Ringen um Arbeitsplätze: Tengelmann bleibt – vorerst
Die Zerschlagungspläne für Kaiser's Tengelmann sind zunächst gestoppt. Scheitern die Verhandlungen, sollen die Filialen einzeln verkauft werden.
In den vergangenen Tagen war aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen noch signalisiert worden, auf der Aufsichtsratssitzung könnten bereits die Weichen für eine Zerschlagung des Unternehmens gestellt werden.
Haub, Edeka-Chef Markus Mosa, Rewe-Chef Alain Caparros und der Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske hatten sich am Donnerstagabend zu einem letzten Versuch getroffen, den Konflikt um die Übernahme der Supermarktkette durch Edeka beizulegen. Dabei gelang es offenbar, Bewegung in die festgefahrenen Fronten zu bringen.
Nach den harten Auseinandersetzungen der vergangenen Monate verständigten sich die Handelskonzerne unter Vermittlung der Gewerkschaft darauf, die Bemühungen um „eine für alle Beteiligten und die Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann tragfähige, gemeinsame Lösung“ zeitnah fortzusetzen.
Betriebsrat setzt weiter auf Komplettübernahme
Bei den Beschäftigten weckte das Hoffnung auf eine Rettung von Kaiser's Tengelmann in letzter Minute. Der Berliner Betriebsratsvorsitzende Volker Bohne sagte, er setze nach wie vor eine Komplettübernahme des Konzerns durch Edeka, „weil es die einzige Möglichkeit ist, alle Arbeitsplätze zu erhalten“.
Vor dem Treffen schienen die Fronten noch verhärtet. Während Edeka und Tengelmann weiter am Ziel einer Komplettübernahme festhielten, forderte Rewe-Chef Caparros, der den Zusammenschluss vor Gericht hatte stoppen lassen, eine Aufteilung der über 400 Kaiser's Tengelmann-Standorte unter den Wettbewerbern. Doch brachte das Treffen nun offenbar Bewegung in die erstarrten Positionen.
Branchenprimus Edeka sowie Kaiser's Tengelmann hatten die Fusion vor etwa zwei Jahren beschlossen. Doch das Bundeskartellamt legte sein Veto ein, weil es Wettbewerbsbehinderungen und Preiserhöhungen befürchtete. Zwar hebelte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) das Zusammenschlussverbot über eine sogenannte Ministererlaubnis aus. Doch gelang es Rewe und Markant mit einer Klage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf, die Umsetzung der Ausnahmegenehmigung vorläufig zu stoppen.
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