Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch: Auch wer hilft, braucht Hilfe
Die vielen Rohingya aus Birma werden in ihrem armen Gastland positiv aufgenommen. Aber die lokale Bevölkerung ist langfristig überfordert.
![Menschen stehen auf einem Dorfplatz Schlange Menschen stehen auf einem Dorfplatz Schlange](https://taz.de/picture/2261441/14/19101009.jpeg)
Bangladesch ist das am dichtesten bevölkerte Land der Welt. „Wir sind ein armes Land. Die Flüchtlinge sind ein großes Problem für uns“, sagt Mohammed Azae. Er hat in Cox’s Bazar einen Kleiderladen. Er hat ein paar Stücke aus seinem Bestand zusammengesucht, Kekse darin eingewickelt und sich mit einem Freund Richtung Flüchtlingslager aufgemacht.
Ist er wütend, dass Birma ihnen dieses Problem aufbürdet? „Wir sind wütend, dass die Soldaten Muslime umbringen“, sagt er. Die Flüchtlinge, die über den Grenzfluss oder das Meer kommen, fliehen vor Schüssen, vor Brandstiftung und Messerattacken durch das Militär, das nach einer Attacke Aufständischer alle Rohingya unter Generalverdacht stellt.
So auch zwei Männer aus Birma, eine Frau und ihr Baby. 15 Tage lang waren sie unterwegs bis sie auf Mohammed Azae trafen, der ihnen ein Bündel mit Keksen in die Hand drückte. Während in der Hauptstadt Dhaka gegen den „Genozid an den Rohingya“ protestiert wird, beschäftigt man sich im Grenzgebiet damit, wie den Flüchtlingen am schnellsten geholfen werden kann. Während die Hilfsorganisationen koordiniert vorgehen müssen, gehen die Bangladescher in Aktivismus auf. Regelmäßig schieben sich an den Lagern Fahrzeuge vorbei, von denen Kleidungsstücke und Lebensmittel geworfen werden. Dabei kommt es immer wieder zu Rangeleien.
Halbierte Löhne, gestiegene Lebensmittelpreise
„Wir brauchen dringend Hilfe aus dem Ausland“, sagt Mohammed Azae, nachdem er auf seinem Smartphone Fotos von den Gräueltaten des birmesischen Militärs gezeigt hat, die er für authentisch hält. Vor allem Tagelöhner in Bangladesch hätten es schwer zu überleben seitdem sie weniger verdienen. „Ein Bangladescher nimmt 500 Taka, ein Rohingya nur 200“, erklärt der 32-Jährige. Auf den Märkten ist Fisch zum raren Gut geworden. Wegen der Masse der Flüchtlinge verlangen Busfahrer jetzt das doppelte Fahrgeld. Die Lebensmittelpreise sind gestiegen.
Verfolgung der Rohingya in Birma
Am Dienstag besuchte Premierministerin Sheik Hasina das Grenzgebiet. „Wir können 160 Millionen Menschen ernähren, also können wir auch 700.000 Rohingya-Flüchtlinge ernähren“, sagte sie. Seit Jahrzehnten bietet Bangladesch rund einer halben Million offiziell staatenloser Rohingya Schutz vor Unterdrückung in ihrem Heimatland. Hasina rief dazu auf, die Flüchtlinge zu unterstützen, und forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf Birma auszuüben, die Rohingya wieder zurückzunehmen. Gleichzeitig werden Pläne, Rohingya auf einer unbewohnbaren Insel im Golf von Bengalen anzusiedeln, wieder diskutiert.
Die Dhaka Tribune forderte eine „aggressive Diplomatie“ gegenüber Birma und rief die Regierung auf, verstärkt mögliche Terroraktivitäten zu überwachen. In Bangladesch gibt es oft islamistische Anschläge.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden