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Reinlichkeits-Kult in PekingPutzige Roboter für die Hygiene

Der Alltag bei den Olympischen Spielen ist von Desinfektion geprägt. Menschen und Maschinen wischen und reinigen alles, was irgendwo auftaucht.

Und täglich grüßt der Coronatest Foto: Andreas Rüttenauer

N un bin ich also drin in der Blase, „within the closed loop“, wie es in der Olympiasprache von Peking heißt. Ich gehöre dazu. Aber überall, wohin ich meinen Fuß setze, wird mir klargemacht, dass ich unrein bin. Pffft, pffft. Kaum habe ich den Stuhl verlassen, auf dem ich saß, als ich mein Frühstück eingenommen habe, wird er desinfiziert.

Verlasse ich das Hotel, muss ich durch eine Sicherheitsschleuse, die von vier jener weiß gekleideten Hygieneoffiziere betrieben wird, die mich streng durch ihre Arbeitsschutzbrillen anschauen.

Vor dem Hotel winkt mir eine nett lächelnde ältere Dame entgegen. Sie sitzt in dem Container, an dem mir jeden Morgen ein Rachenabstrich für den täglichen PCR-Test genommen wird. Ihre Arme stecken in zwei riesigen Gummihandschuhen, die aus dem Container ragen. So kann sie mich gewissenhaft mit dem Abstrichstäbchen bearbeiten, ohne mir wirklich nahezukommen.

Das erste, was ich dann sehe, wenn ich das Pressezentrum betrete, ist der putzige Roboter, der den grau lackierten Betonboden dieses riesigen Gebäudes putzt. Er ist nicht alleine. Er teilt sich die Arbeit mit fünf Frauen, die mit ihren großen Wischmopps in der Eingangshalle auf- und abmarschieren. Eine sitzt auf einer Art Putztraktor mit Wischvorrichtungen vorne dran und hinten.

Hilfe nach dem Stuhlgang

Wenn ich mit der Rolltreppe runter in den Arbeitsraum fahre, muss ich an einem Mann vorbei, der während dieser Winterspiele dafür zuständig ist, den Handlauf zu reinigen. Steht er den ganzen Tag da? Pffft, pffft.

Wenn ich dann die Toilette betrete, begrüßt mich ein Mann mit einem Zerstäuber in der Hand. Pffft, pffft

Komme ich im Gang zu den Toiletten jenen runden Tonnen zu nahe, die mich so nett anblinken, öffnen sie ihren Deckel und bieten mir an, Müll in ihnen zu entsorgen. Wahrscheinlich kann man diese Mülltonnen auch mit dem Internet verbinden, denke ich mir und frage mich, ob die Digitalisierung wirklich auch beim Mülleimer ankommen muss.

Wenn ich dann die Toilette betrete, begrüßt mich ein Mann mit einem Zerstäuber in der Hand. Nach jedem Klogang macht er sich ans Werk. Pffft, pffft. Wenn ich die Tür vom Sitzabort nach getanem Geschäft öffne, steht er schon da und zwängt sich an mir vorbei in die Kabine. Ich bin froh, dass er nicht schon vorher eingedrungen ist, um mir bei der Körperreinigung behilflich zu sein. Da wäre mir, wenn überhaupt, ein Roboter lieber. Der Mann im Klo jedenfalls schaut so streng, dass ich mir die Hände so lange wasche, wie man es mir damals zu Beginn der Coronapandemie beigebracht hat.

Bin ich jetzt sauber? Pffft, pffft. Kaum habe ich das Waschbecken freigegeben, wird es desinfiziert.

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Andreas Rüttenauer
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1 Kommentar

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  • Man weiß nicht, ob es hilft, aber weniger würde sicher nicht mehr helfen.

    Ist doch immer so, wenn man irgendwas auf Null bringen will, muss man alles tun, was man kann. Das verliert sehr schnell jeden Sinn, wenn es zu spät ist, aber bis dahin weiß man nicht, was zu viel war und was zu wenig. Also besser zu viel tun. Logisch.