Roma-Ausstellung in Bukarest: Hass und Homophobie

In Bukarest haben Nationalisten versucht, eine Ausstellung des rumänischen Malers George Vasilescu mit Porträts von Roma-Musikern zu verhindern.

Der Maler George Valisescu vor seinem Porträt des Sängers Florin Salam. Bild: privat

Einen „Zugang zur Ewigkeit“, schwärmte Kurator Paul Susara, biete der rumänische Maler George Vasilescu mit seinen Werken. Auch Virgil Nitulescu, Direktor des „Museums des rumänischen Bauern“ in Bukarest, preist den 30-jährigen Vasilescu als „großes Talent mit großer Zukunft“. Und weil er solchen gern ein Forum bietet, kündigte er an, sein Museum werde in der ersten Juliwoche eine Porträtserie von 15 zeitgenössischen Roma-Musikern zeigen, die Vasilescu gemalt hat.

Davon hörte auch der nationalistische Politiker Bogdan Diaconu. Am 25. Juni, kurz vor Beginn der Schau, veröffentlichte Diaconu auf seiner Webseite eine Hetzschrift gegen die Ausstellung, die ihn auf einen Schlag in die internationalen Medien brachte. Das Mitglied der sozialdemokratischen rumänischen Regierungspartei USP, das sich sonst vor allem an der ungarischen Minderheit im Land abarbeitet, nannte die Ausstellung eine „unverantwortliche Beleidigung“ der rumänischen Kultur.

Der Museumsdirektor Nitulescu habe seine Ausstellungshalle in eine „Müllhalde verwandelt“ und damit „den gesunden Menschenverstand beleidigt“. „Die Kultur“ müsse vor solchen „Beschädigungen und Verschmutzungen geschützt werden“. Mit der Zurschaustellung der Roma-Musiker „fördert das Museum Homosexualität“.

Rhetorisch fragte Diaconu, ob es „irgendeine Scham“ gebe oder womöglich „ein Rücktritt in Sicht“ sei. Weil dies, wie er selbst beantwortete, nicht der Fall war, forderte er eine „angemessene Bestrafung“ und einen „öffentlichen Aufschrei“.

Drohungen, die Kunstwerke zu zerstören

Den lieferten prompt die von Diaconu angestachelten Rechtsextremen. Kurz nach Diaconus Posting brach eine Flut von Hassmails und -anrufen über das Museum und dessen Direktor herein. Die Aufwiegler und Rassisten drohten damit, die Kunstwerke zu zerstören, ihre Kampagne gipfelte schließlich in einer Morddrohung gegen Nitulescu.

„Wir hatten in der Vergangenheit schon Ausstellungen und Veranstaltungen zu Roma gemacht, aber so etwas war bis dato noch nie geschehen“, sagt Nitulescu. Das „Museum des rumänischen Bauern“ ist eine staatliche Institution, sie untersteht dem Kulturministerium und beherbergt eine anthropologische Sammlung. „Aber wir begreifen das Museum auch als Ort zeitgenössischer Kunst“, sagt Nitulescu, der nach eigener Aussage zuerst gar nicht wusste, dass auch der Maler halber Rom ist. „Es ist nicht meine Art, Leute nach ihrer Herkunft zu fragen.“

Die Ausstellung ging am 8. Juli planmäßig zu Ende, zu Angriffen kam es letztlich nicht. „Wir haben einen Sicherheitsdienst für den Raum engagiert“, sagt Nitulescu, „das machen wir sonst nie.“ Der Protest habe bewiesen, dass es „viele Vorurteile gegen diese ethnische Gruppe“ gebe. Eines solchen Beweises allerdings bedurfte es kaum. Im letzten Jahr etwa boten nationalistische Gruppen in Temeswar Roma-Frauen eine Belohnung von umgerechnet rund 70 Euro, wenn sie einen von einem Arzt beglaubigten Sterilisationsnachweis vorzeigen. Sie begründeten dies mit „gewalttätigen Angriffen der Zigeuner“ auf die Mehrheitsbevölkerung.

Gegen die Verfassung verstoßen

Erst im Februar wurde selbst der Präsident Traian Basescu von der Nationalen Antidiskriminierungsstelle zu einem Bußgeld verurteilt, weil er gesagt hatte, viele der umherziehenden Roma „leben von dem, was sie stehlen“. Eine Journalistin hatte er als „schmutzige Zigeunerin“ beschimpft. In Rumänien leben nach Regierungsangaben rund 600.000 Roma, der Europäische Rat geht aber von bis zu 1,8 Millionen aus.

„Ich würde nicht sagen, dass das Klima immer schlimmer wird“, sagt Museumsdirektor Nitulescu. „Aber es ist wahr, dass es viele Menschen gibt, die nicht glücklich wären, wenn sie neben Roma leben müssten.“ Nachdem unter anderem die Agentur dpa über den Fall berichtet hatte, schrieb Diaconu, er „verbitte sich Hinweise in Bezug auf die Behandlung von Minderheiten aus dem Land Hitlers“.

Nitulescu seinerseits schrieb einen offenen Brief und schickte ihn an eine der größten rumänischen Tageszeitungen, Adevãrul („Die Wahrheit“). Darin warf er Diaconu vor, Hass, Rassismus und Homophobie zu verbreiten und damit gegen die rumänische Verfassung zu verstoßen. Die Zeitung lehnte den Abdruck jedoch ab.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.