Rettung der Nord LB: Höllenhund soll helfen
Niedersachsen will seine Nord LB behalten. Bei der Sanierung setzt das Land auf Verkäufe an den US-Investor Cerberus.
Ähnlich hatten nach der Finanzkrise die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein argumentiert, als sie ihre Landesbank, die HSH Nordbank, retten wollten. Letztlich wurde die Staatsbank im November privatisiert, und der Schaden für die Länder dürfte unterm Strich mehr als zehn Milliarden Euro betragen.
Der Fall in Hannover ähnelt auf dem ersten Blick dem HSH-Debakel. An beiden Untergängen sind Schifffinanzierungen schuld. In der Spitze hatte der Nord-LB-Vorstand über 1.500 Schiffe mit 19 Milliarden Euro finanziert. Damit verfügte die Regionalbank weltweit über die zweitgrößte Flotte – nur übertroffen von der HSH Nordbank, die Schiffkredite über 30 Milliarden Euro in ihren Büchern hatte.
Niedersachsens Landesbank trug damit zu den weltweiten Überkapazitäten an Transportraum bei, unter denen sie nun leidet: Viel zu viele Schiffe balgen sich um zu wenig Ladung. Was die Preise seit 2010 drückt. Viele Reedereien tun sich daher schwer, ihre Kredite zu tilgen. Was wiederum die Nord LB spätestens seit 2015 nach und nach in Schieflage brachte.
Dazu trug 2017 auch der Kauf der angeschlagenen Bremer Landesbank bei, die ebenfalls unter zu hohen Schiffsfinanzierungen ächzt. Auch sonst halten Analysten die Nord LB für „zu breit“ aufgestellt. Die Hannoversche Bank betreut beispielsweise nicht allein die Sparkassen in Niedersachsen, sondern auch in Sachsen-Anhalt sowie Mecklenburg-Vorpommern und unterhält Niederlassungen in Singapur und New York.
Das überdimensionierte Auslandsgeschäft dürfte dazu beigetragen haben, dass die interne Revision der siebtgrößten deutschen Bank im Sommer erhebliche Versäumnisse anprangerte. In zahlreichen Fällen soll eine „Gesundung“ von Kreditnehmern festgestellt worden sein, ohne dass die Voraussetzungen dafür bestanden. Außerdem, so der Informationsdienst „Täglicher Hafenbericht“, seien finanzierte Schiffe zu spät oder gar nicht besichtigt worden.
Dennoch scheint die Krise in Hannover weniger tief zu sitzen als ehedem in Hamburg und Kiel. Auch, weil die Nord LB in weiten Teilen erfolgreicher arbeitet. Während am Tiefpunkt der HSH-Krise der Anteil der faulen Kredite am gesamten Kreditportfolio rund 23 Prozent betrug, liegt der Anteil der Problemkredite laut Nord LB selbst bei den Schiffsfinanzierungen bei sieben Prozent. Auch dieser Wert liegt allerdings weit über den in Deutschland marktüblichen zwei Prozent.
Cerberus gehören auch die Reste der HSH Nordbank
Immerhin hatte die Bank bereits unter ihrem Chef Gunter Dunkel 2015 begonnen, Schiffskredite und andere faule Darlehen „abzubauen“. Das war nur mit Verlusten möglich.
Sein Nachfolger Thomas Bürkle und der Aufsichtsratsvorsitzende, Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU), versprachen im Januar, die problematischen Schiffsfinanzierungen von 7,3 Milliarden Euro bis Ende 2019 auf fünf Milliarden Euro zu reduzieren. Dazu entscheidend beitragen soll laut Medienberichten, dass der US-Investor Cerberus der Nord LB Schiffskredite abkauft. Allerdings wird der Preis unterhalb des Marktpreises liegen. Für die Nord LB also ein weiteres Verlustgeschäft.
Cerberus hatte schon die profitablen Reste der HSH Nordbank übernommen, die seit Montag „Hamburg Commercial Bank“ heißt. Ein weiteres Milliardenpaket der Nord LB könnte die „Bad Bank“ von Hamburg und Schleswig-Holstein übernehmen und abwickeln, in der die öffentlichen Altlasten der HSH Nordbank liegen.
Opposition kritisiert Einsatz von Steuergeldern
Niedersachsen will seine Landesbank mit bis zu 2,5 Milliarden Euro unterstützen, davon eine Milliarde als Garantie für Altlasten. Der Bund der Steuerzahler hält das für keine gute Idee. Auch die Opposition im Landtag kritisierte am Dienstag in einer Sondersitzung den Einsatz von Steuergeldern. Stefan Wenzel von den Grünen bezweifelte, dass sich das Rettungsmodell, wie von Hilbers behauptet, „von selbst rechnen“ werde.
Einen weit kleineren Beitrag dürfte das Land Sachsen-Anhalt leisten, das mit sechs Prozent an der Nord LB beteiligt ist. Die Sparkassen wollen 1,2 Milliarden Euro beisteuern. Im Gegenzug soll die Nord LB zu einer Regionalbank schrumpfen. Mehr als 1.250 der 5.900 Arbeitsplätze werden gestrichen. Zustimmen muss noch die EU-Kommission. „Wir wollen unser Geld durch Dividenden der Nord LB zurückbekommen“, hofft Finanzminister Hilbers. Das hofft man auch in der Sparkassen-Gruppe.
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