Reisebeschränkungen in Europa: Schweden fürchtet um Sommerurlaub
Mehrere europäische Länder wollen Einreisen wieder erlauben – aber nicht für SchwedInnen. Dänemarks Grenzschließung verärgert viele.
![Ein Segelbott auf dem Wasser vor einer Brücke Ein Segelbott auf dem Wasser vor einer Brücke](https://taz.de/picture/4178200/14/Oeresundbruecke-1.jpeg)
Für die schwedischen Nachbarn bleibt die Grenze zu. „Wir haben eine zu unterschiedliche Coronainfektionslage“, begründete das Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Man sei zwar mit Stockholm im Gespräch über eine mögliche Sonderlösung, habe aber noch kein Ergebnis erzielen können.
Wenig später verkündete Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg, dass die norwegische Grenze für Reisende aus Dänemark wieder geöffnet werde, aber für die aus dem restlichen Schengenraum bleibe es bei der 10-tägigen Quarantäneregelung.
Und dann veröffentlichte auch noch Athen eine Liste mit 29 Ländern, die ab Mitte Juni in Griechenland Urlaub machen dürfen. Auf der fehlt neben Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien auch Schweden. So ähnlich hatte sich Tage zuvor bereits Zypern entschieden. Zwar versicherte Tourismusminister Savvas Perdios, man hoffe, SchwedInnen bald begrüßen zu können, aber mehr als eine vage Aussicht ist das nicht.
Nordische Zusammenarbeit in Gefahr
Nun sollen die SchwedInnen nach dem Willen ihrer Regierung in diesem Sommer sowieso nicht ins Ausland reisen und auch im Inland möglichst wenig unterwegs sein. Schweden ist trotz sinkender Corona-Infektionszahlen noch weit von den Raten der umliegenden Länder entfernt.
Einige PolitikerInnen und JournalistInnen sowohl in Schweden als auch in Dänemark bezweifeln die Logik hinter der von Kopenhagen nur einseitig geschlossenen Grenze. DänInnen können nun ungehindert nach Schweden ein- und unkontrolliert auch wieder zurück reisen. An Wochenenden kommt es auf der Öresundbrücke regelmäßig zu langen Schlangen. „Sind denn Dänen immun, wenn sie in Malmö Kneipen besuchen, wir aber generell gefährliche Virenschleudern, wenn wir uns in Kopenhagen Røde Pølser kaufen wollen?“, wunderte sich am Samstag ein vom dänischen Fernsehen in Malmö interviewter Schwede.
Schwedens Außenhandelsministerin Anna Hallberg warnt vor Diskriminierung. Dänemarks Ex-Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen warf seiner Nachfolgerin Frederiksen vor, „vorsätzlich und ohne den Schein einer fachlichen Begründung“ die Öresund-Zusammenarbeit mit Schweden aufs Spiel zu setzen.
Zumal in dieser Region nicht Schweden der Corona-Hotspot sei, sondern Kopenhagen, wo die Infektionszahlen weit über denen in Südschweden liegen. Der dänische Geschichtsprofessor Uffe Østergaard warnte vor Gefahren für die nordische Zusammenarbeit: Die Sonderbehandlung Schwedens durch die dänische Regierung sei „jedenfalls ein dicker Sargnagel“.
Zumindest können sich die SchwedInnen auf Urlaub auf den Balearen und Kanaren freuen, nachdem Spanien am Samstag ankündigte, demnächst TouristInnen aus allen skandinavischen Staaten wieder willkommen heißen zu wollen. Außerdem hatte Deutschland die Grenze zu Schweden, anders als jene zu Dänemark, nie geschlossen. Und ein weiterer Trost bleibt: Viele SchwedInnen dürften sich den Urlaub trotz Coronakrise leisten können. Die Wirtschaftleistung Schwedens konnte im 1. Quartal ein kleines Plus verzeichnen, während sie in anderen EU-Ländern teilweise dramatisch abstürzte.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen