Rückkehr zum Schulbetrieb: NRW führt Maskenpause ein

Neben Corona macht auch die Hitze den Schüler:innen zu schaffen. Nordrhein-Westfalen hat dafür eine Idee – und wälzt Details auf die Schulen ab.

Ein Mädchen trinkt im Unterricht und schiebt ihre Maske nach oben.

Trinken muss trotz Maskenpflicht sein: Schule in NRW Foto: Guido Kirchner/dpa

Zum Schulstart in NRW wurden gemessen: 33 Grad in Dortmund; in Düsseldorf, Köln, Bochum: 34 Grad. Man kann sich also leicht ausmalen, wie viel Spaß es bereitet, bei solchen Temperaturen in einem vollen und schlecht durchlüfteten Klassenzimmer zu sitzen und, sagen wir, Algebra zu üben.

Was man sich aber bestimmt nicht mehr vorstellen mag: Bei solchen Temperaturen in einem vollen und schlecht durchlüfteten Klassenzimmer zu sitzen, Algebra zu üben und dabei einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Doch genau das haben am Mittwoch Hunderttausende Jugendliche an weiterführenden Schulen getan. Vielleicht nicht überall in einem schlecht durchlüfteten Klassenzimmer, aber überall mit Masken über Mund und Nase. Den ganzen lieben langen Schultag. Und so soll es auf Wunsch der nordrhein-westfälischen Schulministerin Yvonne Gebauer von der FDP wenigstens noch bis Ende des Monats bleiben.

Man mag die – bisher nur in NRW geltende – Maskenpflicht im Unterricht aufgrund der steigenden Infektionszahlen für geboten halten – für die Schulen wirft sie bemerkenswerte Fragen auf: Sollen Schüler:innen bei jeder Wortmeldung in die Maske nuscheln? Oder besser kurz abnehmen, damit man auch versteht, was sie zu sagen haben? Sind Referate und mündliches Ausfragen überhaupt noch zumutbar? Wie sieht es – auch nicht die schlechteste Idee bei über 30 Grad – jetzt mit Trinkpausen während des Unterrichts aus? Und: Wie geht man mit Jugendlichen um, die es irgendwann nicht mehr aushalten und sich den Mund-Nasen-Schutz vom Gesicht reißen?

Auf alle diese Fragen hat das Schulministerium in Düsseldorf eine so genial einfache Antwort, das sie mit nur einem einzigen Wort auskommt: Maskenpause. Ist ja auch logisch: Weil es ein Ding der Unmöglichkeit ist, so ein Ding acht Stunden am Stück zu tragen, sollen die Träger:innen die Maske zeitweise abnehmen dürfen. Die konkrete Umsetzung sollen dann bitte doch die Schulen selbst ausknobeln. O-Ton des zuständigen Staatssekretärs (einen Tag vor Unterrichtsbeginn): „Wie den Schülern ermöglicht wird, den Mund-Nasen-Schutz zeitweise abzunehmen, hängt von den Bedingungen und der Kreativität der jeweiligen Schule ab.“ Ah, besten Dank auch.

Schwer umsetzbar

Gut möglich, dass viele Schulleiter:innen in Nordrhein-Westfalen über die Maskenpflicht im Unterricht genauso stöhnen wie die Schüler:innen, denen sie auferlegt worden ist. Jedenfalls ist sie für die Schulen eine weitere lästige Sorge.

Wie beispielsweise die Vorgabe, für Räume, die nicht ausreichend belüftet werden können, „Alternativen“ zu finden, was laut dem Spiegel auf die Hälfte der Schulräume im Bundesland zutrifft (Schulministerin Gebauer empfiehlt, Räume bei den Kommunen anzumieten). Oder die Vorgabe, Regeluntericht in allen Fächern anzubieten, obwohl die Lehrkräfte etwa jeden sechsten Kollegen ersetzen müssen. (Der Krankenstand zum neuen Schuljahr beträgt 15 Prozent.) Oder die Erwartung, jederzeit zwischen analogen und digitalen Unterricht switchen zu können. (Das Ministerium hat eine entsprechende Handreichung verschickt).

So gesehen passt die delegierte Maskenpause ganz gut zum generellen Umgang der Länder mit den Schulstart-Konzepten: Durchaus sinnvoll, aber für die Schulen vor Ort schwer bis unmöglich umzusetzen.

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