Musicalproduzent über „Robin Hood“: „Unser Mittelalter ist rau“

„Robin Hood“ ist ein großes Musical. Gespielt wird es jetzt aber trotzdem in der kleinen niedersächsischen Stadt Hameln.

Auf der bühne zielt ein mit Pfeil und Bogen bewaffneter Mann, es ist Robin Hood, auf einen Henker, der eine andere Person an einem stilisierten Galgen aufgeknüpft hat

Düster-abstrakte Kulissen und explizite Gewalt: „Robin Hood“ ist ein ungewöhnliches Musical Foto: spotlight GmbH

taz: Herr Scholz, Sie waren mit Ihrem „Robin Hood“-Musical kürzlich in München, kommendes Jahr ist Frankfurt dran. Aber jetzt spielen Sie in Hameln: Wie kommt’ s?

Peter Scholz: Na ja, wir sitzen selbst auch in Fulda, das ist auch keine ganz so große Stadt. Aber Sie haben recht, die Reihe der Tournee-Orte München, Zürich, Frankfurt, Berlin, und dazwischen Hameln, das klingt ein wenig lustig. Weil es ja eigentlich gar nicht möglich wäre: Das ist eine große Produktion mit viel Technik und wir kommen mit – in aller Bescheidenheit – den besten Musical-Darstellern, die es derzeit in Deutschland gibt: Sabrina Weckerlin, die bei der Premiere die Marian spielt, hat gerade noch die Elsa in der „Eiskönigin“ in Hamburg gesungen. Das ist Weltniveau und das kann man in einer kleinen niedersächsischen Stadt vielleicht so normalerweise nicht hinbekommen.

Wieso klappt es denn dann doch?

Musiker und Produzent, zusammen mit dem Komponisten Dennis Martin Gründer und Geschäftsführer der Spotlight Musicalproduktion GmbH.

Hameln ist einfach ein sehr leidenschaftlicher Standort – mit dem wir im Übrigen schon seit zehn Jahren kooperieren. Da ist einfach ein großer Wille seitens der Stadt und des Tourismus-Marketings. Es gibt die Menschen, die sich darum kümmern, dass das wirklich klappt. Wir erleben da viel Unterstützung, beispielsweise bei der Suche nach Unterkünften fürs Team. Auch ist das Theater klein, aber das ist künstlerisch betrachtet für die Produktion kein Nachteil: Das Haus hat eine super Akustik und die Atmosphäre ist sehr intensiv. Das ist ein echter Hexenkessel.

Wie kommt es denn zu der langjährigen Kooperation?

Das hing mit der Stadtgeschichte zusammen: Erstmals waren wir dort mit „Die Päpstin“ zu Gast, weil dort 2012 das 1.200-jährige Bestehen des Münsters gefeiert wurde: Das heißt St. Bonifatius. Deshalb war die Idee gewesen, dass ein historisches Musical aus der Bonifatius-Stadt Fulda sehr gut zum Jubiläum passen würde.

„Robin Hood“ ist ja schon das achte Musical, das Dennis Martin komponiert hat. Dass er sich dafür Chris de Burgh zu Hilfe geholt hat, ist mehr so ein Werbegag, oder?

Musical: „Robin Hood“, Theater Hameln, Preview: 8. 12., 19.30 Uhr, Premiere: 9. 12., 19.30 Uhr, und 22 weitere Aufführungen bis 31. 12. Infos unter: www.hameln.de. Spielorte ab 2024 sind Zürich, Frankfurt am Main, Berlin und Linz.

Nein, überhaupt nicht. Chris de Burgh hat, auch weil er aus einer sehr alten Familie stammt, einen sehr persönlichen Zugang zu diesem Thema. Und uns ging es ja darum, mit diesem Musical eine neue Farbe zu finden, eine neue Richtung.

Welche denn?

In einer Kritik in München hieß es, es sei „ein ‚Robin Hood‘ für die 2020er, der Klischees aufbricht und die Legende vermenschlicht“. Ich finde, das trifft es sehr gut.

Was bedeutet das denn?

Wir zeigen den Helden anfangs nicht so, wie man ihn kennt oder auch erwartet. Robin Hood ist bei uns am Anfang ein wirklich gebrochener Mann, der vom Kreuzzug mit einer posttraumatischen Belastungsstörung heimkehrt. In den Krieg war er gezogen, sich dem Konflikt mit seinem Vater zu entfliehen, dem Earl, mit dessen Lebensweise er nichts anfangen kann: Unser Mittelalter ist nicht niedlich-märchenhaft, sondern ein raues, hartes und kaltes Zeitalter. Deswegen empfehlen wir es auch erst ab 12 Jahren aufwärts.

Ist Robin Hood dann überhaupt noch ein Held?

Er wird dazu – dank Marian. Mit der ist er zwar auch schon vor dem Kreuzzug zwangsweise verheiratet worden. Er kennt sie bei der Heimkehr noch gar nicht – und lernt sie auch erst im Laufe des zweiten Akts lieben.

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