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Finde ebenfalls keinen Beleg dafür, dass sich die Russin in ihrem Land für die Aktion rechtfertigen muss. Habe zusätzlich russischsprachige Seiten gesucht und einen RIA Novosti-Artikel gefunden: rsport.ria.ru/2021...kh-1744890356.html, Übersetzung mit linguatools:
Ukrainischer Athlet wegen eines Fotos mit Russin Lasitskene verfolgt
Die Ukrainer kritisierten den Sportler Maguchikh wegen des Fotos mit der Russin Lasitskene bei den Olympischen Spielen in Tokio
Die ukrainische Sportlerin Yaroslava Maguchikh wurde in sozialen Netzwerken wegen gemeinsamer Fotos mit der russischen Sportlerin Maria Lasitskene kritisiert.
Lasitskene hat am Samstag bei den Olympischen Spielen in Tokio den Hochsprung gewonnen. Zweite wurde die Australierin Nicola McDermott, Maguchikh belegte den dritten Platz. Nach dem Sieg gratulierten ukrainische Athleten der Russin zum lang ersehnten Titel, und Lasitskene und Maguchikh machten mehrere gemeinsame Fotos.
Einige ukrainische Medien sowie Nationalisten machten auf das Foto aufmerksam und betonten, dass Lasitskene, die für CSKA spielt, den militärischen Rang eines Hauptmanns besitze und Maguchikh Sergeant der ukrainischen Streitkräfte sei. Die Radikalen begannen, auf dem Facebook der Athletin beleidigende Kommentare zu posten.
"Sergeant der Streitkräfte der Ukraine umarmt die Bürger des Angreifers. Backt nicht die Flagge in ihren Händen?" - gepostet von Merida Kalakhari.
"Wenn du dein Land bei Wettbewerben vertrittst, kannst du nicht aus der Politik raus! Schade!" - Olena Naumenko war empört.
"Es ist eine Schande - ein Soldat der Streitkräfte der Ukraine macht ein freundliches Foto mit einem Soldaten aus Moskau! Dies ist kein Vertreter der Ukraine, das ist eine Schande für die Ukraine" sagte Andriy Borodavko.
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Das wirkt nicht so, als würde die Russin wegen der schönen gemeinsamen Aktion offiziell zum Rapport einbestellt. Also wenn schon Russland gewohnheitsmäßig mit Dreck bewerfen, dann bitte belegen.
Doch nun müssen sich die russische Goldmedaillengewinnerin Maria Lassizkene und die ukrainische Bronzemedaillengewinnerin Jaroslawa Magutschich für ihre Umarmung rechtfertigen.
Finde keine Forderung zur Entschuldigung an die Russin.
Die beiden Sportlerinnen gehören sicherlich zu den ersten, die Frieden durch einen Rückzug der russischen Soldaten und "Rebellen" aus der Ukraine befürworten würden.
Der Klimawandel – die physikalische Konsequenz unserer Blödheit – ist da. Dass das 1,5-Grad-Ziel nicht zu halten ist, macht den Kampf nicht zwecklos.
Russisch-ukrainische Beziehungen: Die Feindin umarmen
Zwei Sportlerinnen umarmen sich für ein Foto und ernten Hass. Das ukrainisch-russische Verhältnis bleibt vergiftet, die Verhandlungen stocken.
Die Russin Maria Lassizkene und Jaroslawa Magutschich aus der Ukraine feiern nach dem Finale Foto: Xinhua/imago
Als sich zwei Medaillengewinnerinnen verfeindeter Staaten in Tokio gemeinsam fotografieren ließen, ja sich sogar umarmten, taten die Sportlerinnen dies im Geist einer jahrtausendealten Tradition. In Griechenland schwiegen die Waffen während der Olympischen Spiele.
Doch nun müssen sich die russische Goldmedaillengewinnerin Maria Lassizkene und die ukrainische Bronzemedaillengewinnerin Jaroslawa Magutschich für ihre Umarmung rechtfertigen. Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Anna Maljar persönlich hat wissen lassen, dass sie die Sportlerin, die gleichzeitig Offizierin ist, wegen dieser Umarmung zum Rapport vorlade. Ukrainische Sportlerinnen müssten eigentlich wissen, dass es einen russisch-ukrainischen Krieg gibt, so die Ministerin. Auch die sozialen Medien sind voller Anklagen und Drohungen gegen die 19-jährige Magutschich.
Der Vorfall zeigt: Auch wenn in jüngster Zeit weniger Todesopfer des Krieges in der Ostukraine zu beklagen sind, bleibt die Atmosphäre vergiftet. 45 ukrainische Militärs starben in den letzten zwölf Monaten. Rein zahlenmäßig scheint es angesichts von über 13.000 Toten zwischen 2014 und 2021, als bewegte man sich auf eine Entspannung hin. Doch das Gegenteil ist der Fall. Immer mehr einflussreiche UkrainerInnen fordern, man solle ähnlich wie Aserbaidschan Gebiete mit militärischer Gewalt zurückholen. David Arachamia, Fraktionsvorsitzender der Regierungspartei „Diener des Volkes“, beklagt öffentlich, dass die Ukraine keine Atomwaffen habe. Seit Monaten stockt der Verhandlungsprozess.
Russland torpediert mit seiner Entscheidung, Bewohner des Donbass mit russischem Pass an den Wahlen zur Duma teilnehmen zu lassen, jegliche Verhandlungen. Und mit seiner Äußerung, Bewohner des Donbass, die sich als Russen fühlen, sollten besser nach Russland ziehen, gießt Präsident Selenski ebenfalls Öl ins Feuer.
Bleibt nur zu hoffen, dass sich noch weitere Maria Lassizkenes und Jaroslawa Magutschichs finden werden. Damit sich nicht die durchsetzen, die einen heißen Krieg wollen.
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Kommentar von
Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und Eurotopics.de. Er hat in Heidelberg Russisch studiert. Daneben gute Ukrainisch-Kenntnisse. Hat sich jahrelang in den Bereichen Frieden, Menschenrechte, Anti-AKW, Asyl engagiert. Zusammenarbeit mit Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen in der ehemaligen UdSSR und in Deutschland. Schreibt seit 1993 für die taz.
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