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Repression gegen belarussische BandMaschinenpistolen gegen Dudelsäcke

Die auch in Deutschland populäre belarussische Mittelalter-Folkband Irdorath wurde brutal verhaftet. Den Musikern drohen lange Haftstrafen.

Von Sondereinsatzkommando drangsaliert: Bandmitglieder von Irdorath Foto: Irdorath

Es ist ein weiteres Beispiel der brutalen Repression von Lukaschenkos Gewaltherrschaft gegen Kulturschaffende und Oppositionelle in Belarus: Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, haben Polizeikräfte am 2. August die Minsker Mittelalter-Folk-Band Irdorath und ihre Crew verhaftet.

Die Gruppe war Mitte August 2020 bei den Demonstrationen in Minsk mitgelaufen und hatte dort unter anderem mit Dudelsäcken den berühmten Protestsong Peremen!“ von der russischen Band Kino gespielt. Damit hätten sie „die Demonstranten zu unrechtmäßigem Verhalten gegenüber der Polizei angestachelt“, erklärten die belarussischen Sicherheitsbehörden.

Bei einer Geburtstagsfeier der Irdorath-Sängerin Nadezhda Kalach nahm ein Spezialkommando 16 Personen aus dem Umfeld der Band fest, sie wurden zu zunächst zehn Tagen Untersuchungshaft verurteilt. Doch nun sollen sie weiter in Haft bleiben, bis zur Verhandlung – ein Verhandlungstermin aber wurde bis jetzt noch gar nicht genannt. Der Band und ihren Freunden drohen nun bis zu vier Jahre Gefängnis.

Laut dem regierungskritischen Blog charter97.org wurde bei der Verhaftung Anfang August das berüchtigte Sondereinsatzkommando SOBR eingesetzt. Auf Bildern des polnischen Exilsenders Belsat TV sind behelmte Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen zu erkennen. Der TV-Sender berichtet auch, dass den Mu­si­ke­r:in­nen von Irdorath aufgrund ihrer Auftritte während der Proteste schon Ende 2020 ihre Arbeit bei einem Jugendhilfeverein gekündigt wurde, zudem verloren sie ihren Proberaum. Der Blog eines Zusammenschlusses von Kulturschaffenden (Bela­rusian Council for Culture) zeigt ebenfalls Bilder der Verhaftung, auf ihnen sieht man gefesselte Personen am Boden und maskierte Einsatzkräfte mit Gewehren und Pistolen.

Solidemo in Berlin geplant

Der Verband hat jetzt eine Spendenkampagne gestartet. Die befreundete deutsche Mittelaltermusik-Band Corvux Corax hat für den Montagnachmittag eine Demonstration vor der belarussischen Botschaft in Berlin-Treptow angekündigt, bei der sie mit Dudelsäcken anrücken wird. „Es gilt, größtmögliche Aufmerksamkeit zu bekommen, denn mit einer Spendenaktion sollen die Anwälte finanziert werden“, schrieb die Gruppe auf ihrer Facebookseite.

Die Minsker Band Irdorath (benannt nach einer Insel aus dem Computerspiel „Gothic II“) ist in Mittelalterfolk-Kreisen international sehr beliebt. Die sechsköpfige Gruppe, die unter anderem mit Dudelsack, Drehleier, Didgeridoo, Streichern und Gitarre musiziert, greift in ihren Texten und ihrer Ästhetik genretypisch Sagen und Mythen aus vielen verschiedenen Kulturräumen auf. In Deutschland ist das Sextett mehrmals beim Wacken Festival und beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig aufgetreten.

Verhaftungen von Kulturakteuren und Durchsuchungen von Kulturräumen sind seit dem Start der Protestbewegung im vergangenen Jahr in Belarus an der Tagesordnung. Über den Fall des Punksängers Igor Bancer berichtete die taz bereits mehrmals. So wurde der Schlagzeuger Alexei Santchuk, der bei den Protesten spielte, im Mai zu sechs Jahren Haft verurteilt. Auch die Folksängerin und Tänzerin Vola Semchanka wurde mehrmals festgenommen. In der Literaturszene kam es ebenfalls wiederholt zu Beschlagnahmungen und Festnahmen.

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