Bundesbankpräsident Weidmann hört auf: Zeit des Falken ist vorbei
Bundesbankpräsident Jens Weidmann macht nach 10 Jahren im Amt den Platz frei. Vor allem bei der EZB hatte er sich nicht nur Freund:innen gemacht.
Weidmann, der über Geldtheorie promoviert hatte, gilt als hartnäckiger Verfechter einer Geldpolitik, die die Stabilität der Währung über die Geldmenge steuert. Das bedeutet vereinfacht, Inflation etwa ausschließlich mit steigenden Zinsen zu bekämpfen, wobei die Finanzmärkte dann den Rest regeln. Dass das in der Praxis nicht funktioniert, hat spätestens die Finanzkrise ab 2008 gezeigt. Mit Mario Draghi und mehr noch der jetzigen Chefin Christine Lagarde zog diese Einsicht auch in die Europäische Zentralbank ein.
Vor allem Lagarde geht es dort nun darum, das System insgesamt zu stabilisieren – im Krisenfall beispielsweise mit dem Ankauf von Anleihen öffentlicher und privater Schuldner. Und sie will, dass die EZB auch Mitverantwortung für den ökologischen Umbau übernimmt – etwa durch die Ausgabe von Green Bonds, also grünen Geldanleihen. Weidmann konnte und wollte dem nicht folgen, er argumentiert auch gerne öffentlich dagegen und isolierte sich damit weitgehend im EZB-Rat.
„Sein Rückzug ist eine kluge Entscheidung“, sagt der Bremer Ökonom Rudolf Hickel. „Die Welt, auf die Weidmanns Vorstellung von Geldpolitik gebaut ist, gibt es nicht mehr.“ Lagarde formulierte es freundlicher: „Obwohl Jens klare Ansichten zur Geldpolitik hatte, war ich immer beeindruckt von seiner Suche nach einer gemeinsamen Basis im EZB-Rat.“
Wer Weidmann nachfolgt, ist noch offen. Klar ist, dass es kein „Monetarismusmissionar“ mehr sein wird, wie Hickel es zuspitzt. Stattdessen dürfte es bei der Nachfolge auf eine:n geldpolitische:n Pragmatiker:in hinauslaufen.
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