hatte die Weltraumbehörde dem Parlament in Neu Delhi mitgeteilt, während der Annäherung an den Mond habe es Probleme mit dem Bremsen gegeben.
USA plant bemannten Flug im kommenden Jahr
Auch die USA betreiben derzeit mit dem nach der griechischen Göttin des Mondes benannten „Artemis“-Programm wieder Mondflüge. Anders als Russland und Indien wollen die Vereinigten Staaten auch Menschen zum Erdtrabanten schicken.
Im Dezember 2022 hatte die „Artemis 1“ einen erfolgreichen Testflug absolviert. Für November 2024 ist derzeit der Start der „Artemis 2“ geplant. Sie soll mit vier Menschen an Bord um den Mond herumfliegen. Die vier Raumfahrer:innen wären die ersten Menschen in der Nähe des Mondes, seit die Astronauten der „Apollo 17“-Mission den Erdtrabanten 1972 für einige Zeit betraten.
Rund ein Jahr nach „Artemis 2“ soll mit „Artemis 3“ ein weiterer bemannter Flug inklusive Mondlandung folgen. Dann sollen erstmals eine Frau und eine nicht-weiße Person auf dem Mond landen. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa und Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder sind an „Artemis“ beteiligt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt