Riss im Reaktor 2 vom AKW Fukushima: Färbemittel soll Lecks aufspüren
Aus dem Leck im Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima läuft weiter verseuchtes Wasser ins Meer. Den Arbeitern gelang es nicht, den Riss zu schließen. Nun soll Färbemittel helfen.
TOKIO dpa | Aus dem havarierten Atomkraftwerk in Fukushima gelangt weiter Radioaktivität in die Umwelt. Versuche, den Abfluss verseuchten Wassers durch einen Riss ins Meer mit Hilfe chemischer Bindemittel zu stoppen, haben bislang keinen Erfolg gebracht.
Der Betreiber Tepco will nun Barrieren errichten, um eine weitere Verseuchung des Meers zu verhindern. Zudem wurde weißes Färbemittel in das Wasser geleitet, um den genauen Verlauf von verseuchten Wasser in der Anlage festzustellen und weitere Lecks aufzufinden. Da das gefärbte Wasser jedoch nicht bei den Abflussausgängen anlangte, werde befürchtet, dass das Wasser aus Gesteinschichten unterhalb von Rohren durchsickere, berichtete die Agentur Jiji unter Berufung auf Tepco.
Zuvor hatten Arbeiter einen 20 Zentimeter langen Spalt in einem Kabelschacht des Turbinengebäudes von Reaktor 2 entdeckt. Die Regierung warnte, dass es Monate dauern könnte, das Leck zu schließen.
Hülle über AKW?
Derweil wurde laut der Nachrichtenagentur Kyodo außerhalb der 30-Kilometer-Sicherheitszone um das Kraftwerk Radioaktivität oberhalb der erlaubten Grenzwerte gemessen. Die Regierung überlegt nun, die Reaktoren des Kraftwerks zu versiegeln. Wie Kyodo unter Berufung auf informierte Kreise meldete, wird erwogen, eine Hülle über die 45 Meter hohen Reaktorgebäude zu bauen und zu versiegeln.
Wegen der ungelösten Atomkrise zweifelt die japanische Regierung inzwischen an den eigenen Klimaschutzzielen. Es könne sein, dass das Ziel einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 25 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 überdacht werden muss, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Montag. Noch aber gebe es keine Pläne, das Klimaschutzziel zu korrigieren. Das hänge davon ab, wie die Krise um das leckgeschlagene AKW Fukushima Eins bewältigt wird. Es gebe keinen Zweifel daran, dass sich die Katastrophe auf verschiedene Sektoren des Landes stark auswirken werde, sagte Edano. Atomenergie trägt in Japan bisher 30 Prozent zur Stromversorgung bei.
Die Regierung plant unterdessen auch ein verbessertes Informationssystem für Katastrophenfälle. Außer über Fernsehen und Radio sollen die Menschen in Unglücksregionen künftig auch über Navigationssysteme im Auto, Mobiltelefone und andere Geräte automatisch mit detaillierten Informationen versorgt werden. Das neue System solle im Herbst 2013 in Dienst genommen werden, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung Nikkei am Montag unter Berufung auf das Kommunikationsministerium.
Nur wenige brachten sich in Sicherheit
Allem Anschein nach hätten sich nur wenige Prozent der Bewohner von Gebieten, die bei dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden waren, tatsächlich in Sicherheit gebracht. Möglicherweise bekamen viele Menschen zu wenig oder nichts von der Brisanz der Lage mit.
Die Regierung habe daher beschlossen, mehr Gebrauch von sämtlichen heutzutage zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln zu machen und darüber schnell Informationen bereitzustellen. So ist ein neuer digitaler Funkservice geplant, der es ermöglicht, Textnachrichten und Fotos sowie gesprochene Nachrichten zu senden. Für den neuen Dienst werde möglicherweise ein Unternehmen gegründet, bestehend aus 15 Firmen und Organisationen, hieß es weiter.
Bei dem Erdbeben und Tsunami von vor über drei Wochen starben nach neuesten Angaben 12.157 Menschen, 15.496 weitere werden vermisst.
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