Auslauf für Journalisten: Befreiendes Wälzen im Schnee

Der Bewegungsradius für Olympiareporter ist klein, die Maskenpflicht streng. Da wird plötzlich einsetzender Schneefall zum Ereignis.

Die stillen Helferlein: Olympia-Volunteers bauen sogar Schneemänner und beantworten Fragen.

Die stillen Helferlein: Olympia-Volunteers bauen sogar Schneemänner und beantworten Fragen Foto: Mark Schiefelbein/ap

Viel Auslauf haben wir Olympiareporter ja nicht in der Blase. Vor dem Medienzentrum gibt es einen Platz, gut 200 Meter lang und 30 Meter breit, da dürfen wir uns austoben. Manch einer schnürt die Joggingschuhe und trabt auf und ab. Andere suchen sich ein verstecktes Plätzchen hinter einem Baum und legen heimlich ihre Maske ab, um für ein paar Minuten ungefilterte Luft inhalieren zu können. Auch auf dem Journalistenspielplatz gilt die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske.

Kaum einer wagt es, auch nur ein einziges Nasenloch zu zeigen. Nur die Schneemänner, die seit Sonntag, als auf einmal so viel Schnee gefallen ist, auf dem kleinen Freiplatz stehen, haben keine Pappe vor dem Mund. Ja, das war schön, dass es mal geschneit hat. Mit den Flocken ist ein wenig Heiterkeit eingekehrt in die Olympiawelt. Der Mann in Uniform, der am Ende des Platzes normalerweise darauf zu achten hat, dass nur ja keiner den Zaun überwindet und die Blase verlässt, hat einen Schneemann gebaut. Es klettert ja doch niemand rüber. Volunteers liefern sich Schneeballschlachten, kichern, wälzen sich in der weißen Pracht.

„Ich hätte da mal eine Frage“

Das Freiwilligenleben ist nicht immer so heiter. Den jungen Leuten in den blauen Trainingsanzügen droht immer Ungemach, wenn die Angestellten des Pekinger Organisationskomitees in ihren rot-weißen Trainingsjacken in der Nähe sind. Das sind ihre Chefs. Manchmal müssen diese nur streng schauen, schon steigt Angst in die Köpfe der Volunteers.

Einmal habe ich eine Freiwillige angesprochen. „Ich hätte da mal eine Frage“, sage ich. Bei der Siegerpressekonferenz von Gao ­Tingyu, dem Olympiasieger im Eisschnellauf über 500 Meter, hatte ich den Namen eines chinesischen Popstars nicht verstanden, den er erwähnt hatte. „Eine Frage?“, die Freiwillige sieht mich unsicher an. Sie schielt schuldbewusst zu der Frau in Rot-Weiß rüber, die neben ihr steht.

Die sagt schnell: „Wir beantworten keine Fragen.“ Welche Frage sie da wohl erwartet hat? Ich bringe mein Anliegen vor. „Aha, das kann ich ihnen schon sagen. Jay Chou heißt der Sänger.“ Die Freiwillige ist erleichtert. Diese Art Fragen scheint sie wohl beantworten zu dürfen. Ich bin erleichtert, weil ich die Freiwillige mit meiner Neugier nicht in die Bredouille gebracht habe. Und vielleicht ist auch die Dame vom OK froh gewesen, dass sie nicht einschreiten musste.

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