piwik no script img

Rüstungsexporte nach Saudi-ArabienBundesregierung liefert weiter

Trotz Menschenrechtsverletzung in Saudi-Arabien dürfen weiterhin Rüstungsgüter dorthin exportiert werden. Diese Entscheidung der Bundesregierung ist hochumstritten.

Transporter des Typs „Fuchs“, wie sie auch nach Kuwait geliefert werden. Bild: dpa

BERLIN dpa | Die Bundesregierung hat die Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien doch nicht gestoppt. Der Bundessicherheitsrat genehmigte in seiner letzten Sitzung vor zwei Wochen die Ausfuhr von vier Schießsimulationssystemen vom Typ „Gladio“ inklusive Zubehör, „Zieldarstellungsgeräten“ für Infanteriewaffen inklusive Zubehör sowie von Software und Technologie für die Sicherung der mehr als 6.000 Kilometer langen Grenze Saudi-Arabiens. Das geht aus einer Mitteilung von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) an den Bundestag hervor.

Kurz nach der Sicherheitsratssitzung hatte es Berichte gegeben, nach denen alle Ausfuhranträge für Saudi-Arabien abgelehnt oder die Entscheidungen bis auf weiteres vertagt worden seien. Das gilt nach Informationen aus Regierungskreisen aber nur für scharfe Waffen.

Dem Bundessicherheitsrat gehören neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Gabriel sieben weitere Minister an. Das Gremium genehmigte in seiner letzten Sitzung acht Geschäfte.

Neben den drei Exporten nach Saudi-Arabien gab es auch grünes Licht für die Ausfuhr von Funkausrüstung und einem Montagecontainer für „Fuchs“-Transportpanzer nach Algerien. Nach Kuwait werden elf ABC-Spürpanzer für die Abwehr von und die Suche nach chemischen, biologischen und nuklearen Waffen geliefert. Brasilien erhält Leichtgewichttorpedos ohne Gefechtskopf.

Hoch umstrittene Exporte

Welche Exportanträge abgelehnt werden, hält der Sicherheitsrat aus Rücksicht auf Antragsteller und Produzenten geheim. Waffenexporte nach Saudi-Arabien sind wegen der Menschenrechtslage in dem Königreich hoch umstritten. Zuletzt hatte die Prügelstrafe für den wegen Islambeleidigung zu 1.000 Stockhieben verurteilten Blogger Raif Badawi weltweit für Empörung gesorgt.

Der für Rüstungsexporte zuständige Vizekanzler Gabriel hat sich eine Einschränkung von Waffenlieferungen in Länder außerhalb von EU und Nato auf die Fahnen geschrieben. Anfang März reist der SPD-Chef mit einer Wirtschaftsdelegation nach Katar und Saudi-Arabien.

Die Linke kritisierte die Rüstungsexporte scharf. „Angela Merkel bleibt sich treu: Menschenrechte zählen für diese Bundesregierung weniger als Rüstungsexporte“, erklärte der Außenpolitiker Jan van Aken. „An Staaten, die die Menschenrechte mit Füßen treten, darf kein Panzer, kein Gewehr, nicht einmal eine Schraube für eine Waffe geliefert werden.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Ebenso gut könnte die GroKo-Bundesregierung und die deutsche Rüstungsindustrie in Abstimmung mit dem Bundesnachrichtendienst unmittelbar Waffensysteme an den IS liefern.

     

    In den feudal-religiösen Überzeugungen zwischen SA und IS, -- deren gemeinsamen (internationalen) feudal-religiösen Zukunftsvorstellungen, dürfte es keinen nennenswerten Unterschied geben.

  • Die Grenzen verschwimmen.... Saudi Arabien finanziert Al-Kaida, die Mexikanische Polizei lässt Studenten, womöglich mit deutschen Waffen, erschießen und wir produzieren weiterhin kräftig Antifahrzeugminen mit Aufhebesperren und "alternative Streumunition"..... Wir umgehen klare Vorgaben und unsere Werte und verdienen kräftig dran ..... Hauptsache die Wirtschaft floriert...

  • Was ist loss mit uns?? Wie können wir so unglaublich unverantwörtlich sein? Haben wir gar nichts gelernt?

    Es ist traurig und aergerlich und vor allem es ist nicht was wir (die Leute) wollen.

    Keine Waffenlieferungen in Krisengebiete!!