Rückkehr des Wolfes nach Niedersachsen: Hirten an die Knarren
Ein Schäfer aus Winsen stellt einen Antrag auf Bewaffnung, um seine Tiere vor dem Wolf zu verteidigen. Das aber steht bisher unter Strafe.
Was momentan noch mit einer Geldstrafe bis zu 50.000 Euro oder sogar einer Haftstrafe verurteilt wird, nämlich einen Wolf abzuschießen, der in Deutschland unter Naturschutz steht, will der Schäfer nun legalisiert haben. Denn seit der Rückkehr des Wolfes aus Osteuropa steige dessen Population stetig und sei eine Gefahr für Nutztiere.
Laut Schmücker würden Schafe durch Wolfsangriffe traumatisiert und gerieten öfter in Panik, weswegen weniger Lämmer geboren würden. In einer Pressemitteilung erklärt er: „Nur durch den Einsatz von Waffen wird der Wolf lernen, dass Weidetiere unter menschlichem Schutz stehen.“
Minister hält nichts von Selbstjustiz
Die Einwanderung von Wölfen, die vor allem bei Tierschützern als großen Erfolg gesehen wird, scheint für die Weidetierhalter wie Schmücker das nackte Grauen zu sein. Der Förderverein der deutschen Schafhaltung, fordert den Staat zu einer Abkehr von der „Pro-Wolf-Haltung“ auf und will eine Planung und Organisation effizienter Vergrämungsmaßnahmen.
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) reagierte auf den Antrag von Schmücker und zeigte Verständnis. Er riet den Nutztierhaltern aber trotzdem von Selbstjustiz ab und erklärte, das Ministerium würde sie in Zukunft mehr unterstützen.
Schmücker, der noch diese Woche einen Waffenschein beantragt hat, hetzt nicht das erste Mal gegen Wölfe. Der selbsternannte Traditionsschäfer bezeichnet den Wolf als „Schädling“ und würde ihn vermutlich gern wieder ganz ausrotten. Schon 2014, in einem Interview mit der taz, sagte er, der Wolf solle in das Jagdrecht mit aufgenommen werden.
Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung plant nun am 15. September ein europaweites Mahnfeuer, bei dem das Problemthema „Wolf“ besprochen werden soll. Ob weiße Kutten getragen werden, ist noch unklar. Klar ist jedoch, wenn auf Schafsmörder in Zukunft geschossen werden darf, sollten sich auch Lokführer in Acht nehmen, denn schließlich ist es keine Seltenheit, dass ganze Schafherden von Zügen überrollt werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart