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Robin-Hood-Serie auf MGM+Sachse und Normannentochter

Robin Hood erscheint als Serie: In zehn Folgen zeigt MGM+ den Mythos mit Fokus auf einer politisch-herausfordernden Liebesgeschichte.

Marian und Robin – und mal wieder Drama in Sherwood Forest Foto: mgm+/Aleksandar Letic

Robin Hood ist keine Sagenfigur, der es an Verfilmungen fehlt: Der Zeichentrickfilm von 1973 mit der Schlange Sir Hiss und dem dicken Bären Little John gilt völlig zu Recht als eine der besten Disney-Produktionen und vor allem als eine der lustigsten, die auf so pointierte, visuelle Weise Humor einsetzt, der altersübergreifend funktioniert.

Mit Sean Connery und Audrey Hepburn wurde der Stoff mit Schwerpunkt auf einer tragischen Romeo-und-Julia-ähnlichen Liebesgeschichte inklusive gemeinsamem Tod 1976 erneut aufgelegt. Die Verfilmung mit Kevin Costner und Morgan Freeman von 1991 brachte den Helden endgültig zurück ins popkulturelle Gedächtnis.

Dass im Zeitalter der Serienverfilmungen ein solch epischer Stoff nicht unverschont bleibt, war zu erwarten – und so ist nun auf dem Amazon-Prime-Zusatzkanal MGM+ eine zehnteilige Serie über den gerechtesten aller Helden zu sehen. Ganz eindeutig hat Regisseur Jonathan English dabei versucht, die so beliebte Mittelalter-Ästhetik von Game of Thrones heraufzubeschwören. Mit Roland Barthes könnte hier von einer Rhetorik des Bildes gesprochen werden, die „Mittelalter“ im weitesten Sinne sagt und damit vor allem Sex bei Kerzenlicht, urige Weinkelche und alte Bibliotheken meint.

Nun versucht die Serie, dem Stoff eine neue historische Genauigkeit anzubieten, und platziert Robins und Marians Liebesgeschichte in die normannische Eroberung Englands. Robin, ein Sachse, und Marian, eine Normannentochter, lassen durch ihre Liebe völlig verschiedene Kulturen aufeinanderprallen. Am deutlichsten wird das am Akt der Hochzeit: Vollführen die Sachsen aus Robins Herkunft pantheistische Rituale, ist Marian über das Fehlen von Kirche und Priester schockiert.

Robin Hood

auf MGM+ (über Amazon Prime buchbar), wöchentlich eine neue Folge

Dieser Twist ist nicht uninteressant, und wer in dieser kalten Jahreszeit Sehnsucht nach einer mittelalterlichen Liebesgeschichte mit Held und holdem Fräulein verspürt, wird mit dieser Serie auf seine Kosten kommen. Ein wenig aber bleibt die Frage zurück: Gibt es nicht doch Mythen, die mit Fuchs, Bär und Schlange besser funktionieren als mit Menschen?

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